Wein, Öl und Umweltbildung: Vatikan eröffnet Nachhaltigkeitszentrum
04.09.202508:00
Vatikan/Papst/Kirche/Umwelt/Bildung
Papst Leo XIV. segnet am Freitag das "Borgo Laudato si" in den Gärten der päpstlichen Sommerresidenz in Castel Gandolfo
Castel Gandolfo, 04.09.2025 (KAP) Das erste eigene Vatikanrestaurant, ein für jedermann geöffnetes Hotel auf päpstlichem Gelände, Wein aus eigenem Anbau - die Pläne für das "Borgo Laudato si", das am Freitag von Papst Leo XIV. gesegnet wird, sind groß. Bislang steht in den Gärten der päpstlichen Sommerresidenz in Castel Gandolfo aber lediglich ein großes gläsernes Gewächshaus, das mit seiner runden Form an die Kolonnaden des Petersplatzes erinnern soll. In den zwei länglichen Gebäuden dahinter sind Kurse in Umweltbildung für Schulkinder, Studenten und Manager geplant.
Vor zehn Jahren verfasste Papst Franziskus (2013-2025) seine berühmte Enzyklika "Laudato si". Darin warb er für einen besseren Umgang mit der Umwelt und der Menschen untereinander. Das "Borgo Laudato si" soll das Umwelt- und Sozialschreiben nach seinem Wunsch in die Praxis umsetzen. Neben dem Umweltschutzaspekt werden darum auch gezielt benachteiligte Personen gefördert, beispielsweise Migranten oder Betroffene häuslicher Gewalt.
Sie werden auf dem rund 55 Hektar großen Gelände in Gärtnerarbeiten und Grünflächenpflege ausgebildet und anschließend bei ihrer Eingliederung in den Arbeitsmarkt begleitet. Laut Kardinal Fabio Baggio, Generaldirektor des Bildungszentrums "Laudato si", konnte nach dem diesjährigen Kurs bereits rund ein Dutzend Personen eine Arbeitsstelle vermittelt werden. Künftig sollen die Arbeitskurse auf den Sektor der regenerativen Landwirtschaft ausgeweitet werden, Ausbildungen im noch entstehenden Restaurant und in der Weinproduktion sind ebenfalls angedacht.
Wein und Olivenöl
Die erste Lese in den päpstlichen Weinbergen soll im Jahr 2027 stattfinden. Der erste Wein aus den fünf Rebsorten kann im darauffolgenden Jahr getrunken werden. Der Name steht schon fest: "Laudato si". Bereits als Öl abgefüllt ist die diesjährige Olivenernte - 3.000 Liter sind es laut Baggio. In Zusammenarbeit mit lokalen Landwirten soll die Weiterverarbeitung von Milch beispielsweise zu Speiseeis wieder aufgenommen werden, der Bauernhof der päpstlichen Residenz mit eigenen Kühen besteht nicht mehr. Ebenso investiert der Vatikan in die Produktion von Honig sowie von Tees und ätherischen Ölen aus den Pflanzen der päpstlichen Gärten.
All diese Produkte sollen in den Einrichtungen auf dem Gelände genutzt wie weiterverkauft werden. Der Erlös fließt zurück in die Aus- und Weiterbildungsprojekte des Borgos. Der Vatikan trägt dabei die Kosten für seine eigenen Mitarbeiter und die Berufskurse, die auch von der örtlichen Caritas unterstützt werden. Die Kosten für die "Schools", die einmal pro Jahreszeit stattfinden sollen, liegen bei den Teilnehmern und werden von Sponsoren gefördert.
Finanzierung des Projekts
Teile des Borgos, wie etwa der Restaurantbetrieb und das Hotel, werden über Konzessionen an Unternehmen vergeben. Zur Höhe der geplanten Investitionen wollte sich der Vatikan nicht äußern. Ein Teil der Einnahmen soll auch hier zurück in das Bildungsangebot fließen. Das nach Medienberichten mehrere Millionen teure Gewächshaus wird von einem Partner betrieben. Die hier produzierten Pflanzen werden in den großen Gärten des Vatikans angepflanzt und weiterverkauft.
Weitere Einnahmen will das Borgo als Konferenz- und Tagungszentrum für Unternehmen generieren, Führungskräften dabei die Prinzipien von "Laudato si" näherbringen. Das Angebot, für einen halben Tag zum Gärtner oder Landwirt zu werden, richtet sich auch an Familien und Kleingruppen. Als "spektakulärer Ort" für Konferenzen und Großveranstaltungen könnten die Räumlichkeiten laut Baggio ebenfalls genutzt werden. Zudem träumen die Organisatoren bereits vom Borgo als Ort der Reflexion für die Staats- und Regierungschefs der Welt.
Nachhaltiges Modell
Dieser soll so nachhaltig und autark wie möglich sein. Man setzt beispielsweise auf wiederverwertbare Materialien, Stromversorgung aus Solarenergie und die eigene Wiederaufbereitung von Wasser. Eine Produktionskapazität, die alle Bedürfnisse des Borgos abdeckt, will die Laudato-si-Leitung jedoch nicht schaffen. Dafür soll ein Liefernetzwerk mit lokalen Landwirten aus der Region entstehen. Dienen soll das Borgo insgesamt als Modell für Nachhaltigkeit, Bewahrung der Schöpfung und Menschenwürde. Die Initiatoren hoffen auf Nachahmer in aller Welt.