Drei Tote durch Angriff auf Kirche in Gaza - Papst kondoliert
17.07.202512:27
(zuletzt bearbeitet am 17.07.2025 um 17:15 Uhr)
Palästina/Israel/Krieg/Konflikte/Kirche
Opfer starben nach Kirchenangaben an ihren schweren Verletzungen - Israel kündigt Untersuchung des Angriffs an - Patriarchat: "Gezielte Tötung von Zivilisten" nicht zu rechtfertigen
Jerusalem, 17.07.2025 (KAP) Ein Angriff Israels auf die katholische Pfarre zur Heiligen Familie in Gaza-Stadt hat am Donnerstag mindestens drei Todesopfer gefordert. Ein junger Mann und zwei ältere Frauen sind nach Angaben des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem ihren schweren Verletzungen im Spital erlegen. Auch weitere wurden schwer verletzt, zudem musste auch Ortspfarrer Gabriel Romanelli infolge einer Verletzung am Bein spitalsbehandelt werden und das Kirchengebäude erlitt erhebliche Schäden. Die "gezielte Tötung unschuldiger Zivilisten" sei durch nichts zu rechtfertigen, hieß es seitens des Patriarchats.
Noch am Donnerstag zeigte sich der Papst in tiefer Trauer über die Toten und Verletzten durch den Angriff auf die Kirche und rief in einem Telegramm zum sofortigen Waffenstillstand auf. Er hoffe auf Dialog, Versöhnung und dauerhaften Frieden für die Region, so Leo XIV. Zugleich versicherte er der Pfarre Gaza und Pfarrer Romanelli seine geistliche Nähe. Er empfehle die Seelen der Getöteten der Gnade Gottes, bete um Trost für die Trauernden und die Genesung der Verletzten, so der gerade in Castel Gandolfo urlaubende Papst in dem von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin unterzeichneten Schreiben.
Die israelische Armee kündigte eine Untersuchung an und erklärte ihr Bedauern für entstandene Schäden. Man unternehme "alle zumutbaren Anstrengungen, um Schäden an Zivilisten und zivilen Einrichtungen, einschließlich religiöser Stätten, zu vermeiden", heißt es in einer Mitteilung von Donnerstag. Auch das israelische Außenministerium betonte in Sozialen Medien, dass Israel "niemals Kirchen oder religiöse Stätten" angreife. Die Umstände des Vorfalls seien "noch unklar".
Explosion am Kirchendach
Laut Angaben der Hilfsorganisation Caritas Jerusalem wurde das Gelände der Pfarre, auf dem rund 500 Flüchtlinge leben, kurz nach 10 Uhr von einer Granate getroffen. Die Explosion ereignete sich in der Nähe des Kreuzes auf dem Kirchendach, wobei Splitter und Trümmer in den Innenhof fielen. Fünf Personen wurden dabei schwer verletzt, bisher zwei davon tödlich.
Bei den Opfern handelte es sich einerseits um zwei 70 bzw. 84 Jahre alte Frauen, die zum Zeitpunkt der Explosion im Caritas-Zelt aufgehalten hätten, um psychosoziale Unterstützung zu bekommen, sowie um den 60-jährigen Hausmeister der Pfarre, der sich zum Zeitpunkt des Einschlags ebenfalls dort befand. Weitere Verletzte wurden mit Stichen versorgt. Alle drei starben nach Kirchenangaben an ihren schweren Verletzungen. Von acht weiteren Verletzten befinden sich demnach zwei weitere in ernstem Zustand. Der Pfarrer der Gemeinde, der argentinische Ordensmann Gabriel Romanelli, erlitt nur leichte Verletzungen.
Die intensiven Bombardierungen und Militäreinsätze in der Nähe der Pfarre hatten die Lage schon in den Vortagen immer gefährlicher gemacht, so die Caritas. Am Mittwoch sei die Bedrohung besonders ernst gewesen, zumal sich israelische Panzer nahe dem Kirchengelände befunden hätten und es zu fortgesetzten Angriffen in direkter Umgebung gekommen sei. Ohne die Anweisung von Pfarrer Romanelli an die Flüchtlinge, in ihren Zimmern zu bleiben, hätte es laut Caritas-Angaben am Donnerstag womöglich ein "Massaker" mit mindestens 50 bis 60 Toten gegeben.
Die Caritas forderte den Schutz von Gotteshäusern und humanitären Einrichtungen. "Angriffe auf Zivilisten, die Zuflucht suchen, oder deren Gefährdung stellen eine schwere Verletzung des humanitären Völkerrechts und einen direkten Angriff auf die Menschenwürde dar." Auch das griechisch-orthodoxe Patriarchat von Jerusalem sprach von einer "offenkundigen Verletzung der Menschenwürde" sowie einem "eklatanten Verstoß gegen die Unantastbarkeit des Lebens und die Heiligkeit religiöser Stätten".
Schock in Italien
Die italienische Regierungschefin Giorgia Meloni verurteilte den Angriff auf die Kirche sowie die anhaltenden israelischen Angriffe auf die Zivilbevölkerung des Gazastreifens. "Keine militärische Aktion kann eine solche Haltung rechtfertigen", schrieb sie auf der Plattform "X".
Auch die Italienische Bischofskonferenz zeigte sich tief betroffen. In einer am Mittag veröffentlichten Erklärung verurteilten die Bischöfe fortgesetzte Gewalt, Zerstörung und Tod unter der vom monatelangen Krieg schwer getroffenen Bevölkerung des Gazastreifens "aufs Schärfste". An die beteiligten Parteien und die internationale Gemeinschaft appellierten sie, die Waffen zum Schweigen zu bringen und Verhandlungen aufzunehmen, "den einzig möglichen Weg zum Frieden". Zugleich dankten die Bischöfe der Präsidentin der Union der Jüdischen Gemeinden Italiens, Noemi Di Segni, für ihre Solidaritätsbotschaft. Dieser Dank gelte allen, die in diesen Stunden ihre Unterstützung für die katholische Kirche zeigten.
56 Todesopfer, über 500 Auswanderungen
Die Zahl der bestätigten christlichen Todesopfer stieg damit seit Kriegsbeginn auf 56. 20 Christen wurden durch die israelische Armee getötet. 34 weitere Christen starben an verschiedenen Ursachen, darunter auch die kriegsbedingte medizinische Unterversorgung. Die Gesamtzahl der Christen im Gazastreifen ist seit Oktober 2023 von 1.017 auf rund 670 gesunken. Gleich zu Beginn des Kriegs hatten unter den starken israelischen Bombardierungen jene rund 300 Christen den Gazastreifen Richtung Ägypten verlassen, die über ein Visum oder einen Zweitpass verfügten.