Kirchlicher Großraum im Nordosten Österreichs mit über einer Million Katholiken, 75.000 ehrenamtlich Engagierten in 600 Pfarren und 2.400 Angestellten
Wien, 15.10.2025 (KAP) Die Erzdiözese Wien ist die von der Katholikenzahl her mit Abstand größte katholische Diözese Österreichs. Laut den aktuellsten verfügbaren Daten (2024) gehören ihr 1.039.055 Katholikinnen und Katholiken an. Die Erzdiözese umfasst die Stadt Wien und die östliche Hälfte des Bundeslandes Niederösterreich. Sie ist in drei territoriale Verwaltungseinheiten eingeteilt: Das "Vikariat Nord - Unter dem Manhartsberg" umfasst das Weinviertel und das Marchfeld, das "Vikariat Wien-Stadt" die Städte Wien und Klosterneuburg und das "Vikariat Süd - Unter dem Wienerwald" das sogenannte Industrieviertel südlich der Donau von Hainburg über Wiener Neustadt bis zur Buckligen Welt.
In der Erzdiözese Wien gibt es derzeit 602 Pfarren, angefangen von kleinen ländlichen Pfarren wie Grafensulz mit nur 81 Mitgliedern bis hin zur urbanen Großpfarre "Zur Frohen Botschaft" in Wien mit knapp 13.700 Gläubigen. Seit mehr als 15 Jahren befindet sich die Erzdiözese in einem als "APG 2.1" bezeichneten Reformprozess, der auch die Struktur der Pfarren und weiteren Seelsorgeeinheiten in 139 sogenannten "Entwicklungsräumen" betrifft. Insgesamt 807 Priester sind hier im aktiven Dienst tätig, davon sind 426 Diözesanpriester, 228 Ordenspriester und 153 Priester im Ruhestand; 246 davon aktuell in Pfarrleitungsfunktion.
Vielfältiger Arbeitgeber
Direkt bei der Erzdiözese angestellt sind 2.456 Personen, davon neben den Priestern auch 888 Frauen und Männer in den 34 Dienststellen der Diözesanverwaltung sowie 215 in der Seelsorge wie etwa Pastoralassistenten, Diakone und Praktikanten. 761 Beschäftigte kümmern sich in den Pfarren um Verwaltung, Kirchendienst und Pfarrkindergärten, hinzu kommen 1.412 Religionslehrkräfte mit bischöflichem Sendungsauftrag, die dem Konkordat entsprechend von der öffentlichen Hand bezahlt werden.
Die Kirche in Wien und dem östlichen Niederösterreich ist auch darüber hinaus ein bedeutender Arbeitgeber, ein Jobmotor und ein großer Förderer des Ehrenamts. Insgesamt beschäftigt die Erzdiözese in ihren Kernbereichen und ausgelagerten Sozial- und Bildungsbetrieben 15.412 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, allen voran bei der Caritas der Erzdiözese Wien mit 5.948 Beschäftigten und im "Haus der Barmherzigkeit", wo 2.013 Personen in der Pflege und Betreuung von Menschen mit chronischem Pflegebedarf tätig sind. 1.250 arbeiten bei den 90 Kindergärten und Horten der St. Nikolausstiftung.
In der Schulstiftung sind weiters 910 Mitarbeiter tätig, davon 680 Lehrerinnen und Lehrer an katholischen Privatschulen. Die kirchliche Pädagogische Hochschule (KPH) beschäftigt 410 Personen, davon 280 im Lehrbetrieb. Daneben gibt es 23 Schulen und Kindergärten in direkter Trägerschaft der Erzdiözese mit rund 300 Mitarbeitenden, die etwa 7.000 Kinder und Jugendliche betreuen. Von Orden getragen werden darüber hinaus 36 weitere Schulen mit knapp 18.000 Schülerinnen und Schülern, sieben Krankenhäuser und 13 Alten- und Pflegeeinrichtungen.
Ehrenamt und Orden
Darüber hinaus gibt es rund 75.000 Ehrenamtliche, die sich in Pfarren und karitativen Einrichtungen engagieren, von Liturgie und der Kinder-, Jugend- und Familienpastoral über die Kranken- und Behindertenseelsorge bis hin zur Universitäts- und Tourismusseelsorge. Rund 6.000 Frauen und Männer engagieren sich als Pfarrgemeinderäte.
Charakteristisch für die Erzdiözese Wien ist zudem auch die Internationalität: In der Bundeshauptstadt gibt es rund 30 anderssprachige Gemeinden, in denen Katholiken aus der ganzen Welt in Wien eine geistliche Heimat finden. 48 Prozent der Priester der Erzdiözese stammen nicht aus Österreich, sondern aus mehr als 50 verschiedenen Ländern.
Weiters sind 46 männliche Ordensgemeinschaften mit insgesamt 488 Mitgliedern sowie 45 weibliche Ordensgemeinschaften mit 711 Ordensfrauen in Wien und dem östlichen Niederösterreich aktiv. Sie prägen durch ihr geistliches Leben, aber auch durch Bildungs- und Sozialarbeit, das kirchliche Leben entscheidend mit.
Auf dem Gebiet der Erzdiözese Wien befinden sich drei Ausbildungsstätten für Priesteramtskandidaten: das Priesterseminar Wien-St. Pölten-Eisenstadt in der Strudlhofgasse (9. Bezirk), das diözesane Missionskolleg "Redemptoris Mater" in Ober St. Veit sowie das überdiözesane Priesterseminar "Leopoldinum" im Stift Heiligenkreuz.
Kleine Anfänge
Wien war lange Zeit keine eigene Diözese, sondern gehörte zur Diözese Passau. Die österreichischen Herzöge aus der Familie der Babenberger, und nach ihnen die Habsburger, unternahmen mehrere erfolglose Anläufe zur Gründung eines unabhängigen Bischofssitzes in Wien. 1469 unter Kaiser Friedrich III. erfolgte endlich die Gründung des Bistums Wien durch Papst Paul II., die Umsetzung verzögerte sich jedoch aufgrund des Widerstands Passaus bis 1480. Der Stephansdom wurde zur Kathedrale der neuen Diözese. Diese blieb zunächst klein und arm, umfasste vorerst nur drei Stadt- und vierzehn angrenzende Landpfarren, weshalb sie anfangs nur von Administratoren geleitet wurden. Der erste Bischof war 1513 der aus dem heutigen Slowenien stammende Georg von Slatkonia.
Erst 1722/23 wurde Wien unter Kaiser Karl VI. zur Erzdiözese und Metropolie erhoben. 1729 kam der Distrikt "Unter dem Wienerwald" mit den Pfarren zwischen Wien und Wiener Neustadt zur Erzdiözese hinzu und gar erst 1785 unter der Diözesanregulierung von Joseph II. wurde das Weinviertel, das bis dahin immer noch zu Passau gehört hatte, Teil der Erzdiözese Wien. Damals wurde die Jurisdiktion des Bistums Passau in Österreich aufgehoben, das Bistum Wiener Neustadt aufgelöst und dessen Gebiet kam zur Wiener Erzdiözese, die damit ihre heutige territoriale Ausdehnung erhielt. Die letzte Gebietsänderung erfolgte 1960 mit der Gründung der Diözese Eisenstadt, die seither ebenso wie die Suffraganbistümer Linz und St. Pölten der Kirchenprovinz Wien zugeordnet ist.
Bis heute hatte Wien insgesamt 32 Bischöfe, darunter 16 Erzbischöfe und 14 Kardinäle. Seit dem 18. Jahrhundert gilt Wien als traditioneller Sitz eines Kardinals, nur drei von 16 Wiener Erzbischöfen seit damals wurden nicht in den Kardinalsrang erhoben. Bei 13 Papstwahlen waren Wiener Erzbischöfe als Kardinäle beteiligt, zuletzt zweimal (2005 und 2013) Kardinal Christoph Schönborn. (Infos: www.erzdioezese-wien.at)
Derzeitiger Apostolischer Administrator der Erzdiözese Wien soll laut Medienberichten neuer Erzbischof werden - Der 62-jährige leidenschaftliche Seelsorger, Zuhörer und Musikliebhaber steht für Dialog und geistliche Tiefe