Vor 60 Jahren endete das Zweite Vatikanische Konzil
26.11.202511:39
Größte Kirchenversammlung der Geschichte war auch das bislang letzte ökumenische Konzil der katholischen Kirche
Vor 60 Jahren - am 8. Dezember 1965 - ging das Zweite Vatikanische Konzil zu Ende. Es wurde von Papst Paul VI. feierlich beendet, war die größte Kirchenversammlung in der 2.000-jährigen Geschichte der Kirche und das 21. und bisher letzte ökumenische Konzil der katholischen Kirche. Drei Jahre lang rangen insgesamt 2.850 Konzilsväter über eine Reform der Kirche. Der Wunsch nach Öffnung, nach einem neuen Anfang in die heutige Zeit hinein, nach Überwindung festgefahrener Mechanismen bestimmte mit atemberaubender Dynamik die Beratungen. Ihr Ergebnis sind insgesamt 16 Dokumente, die bis heute Richtschnur und Quelle der Inspiration für die Kirche und die Gläubigen gleichermaßen sind und um deren Verständnis und Verwirklichung nach wie vor gerungen wird.
In den letzten Wochen des Konzils wurden noch zahlreiche Konzilsdokumente beschlossen. In der Zeit vom 18. November bis 7. Dezember 1965 waren es alleine sechs - unter ihnen so bedeutende wie "Dei Verbum" über das Offenbarungsverständnis und die Bibelauslegung, "Gaudium et spes" über die Kirche in der Welt von heute und "Dignitatis humanae" über die Religionsfreiheit.
Das Konzil wollte die Kirche durch eine Reform ihrer Strukturen in eine neue Zeit führen und den Weg für die Einheit der getrennten Christen ebnen. Die ganze christliche Wahrheit sollte auf eine neue Art ausgesagt werden. Dazu erarbeitete die Versammlung zwei dogmatische und zwei pastorale Konstitutionen, neun Dekrete und drei Erklärungen. In diesen Dokumenten definierte die Kirche u.a. ihr eigenes Selbstverständnis neu, sie klärte ihre Haltung zur Welt, reformierte die Liturgie, bekannte sich zur Religionsfreiheit und richtet ihr Verhältnis zu den nichtchristlichen Religionen neu aus.
Dass das Konzil weder neue Dogmen proklamierte noch andere letztverbindliche Aussagen machte, erweist sich rückblickend als Stärke und Schwäche zugleich. Dasselbe gilt für das Bestreben, auch die Meinung von Minderheiten, insbesondere der konservativen kurialen Gruppe, zu berücksichtigen. Viele Texte haben Kompromisscharakter. Manche Unausgeglichenheiten lassen auch zu, dass sich die Vertreter gegensätzlicher Auffassungen zu Recht auf einzelne seiner Aussagen berufen können. Der Wiener Kardinal Franz König (1905-2004), eine der großen Gestalten des Konzils, hat daher immer wieder betont, dass man einerseits die Texte des Zweiten Vaticanums genau lesen, aber auch ihre Entstehungsgeschichte und ihr Umfeld im Auge behalten müsse.
Im Dekret über das Laienapostolat erachtete das Zweite Vaticanum die Berufung und Sendung der Laienchristen als unverzichtbar und unersetzbar für die Kirche
Das Konzilsdokument "Über die Kirche in der Welt von heute" legt eine zeitgemäße Basis für den Dialog und die Zusammenarbeit mit der Welt und hat sich als einer der wirkmächtigsten Texte des Zweiten Vaticanums erwiesen
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Linzer Pastoraltheologin in Beitrag für "ET-Studies"-Journal: Im Oktober 2024 geendete Weltsynode bringt "neue Ära der Rezeption" des Konzils - Synode läutet mit Rückenwind des Konzils Übergang "von einer Priesterkirche hin zu einer Kirche der Getauften" ein
Neue Folge des Theologie-Podcast "Diesseits von Eden": Gregor Maria Hoff, Dietmar Winkler und Michaela Quast-Neulinger thematisieren zentrale Dokumente der letzten Konzilsphase
In Euphorie endete vor 60 Jahren die größte Kirchenversammlung des 20. Jahrhunderts - Dem Aufbruch folgte später auch eine Zeit der Experimente und der Verunsicherung - Bis heute wird um den "Geist des Konzils" gerungen - Von Alexander Brüggemann