Lichterprozession und Gedenkgottesdienst mit Diözesanbischof Marketz und Superintendent Sauer am Dienstag in Villach - 24/7-Seelsorgeangebote von Caritas und Pfarren - Gedenken an der ehemaligen Schule des Opfers -Trauerkundgebung am Montag in Klagenfurt
Villach/Klagenfurt, 17.02.2025 (KAP) Im Zuge der am Sonntag in Villach ausgerufenen Trauerwoche bieten Pfarren und die Stadt Villach Trauernden mehrere Möglichkeiten des Gedenkens an die Opfer des Messerangriffs vom Samstagnachmittag. So liegen etwa im Rathaus und in den Pfarren Kondolenzbücher auf. In den evangelischen und katholischen Kirchen sowie in der ehemaligen Schule des ermordeten Jugendlichen gibt es seelsorgerische Angebote, und auch die Caritas Kärnten bietet Internet- und Telefonseelsorge an. Höhepunkt des gemeinsamen Gedenkens von Kirche und Stadt sind ein Gedenkmarsch und ein ökumenischer Gottesdienst mit Diözesanbischof Josef Marketz und Superintendent Manfred Sauer am Dienstag.
Ab 18 Uhr startet die Lichterprozession auf der Höhe des Cafés Bernold (Nikolaigasse 2) in der Villacher Innenstadt und führt über die für den Verkehr gesperrte Stadtbrücke vorbei an der Stelle des Anschlags. Dabei läuten alle Glocken der christlichen Gemeinden Villachs. Am eingerichteten Gedenkplatz an der Stadtbrücke haben Trauernde die Möglichkeit, ihre Kerzen und Blumen abzulegen. Danach führt ein Schweigemarsch über den Hauptplatz zur Stadthauptpfarrkirche St. Jakob, wo ein Gedenkgottesdienst mit Diözesanbischof Josef Marketz und Superintendent Manfred Sauer gefeiert wird. Diesen zweiten Teil des Wegs begleitet das Läuten der großen Friedensglocke der Stadthauptpfarrkirche. Der Gottesdienst wird live in Radio Kärnten, auf ORF 3 sowie via Livestream auf orf.on übertragen.
Bischof Marketz und Superintendent Sauer sprechen jeweils mit einem biblischen Wort zur Kirchengemeinde. Es folgen die Fürbitten, ein gemeinsames Vaterunser und ein gemeinsames Entzünden von Kerzen. Auch Bürgermeister Günther Albel (SPÖ) und Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) richten ihr Wort an die Gemeinde. Erwartet wird zudem Bundeskanzler Alexander Schallenberg (ÖVP), der laut APA sowohl an der Messe als auch am Gedenkmarsch teilnehmen wird.
Zum Abschluss wird das ökumenische Lied "Komm, Herr, segne uns, dass wir uns nicht trennen" angestimmt, das "schon in der DDR gesungen worden ist", wie Stadthauptpfarrer Richard Pirker Kathpress am Montag mitteilte.
Schulseelsorge
Pirker, der an der ehemaligen Schule des getöteten 14-jährigen Schülers unterrichtet, betreut dort derzeit seine Klassen seelsorgerisch. Mit den Schülerinnen und Schülern, die den Getöteten großteils kannten, feierte er am Montag ein kleines Gedenken. "Wir haben uns um ein Licht versammelt, ich habe sie zum gemeinsamen Gebet eingeladen, und anschließend haben wir versucht, aufzuarbeiten, was da geschehen ist", erklärte Pirker.
Die Jugendlichen seien aufgebracht und schockiert. "Es herrscht eine große Erschütterung, weil man sich in der eigenen Sicherheit bedroht fühlt", so der Seelsorger. Es sei aber wichtig, dass die Aggressionen und die Wut in der Bevölkerung nicht als politisches Versagen gedeutet werden und von Pauschalisierungen abgesehen werde.
In der Stadtpfarrkirche St. Jakob wird in den täglichen Frühmessen um 9 Uhr den Opfern gedacht. Vor dem Volksaltar brennt neben vielen kleinen eine große Kerze für den ermordeten Jugendlichen, und auch im Pfarrhaus brennt durchgehend ein Licht, "das ihm ewig leuchten soll", so Pirker. Zudem sind vor allem nachmittags Priester in der Kirche vor Ort, um Trauernden eine Gesprächsmöglichkeit zu bieten. Auch ein Kondolenzbuch liegt auf.
Telefon- und pfarrliche Seelsorge
Die evangelische Pfarrgemeinde Villach-Stadtpark hält ihre Kirche bis in die späten Abendstunden geöffnet, wie Pfarrer Thomas Körner gegenüber Kathpress am Montag sagte. Dort ist ein Trauertisch angerichtet, um Kerzen für die Opfer anzuzünden und Fürbitten aufzuschreiben. "Das Angebot wurde bereits gut angenommen", so Körner, der Trauernden auf Anfrage seelsorgerisch zur Seite steht.
Telefonische Seelsorge bietet die Caritas Kärnten unter der Rufnummer 142 an. "Wir sind rund um die Uhr für alle da, die über ihre Ängste und Sorgen sprechen wollen", betonte Leiterin Barbara Ogris. Auch abends und nachts, "wenn vermehrt Gedanken kommen, die einen nicht schlafen lassen", bräuchten die Menschen keine Scheu zu haben, anzurufen.
Zudem kann die Möglichkeit einer Chatberatung von 16 bis 23 Uhr in Anspruch genommen werden. Sie wird vor allem von jüngeren Menschen genutzt, weil die Hemmschwelle geringer ist und "junge Menschen das Medium besser kennen" (Info: https://chat.onlineberatung-telefonseelsorge.at/hc/de). Auch das Plaudernetz der Caritas bietet Menschen ein offenes Ohr und ist unter der Telefonnummer 05 1776 100 von 12 bis 20 Uhr erreichbar.
Kondolenzbücher und Trauerkundgebung
Am Villacher Hauptplatz haben bereits am Sonntag Hunderte Menschen Kerzen angezündet und getrauert, wie die APA berichtete. Seit Montag können sich Anteilnehmende in das Trauerbuch der Stadt eintragen. Das Buch liegt im Stadtsenatssaal auf. Auch online gibt es die Möglichkeit, in ein Kondolenzbuch zu schreiben (www.villach.at/trauerbuch). Um 18 Uhr wird es eine Trauerkundgebung am Neuen Platz in Klagenfurt geben. "Wir trauern mit Villach und gedenken der Opfer! Senden wir alle gemeinsam ein Signal in die Draustadt!", erklärte Ronald Rabitsch (SPÖ), Vizebürgermeister von Klagenfurt, auf seiner Facebook-Seite.
Ein 23-jähriger Mann hatte am Samstagnachmittag in der Villacher Innenstadt auf mehrere Passanten eingestochen und einen von ihnen getötet. Der Täter, ein in Österreich aufenthaltsberechtigter syrischer Staatsbürger, wurde nach kurzer Zeit festgenommen. Ein aus Syrien stammender Essenszusteller soll mit seinem Wagen auf den Angreifer losgefahren sein und damit wohl noch Schlimmeres verhindert haben, so die Polizei. Laut Polizeiangaben starb ein 14-jähriger Jugendlicher, fünf Personen wurden verletzt, mehrere von ihnen schwer. Drei Schwerverletzte werden nach wie vor auf der Intensivstation behandelt, ihr Zustand ist stabil, teilte der Krankenhausbetreiber Kabeg der APA am Montag mit.
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