Csiszar: Konzil lebt heute weiter im Synodalen Prozess
26.11.202511:42
Österreich/Kirche/Konzil/Synodalität/Csiszar
Linzer Pastoraltheologin in Beitrag für "ET-Studies"-Journal: Im Oktober 2024 geendete Weltsynode bringt "neue Ära der Rezeption" des Konzils - Synode läutet mit Rückenwind des Konzils Übergang "von einer Priesterkirche hin zu einer Kirche der Getauften" ein
Linz, 26.11.2025 (KAP) 60 Jahre nach seinem Ende lebt das Zweite Vatikanische Konzil (1962-65) heute im Synodalen Prozess der Katholischen Kirche fort: Das hat die Linzer Pastoraltheologin und Synoden-Expertin Prof. Klara A. Csiszar in einem Beitrag in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "ET-Studies" (Zeitschrift der Europäischen Gesellschaft für Katholische Theologie) zum Konzilsjubiläum betont. Ihr Beitrag "Weltbischofssynode - Ein Rezeptionsmoment des Konzils?" geht dabei vom Abschluss der 16. Ordentlichen Bischofssynode am 26. Oktober 2024 aus: ein Tag, der "eine neue Ära der Rezeption des II. Vatikanischen Konzils eröffnet hat", so Csiszar, da der Synode ein nie dagewesener Konsultationsprozess vorausgegangen war und auch die Teilhabemöglichkeit von Laiinnen und Laien noch nie so groß war.
Eine Zusammenschau der Weichenstellungen des Konzils, das am 8. Dezember 1965 endete, und der Synodenergebnisse zeige eine Tendenz, "die meines Erachtens die Kirche(n) fit für die Zukunft macht, und zwar nicht nur im deutschen Sprachraum, sondern in Europa und vielleicht darüber hinaus", so Csiszar. So habe das Konzil durch ein verändertes kirchliches Weltverhältnis und ein neues Missionsverständnis die Weichen gestellt für eine Theologie des Volkes Gottes ("Communio-Theologie"), die bis heute auch den Synodalen Prozess bestimme. Schließlich werde nicht nur die Welt mit ihren "existenziellen Wunden" zu einem "Ort mit pastoraler Bedeutung", sondern es würden auch alle Gläubigen gleichermaßen ermutigt und ermächtigt, sich als missionarische Glieder der Kirche zu verstehen und Verantwortung zu übernehmen.
Diese Kehrtwende habe das Konzil vorbereitet - und sie sei von der Synode aufgegriffen und weiterentwickelt worden: "Die Synodalität als kirchliches Prinzip stellt einen wesentlichen Fortschritt in der Kirchenstruktur und im kirchlichen Leben dar, indem sie die Beteiligung aller Gläubigen fördert und die Communio-Theologie von ihren Konsequenzen her denkt." Insofern sei Synodalität ein neuer, zeitgemäßer Ausdruck des Vollzuges dessen, was mit "Volk Gottes" und der Betonung des Priestertums aller Gläubigen gemeint sei.
Der Rezeptionsprozess des Konzils sei damit jedoch noch nicht abgeschlossen, mahnte Csiszar. Vielmehr werde es wohl noch Jahre dauern, bis der "Übergang von einer Priesterkirche hin zu einer Kirche der Getauften" erfolgreich vollzogen sein werde. Ziel bleibe dabei eine Kirche, "wo Laien sich einmischen - nicht nur sich einmischen können, wenn der Bischof oder der Pfarrer das erlaubt, sondern auf Grund ihres Taufbewusstseins selbstverständlich Kirche gestalten, wo Laien keine Objekte der Pastoral oder Statisten in der Kirche sind, die zu gehorchen haben und die Macht der Kleriker respektieren lernen, sondern begleitet werden, ihre Sendung zu entdecken". Dazu müssten synodale Gremien "tatsächlich zu arbeiten beginnen", die Theologie "weiblicher" werden und kirchliche Vernetzung und Partnerschaften transnational und letztlich wirklich weltkirchlich gedacht werden, so die Theologin abschließend. (Artikel online als open access abrufbar: https://poj.peeters-leuven.be/content.php?url=article&id=3294235)
(Weitere Meldungen und Hintergrundberichte zum Ende des Zweiten Vatikanischen Konzils vor 60 Jahren im Kathpress-Themenpaket unter www.kathpress.at/60-Jahre-Konzilsende)
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