In Solidarität mit Villach Trauermarsch und ökumenischer Gottesdienst in Kärntens Landeshauptstadt - Stadtpfarrer Simonitti: "Gott steht uns zur Seite" - Evangelischer Pfarrer Schmoly: "Dem Hass nicht das letzte Wort überlassen" - Bürgermeister Scheider ruft zu Zusammenhalt auf
Klagenfurt, 19.02.2025 (KAP) Rund 400 Menschen haben am Mittwochabend in Klagenfurt an einem offiziellen Gedenkmarsch für die Opfer des Messerangriffs vom vergangenen Samstag in Villach teilgenommen. Die Lichterprozession führte vom Domplatz zur Stadtpfarrkirche St. Egid und begann mit dem Läuten der Glocken der Domkirche. "Gott weint mit uns", sagte Stadtpfarrer Gerhard Simonitti in seiner Predigt vor der Trauergemeinde in Klagenfurt. Der bei der Messerattacke getötete Jugendliche hatte dort zuletzt die Schule besucht. Das Requiem wurde von Simonitti gemeinsam mit dem evangelischen Pfarrer Gregor Schmoly von der Klagenfurter Johanneskirche geleitet.
Klagenfurts Bürgermeister Christian Scheider richtete sich in der Gedenkmesse zu Beginn insbesondere an die Familie und Freunde des ermordeten Jugendlichen, "dessen so junges Leben durch diesen hinterhältigen und fürchterlichen Anschlag am 15. Februar ausgelöscht wurde". Das Gedenken an die Opfer bezeichnete der Politiker als gemeinsames "Zeichen gegen Hass, Gewalt, Verbrechen, Terrorismus und Intoleranz". Er appellierte an die Anwesenden: "Lassen Sie uns in Liebe, Frieden, Hoffnung und Toleranz zusammenstehen. Wir trauern mit Villach, doch gemeinsam bleiben wir stark."
"Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben", zitierte Simonitti aus dem Johannesevangelium. Er ermutigte die Trauergemeinde, sich in Zeiten der Unsicherheit auf die göttliche Zusage zu verlassen, dass niemand die Ereignisse allein bewältigen müsse und Gott an ihrer Seite stehe.
Aufruf zur Nächstenliebe und Solidarität
Der evangelische Pfarrer Gregor Schmoly von der Klagenfurter Johanneskirche rückte in seinen einleitenden Worten, dem Tagesgebet und den Fürbitten die Nächstenliebe, Solidarität und den Frieden in den Fokus. "Selig sind, die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen", sprach er die Worte aus dem Matthäusevangelium. Diese Worte spendeten Trost "in Tagen, in denen es für uns so schwierig geworden ist, überhaupt irgendwelche Worte zu finden".
"Wir treten gemeinsam dem Geschehenen entgegen und überlassen dem Hass nicht das letzte Wort", betonte Schmoly. In den Fürbitten würdigte er die Einsatzkräfte und Ersthelfer für ihre Mitmenschlichkeit und gedachte besonders jenem Syrer, "der den blinden Hass in Villach mit seinem Auto stoppen konnte, um unsere Gesellschaft zu schützen".
Seelsorgeangebote nach Terroranschlag
Mehrere Pfarren und die Caritas haben in Kärnten spezielle Trauer- und Seelsorgeangebote geschaffen. So hält die evangelische Pfarrgemeinde Villach-Stadtpark ihre Kirche bis in die späten Abendstunden geöffnet, wie Pfarrer Thomas Körner gegenüber Kathpress am Montag sagte. Dort ist ein Trauertisch angerichtet, um Kerzen für die Opfer anzuzünden und Fürbitten aufzuschreiben.
Telefonische Seelsorge bietet die Caritas Kärnten unter der Rufnummer 142 an. "Wir sind rund um die Uhr für alle da, die über ihre Ängste und Sorgen sprechen wollen", betonte Leiterin Barbara Ogris. Auch abends und nachts, "wenn vermehrt Gedanken kommen, die einen nicht schlafen lassen", bräuchten die Menschen keine Scheu zu haben, anzurufen.
Zudem kann die Möglichkeit einer Chatberatung von 16 bis 23 Uhr in Anspruch genommen werden. Sie wird vor allem von jüngeren Menschen genutzt, weil die Hemmschwelle geringer ist und "junge Menschen das Medium besser kennen" (Info: https://chat.onlineberatung-telefonseelsorge.at/hc/de). Auch das Plaudernetz der Caritas bietet Menschen ein offenes Ohr und ist unter der Telefonnummer 05 1776 100 von 12 bis 20 Uhr erreichbar.
Die Stadt Villach hat darüber hinaus eine Trauerwoche ausgerufen, in deren Rahmen die Menschen in Villach sowie alle Vereine und Organisationen angehalten sind, geplante Veranstaltungen zu überdenken. Ein Trauer- und Kondolenzbuch der Stadt liegt in analoger Form von Montag bis Freitag von 8.00 bis 16.00 Uhr im Rathaus im Stadtsenatsaal im ersten Stock auf. Ergänzt wird es um ein virtuelles Trauerbuch für das eine eigene Website eingerichtet wurde.
Zu einem islamischen Friedensgebet in Villach lädt die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) ein. IGGÖ-Präsident Ümit Vural wird am Freitag, 21. Februar, um 13.30 Uhr im Bosniakischen Kulturzentrum der Stadt gemeinsam mit weiteren hochrangigen Vertreterinnen und Vertretern der Glaubensgemeinschaft anwesend sein. Zudem werden beim dieswöchigen Freitagsgebet in allen Moscheen der IGGÖ österreichweit Bittgebete für die Opfer des Terroranschlags und ihre Hinterbliebenen gesprochen.
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