Patriarchen verurteilen Angriff auf Kirche und besuchen Gaza
18.07.202513:16
Palästina/Kirche/Krieg/Patriarchen/Hilfslieferung
Israelische Armee sagt für Dauer des Solidaritätsbesuchs von Kardinal Pizzaballa und Patriarch Theophilos III. Aussetzen der Militäroperationen im Gebiet der Kirche zu - Hilfslieferungen hunderter Tonnen Lebensmitteln und gemeinsame Verurteilung des Angriffs
Jerusalem/Gaza-Stadt, 18.07.2025 (KAP/KNA) Nach dem von der israelischen Armee ausgehenden tödlichen Granateneinschlag in die einzige katholische Kirche in Gaza sind der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, und sein griechisch-orthodoxer Amtsbruder, Patriarch Theophilos III., mit einer kirchlichen Delegation in den Gazastreifen gereist. Vor Ort wolle man einheimische Christen treffen und sich persönlich ein Bild der humanitären und pastoralen Bedürfnisse der Gemeinde machen, heißt es in einer Mitteilung am Freitag.
Gemeinsam mit anderen Patriarchen und Kirchenführern des Heiligen Landes forderten Pizzaballa und Theophilos III. zudem in einer Erklärung den sofortigen Waffenstillstand, die Versorgung aller Hungernden im Gazastreifen und den Schutz religiöser und humanitärer Stätten. Sie verurteilten darin auch "den abscheulichen Angriff der israelischen Armee" auf Gazas einzige katholische Kirche als völkerrechtswidrig sowie als Verletzung der Menschenwürde, als Missachtung der Heiligkeit des menschlichen Lebens und als Schändung einer heiligen Stätte.
Das "Leid, das über die Menschen in Gaza hereingebrochen ist", müsse ein Ende finden. "Wir bitten Sie außerdem eindringlich, den Schutz aller religiösen und humanitären Stätten zu gewährleisten und für die Versorgung der hungernden Menschen im gesamten Gazastreifen zu sorgen", so die Kirchenführer in Richtung der UN und der Weltgemeinschaft.
Seelsorge, Evakuierung und Lebensmittel
Zu ihrem Besuch erklärten die beiden Kirchenführer, er sei Ausdruck der "gemeinsamen pastoralen Sorge der Kirchen des Heiligen Landes und ihrer Besorgnis um die Gemeinde in Gaza". Israel habe für die Dauer des Besuchs ein Aussetzen der Militäroperationen in dem Gebiet der Pfarre garantiert. Der Kirchendelegation gehörten neben den beiden Patriarchaten auch der Kanzler des Lateinischen Patriarchats, der Sekretär der Apostolischen Delegation des Heiligen Stuhls in Jerusalem und der Sekretär Heilig-Land-Bischofskonferenz an.
Darüber hinaus habe das Lateinische Patriarchat die Evakuierung der bei dem Angriff Verletzten sichergestellt. Sie sollen außerhalb des Gazastreifens medizinische Versorgung erhalten. Sichergestellt wurde laut Mitteilung auch eine Hilfslieferung mit hunderten Tonnen Lebensmittel, medizinischer Ausrüstung und Erste-Hilfe-Sets. Die Lieferung solle neben den Christen möglichst vielen Familien zugutekommen; in der Pfarre von Gaza leben derzeit laut Angaben rund 500 Binnenflüchtlinge.
Drei Todesopfer
Das Pfarrgelände war am Donnerstagmorgen von einer Granate der israelischen Armee getroffen worden. Dabei wurden drei Menschen getötet und zehn weitere teils schwer verletzt. Das Lateinische Patriarchat sprach von einer durch nichts zu rechtfertigenden "gezielten Tötung unschuldiger Zivilisten". Caritas Jerusalem verurteilte den Angriff als "schwere Verletzung des humanitären Völkerrechts und einen direkten Angriff auf die Menschenwürde". Auch das griechisch-orthodoxe Patriarchat von Jerusalem sprach von einer "offenkundigen Verletzung der Menschenwürde" sowie einem "eklatanten Verstoß gegen die Unantastbarkeit des Lebens und die Heiligkeit religiöser Stätten".
Israels Armee erklärte unterdessen am Donnerstagabend, dass eine erste Untersuchung des Vorfalls darauf hindeute, dass Fragmente einer Granate "versehentlich die Kirche getroffen haben". Das israelische Außenministerium und der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu äußerten Bedauern über die Opfer.
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