Österreichische Georgsgemeinde in Istanbul: Vorfreude auf Papstbesuch
24.11.202512:42
Österreich/Türkei/Kirche/Papst/Reise
Hoffen auf "inspirierende Begegnungen mit dem Heiligen Vater" und Erwartungen an Dialog, Ökumene und gesellschaftliche Signale - Österreichische Auslandsschule St.-Georgs-Kolleg eine "Brücke zwischen Kulturen"
Istanbul, 24.11.2025 (KAP) Die Verantwortlichen der katholischen österreichischen St.-Georgs-Gemeinde in Istanbul blicken dem am Donnerstag beginnenden Türkei-Besuch von Papst Leo XIV. mit freudigen Erwartungen entgegen. In einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur Kathpress (Montag) betonten Priester Alexander Jernej und Pastoralassistentin Gerda Willam die Hoffnung auf "inspirierende Begegnungen mit dem Heiligen Vater". Besondere Bedeutung messen sie den ökumenischen Treffen und Feiern zum 1700-Jahr-Gedenken an das Konzil von Nizäa (Nicäa) zu, die "eine nachhaltige Wirkung für uns in Istanbul und weltweit entfalten" sollen.
Der gebürtige Steirer Jernej ist seit 2015 Superior der Lazaristen in St. Georg in Istanbul. Willam gehört der Gemeinschaft "Werk der Frohbotschaft Batschuns" an, die mit den Lazaristen in der St.-Georgs-Gemeinde (St. Georg Kilisesi) zusammenarbeitet. Vom Papst wünschen sich Jernej und Willam eine Stärkung des Wegs zur Einheit der Christen und Impulse im Religionsdialog. Zugleich hoffen sie, dass Leo XIV. Erfahrungen aus dem religiös und kulturell vielfältigen Zusammenleben in der Türkei in die Weltkirche einbringen wird.
Leo XIV. beginnt seinen dreieinhalbtägigen Türkei-Besuch in Ankara, wo er unter anderem von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan empfangen wird. Der Staatsbesuch werde in der türkischen Öffentlichkeit genau beobachtet. Viele Menschen sprächen die Gemeindemitglieder im Alltag darauf an, berichteten die Verantwortlichen der St.-Georgs-Gemeinde. Jernej und Willam hoffen auf "fruchtbare Impulse für unser Zusammenleben hier in der türkischen Gesellschaft" und verweisen auf viele Übereinstimmungen in den Haltungen der Türkei und des Vatikans. Der Besuch des Papstes könne zu einer gegenseitigen Bestärkung in der Rolle als Vermittler von Friedenslösungen beitragen, unter anderem im Blick auf die Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten.
Von Ankara aus reist der Papst weiter nach Istanbul. Dort gilt den vielen ökumenischen Begegnungen besondere Aufmerksamkeit. "Neben dem Ökumenischen Patriarchat freuen sich auch die großen orientalischen Kirchen vor Ort, die Armenisch-Apostolische Kirche und die Syrisch-Orthodoxe Kirche, dass der Papst zu ihnen kommt", erklärten Jernej und Willam. Ein wichtiges Zeichen für die Katholikinnen und Katholiken vor Ort ist die gemeinsame Messe mit Papst Leo XIV. in der "Volkswagen Arena". Auch rund 40 Mitglieder der österreichischen St.-Georgs-Gemeinde werden an der Feier am Samstagabend in der Sport- und Veranstaltungshalle teilnehmen.
Anerkennung findet auch der geplante Besuch des Papstes im Altenpflegeheim der Kleinen Schwestern der Armen im Istanbuler Stadtteil Bomonti. Dieser gelte "allen christlichen Gemeinschaften, die sich für die Armen einsetzen". Dabei könnten auch alltägliche bürokratische Hürden zur Sprache kommen.
Auf Nachfrage zur eingeschränkten rechtlichen Lage der Kirchen in der Türkei verwiesen die Verantwortlichen der St.-Georgs-Gemeinde auf einzelne Fortschritte, etwa die Möglichkeit, einen Verein mit kirchlichem Zweck zu führen. Gleichzeitig werde "das reservierte Klima gegenüber Ausländern" wie in anderen Teilen auch in der Türkei deutlicher spürbar. "Bürokratische Hürden für Türken in Österreich wirken sich im Sinne der Gegenseitigkeit auch auf uns aus", so Jernej und Willam.
Gemeindeleben und Ökumene
Mittelpunkt des Gemeindelebens in St. Georg ist der Sonntagsgottesdienst. Soziale Aktivitäten erfolgen oft gemeinsam mit den anderen beiden deutschsprachigen christlichen Gemeinden. So gibt es etwa eine Initiative zur Begleitung älterer Frauen in binationalen Ehen. Hinzu kommt eine aktive Vinzenzgemeinschaft in St. Georg sowie soziale Projekte. Auch ökumenische Kontakte zu den vielen kirchlichen Gemeinschaften in Istanbul werden gepflegt und die Gemeinde ist eine Plattform für kulturelles Leben.
Die St.-Georgs-Gemeinde ist aber nicht nur ein geistliches Zentrum und ein Ort der Begegnung für Österreicherinnen und Österreicher in Istanbul. Alexander Jernej ist auch Vertreter des Schulerhalters des renommierten St.-Georgs-Kollegs. Die Bildungseinrichtung ist die älteste österreichische Auslandsschule; das Gymnasium und die Handelsakademie werden von mehr als 500 Schülerinnen und Schülern besucht, die mehrsprachig unterrichtet werden. Das St.-Georgs-Kolleg, dessen Wurzeln bis ins 19. Jahrhundert reichen, sei "eine Brücke zwischen zwei Ländern, Kulturen und Sprachen", so Jernej. Die Schule wolle weiter "zum gegenseitigen Verständnis und zur Verbesserung der Beziehungen von Türken und Österreichern beitragen".
(Website Österreichische St. Georgs-Gemeinde Istanbul: www.sg.org.tr; Kathpress-Themenschwerpunkt mit allen Meldungen und Hintergrundberichten zum Besuch von Papst Leo XIV. in der Türkei und im Libanon abrufbar unter www.kathpress.at/www.kathpress.at/papst-tuerkei-libanon)