Klasnic: Mehr über gesellschaftliche Dimension von Missbrauch sprechen
21.10.202513:54
Österreich/Kirche/Gesellschaft/Missbrauch/Klasnic
Langjährige Opferschutzanwältin bilanziert 15 Jahre Tätigkeit - Tagung in Wien im Zeichen des Dankes und des verstärkten Fokus auf Prävention
Wien, 21.10.2025 (KAP) In den vergangenen 15 Jahren seit Einsetzen der Unabhängigen Opferschutzanwaltschaft auf Ersuchen von Kardinal Christoph Schönborn hat sich im Blick auf den Umgang mit dem Thema Missbrauch im kirchlichen Kontext "vieles in Österreich verändert - und auch darüber hinaus": Das hat die bisherige und langjährige Opferschutzanwältin Waltraud Klasnic am Rande einer Tagung am Dienstag in Wien im Gespräch mit Kathpress betont. "Die Menschen haben in dieser Zeit Vertrauen gefasst", und auch international genieße das österreichische Modell einer Unabhängigen Opferschutzanwaltschaft hohes Ansehen.
Dennoch bleibe vieles zu tun: "Vielleicht haben wir es verabsäumt, mehr darüber zu reden, dass es nicht nur in der Kirche zum Missbrauch kommt, sondern zu 80 Prozent in Familien, Vereinen und Organisationen", so Klasnic. Den reinen Zahlen nach würden nur 1,5 Prozent der Missbrauchsfälle die Kirche betreffen - "das dürfen wir nicht verharmlosen, weil es nicht passieren darf", fügte Klasnic hinzu. Aber es sollte künftig stärker auch die gesellschaftliche Dimension in den Blick genommen werden, so Klasnic, die ihr Amt Ende des Jahres an Caroline List übergeben wird.
Auf die Frage, ob nicht künftig auch die Täterseite stärker in den Blick genommen werden sollte, antwortete Klasnic, dass ihr Mandat von Beginn an dem Blick auf die Betroffenen galt: "Mein Auftrag sind die Betroffenen und all jene, die in Folge des Missbrauchs mit dem Leben nicht mehr fertig werden". Mit Tätern habe sie so gut wie nie gesprochen - dazu gebe es im Übrigen die diözesanen Kommissionen, in denen über Sanktionierungen und Disziplinierungsmaßnahmen befunden werde.
Die Tagung "Die Wahrheit wird euch frei machen" findet noch den gesamten Dienstag im Wiener Erzbischöflichen Palais statt. Höhepunkte sind u.a. ein Vortrag des internationalen Missbrauchs-Experten P. Hans Zollner und ein Podiumsgespräch mit Kardinal Christoph Schönborn und Waltraud Klasnic am Nachmittag.
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