Höchstrangige Telefon-Diplomatie im Nachgang des Angriffs auf katholische Pfarre, auch zwischen Trump und Netanjahu
Vatikanstadt, 18.07.2025 (KAP) Papst Leo XIV. hat mit Israels Premierminister Benjamin Netanjahu telefoniert. Netanjahu habe den Papst am Freitagvormittag in dessen Residenz in Castel Gandolfo angerufen, teilte der Vatikan anschließend mit. Der Anruf erfolgte als Reaktion auf den israelischen Militärangriff auf die katholische Kirche Heilige Familie in Gaza, bei dem am Donnerstag mindestens drei Menschen getötet und weitere teils schwer verletzt wurden.
Während des Gesprächs erneuerte der Papst laut Vatikan seinen Appell für neue Impulse für einen Waffenstillstand und für Verhandlungen zur Beendigung des Krieges. Weiters brachte der Papst seine große Sorge über die dramatische humanitäre Situation der Bevölkerung im Gazastreifen zum Ausdruck, deren erschütternden Preis insbesondere Kinder, alte und kranke Menschen zahlen müssten. Abschließend bekräftigte er die Notwendigkeit, Gotteshäuser und Gläubige sowie alle Menschen in Palästina und Israel zu schützen.
Noch am Donnerstagabend - direkt nach dem Granatenangriff - hatte der Papst erklärt, er sei tief betrübt über die Todesfälle und die Verletzungen "durch eine militärische Attacke". Er verzichtete darauf, Israels Armee als Schuldigen zu nennen - offenbar, weil man im Vatikan der Erklärung folgte, dass es sich um ein Versehen gehandelt habe. Zugleich wiederholte er seinen Appell für eine sofortige Feuerpause und seine "Hoffnung auf Dialog, Versöhnung und dauerhaften Frieden in der Region".
Daraufhin hatte das Büro von Premier Netanjahu mit einem ungewöhnlichen Dank an Papst Leo für seine "Worte des Trostes" geantwortet. Zugleich war in dem Text von tiefem Bedauern die Rede gewesen. Wörtlich hieß es darin: "Israel bedauert sehr, dass verirrte Munition die Kirche der Heiligen Familie getroffen hat." Jedes unschuldige Todesopfer sei eine "Tragödie". Und weiter: "Wir teilen die Trauer der Familien und der Gläubigen." Israel untersuche den Vorfall und bemühe sich weiterhin darum, Zivilisten und religiöse Stätten zu schützen.
Auch Telefonate mit Patriarchen
Wie der Vatikan mitteilte, telefonierte Papst Leo zudem auch mit den beiden Jerusalemer Patriarchen Kardinal Pierbattista Pizzaballa und das Oberhaupt der griechisch-orthodoxen Christen, Patriarch Theophilos, die sich am Freitag vor dem Eindruck des Angriffs gemeinsam mit einem Transport von 500 Tonnen Hilfsgütern in den Gazastreifen begeben hatten. Er sprach dabei abermals "allen unschuldigen Opfern in dieser Zeit des Schmerzes im Heiligen Land und im gesamten Nahen Osten" sein Mitgefühl aus. Er bete für den Frieden und setze sich unermüdlich dafür ein, denn nur im Frieden könnten alle Beteiligten ihre Menschlichkeit bewahren.
Ebenso hatte am Freitag auch in Washington Regierungssprecherin Karoline Leavitt mitgeteilt, dass Präsident Donald Trump Netanjahu angerufen habe, als er von dem Vorfall erfahren habe. Trump habe in dem Gespräch "nicht positiv" auf die Nachricht aus Gaza reagiert. Netanjahu habe signalisiert, dass es ein "Fehler" der Israelis gewesen sei, die Kirche zu treffen, so Leavitt.
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