Zweite Session der Synode zur Synodalität auch mit neuen Elementen
20.09.202413:02
Vatikan/Kirche/Papst/Weltsynode/Synodalität
Bußakt und Vergebungsbitte zum Beginn, zusätzliche "Sprach-Tische" und vier theologisch-pastorale Foren
Vatikanstadt, 20.09.2024 (KAP) Vorangestellte Einkehrtage, die Methode der "Gespräche im Geist" mit ihrem Kern aus Zuhören und gemeinsamem Unterscheiden, Tablets und runde Tische statt Hörsaalstimmung und erstmals auch ein Stimmrecht für Laienkatholikinnen Laienkatholiken: Schon bei der ersten Session der Weltbischofssynode zur Synodalität im Oktober 2023 sorgte so manche Änderung im Synoden-Ablauf für Aufsehen. Auch beim zweiten Teil gibt es nun die eine oder andere Neuerung im Zuge der Synodenversammlung.
Ein Bußakt und Vergebungsbitte zum Beginn
Zum Beginn der finalen Phase der Weltsynode über Synodalität wird es nach dem Willen von Papst Franziskus einen großen öffentlichen Bußakt wegen der Verfehlungen der Kirche geben, insbesondere im Umgang mit sexuellem Missbrauch. Dabei werde es vor allem um die Verfehlungen gegenüber den "Unschuldigen und Schutzlosen" gehen, erklärte Synodengeneralsekretär Kardinal Mario Grech. Die Bußvigil soll am Abend des 1. Oktober im Petersdom stattfinden. Sie bildet auch den Abschluss der beiden Einkehrtage für die Synodenmitglieder am 30. September und 1. Oktober, die der eigentlichen vierwöchigen Synodenversammlung vorangestellt sind und anders als im Vorjahr nicht in Sacrofano nahe Rom, sondern im Vatikan stattfinden.
Man wolle bei der Bußvigil nicht die Sünden anderer anklagen, erklärte Kardinal Grech. Vielmehr gehe es darum, sich selbst als Teil jener zu bekennen, die durch Tun oder Unterlassen Leiden verursacht haben. Der Papst werde am Ende im Namen aller Christen eine Vergebungsbitte vor Gott und der gesamten Menschheit wegen dieser Schuld formulieren.
Bei der Vigil sollen Zeugnisse von Menschen vorgetragen werden, die unter den Sünden von Männern und Frauen der Kirche gelitten haben. Auch ein Opfer sexuellen Missbrauchs werde von seinem Leiden berichten, sagte der Kardinal. Beim Bußakt soll es aber auch um Sünden "gegen die Frauen, die Familie, die Jugend", "gegen den Frieden", "gegen die Armut" oder wegen eines "Mangels an Zuhören" gehen, wie aus den vom Vatikan vorab zur Verfügung gestellten Informationen hervorgeht.
2023 hatte vor Beginn der Synodenversammlung ein großes ökumenisches Gebet auf dem Petersplatz stattgefunden. Heuer ist für den 11. Oktober eine Gebetsvigil mit den Vertretern der christlichen Konfessionen am "Platz der ersten römischen Märtyrer" geplant. Die Zahl der Delegierten anderer Kirchen als Beobachter bei der Weltsynode steigt übrigens von 12 auf 16, da auch der Lutherische Weltbund, die Mennonitische Weltkonferenz, die Syrisch-Orthodoxe Kirche von Antiochien und das Griechisch-Orthodoxe Patriarchat von Alexandria nach Rom kommen.
Zusätzliche "Sprach-Tische"
Tagen wird die Synode wieder an den runden Tischen in der vatikanischen Audienzhalle, und zwar abwechselnd im Plenum bzw. in 36 Arbeitsgruppen zu je zehn bis elf Mitgliedern mit einem Moderator bzw. einer Moderatorin pro Tisch. Neu sind Zwischenschritte in Form von "Sprach-Tischen" (zwei in Englisch, je einer in Italienisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch), zu denen die Berichterstatter aus den Arbeitsgruppen regelmäßig zusammentreten, um sich auszutauschen und zentrale Gesprächsthemen für den weiteren Verlauf der Synodenberatungen festzulegen, die dann von den Synodalen per Votum bestätigt werden müssen.
Die Beratungen umfassen vier Phasen. Zu Beginn werden sich alle Gruppen mit dem Grundlagen-Teil des Arbeitspapiers auseinandersetzen. Ab 7. Oktober arbeiten die Synoden-Mitglieder dann an den drei weiteren Modulen des Dokuments: "Beziehungen", "Wege" und "Orte" als wichtige Aspekte einer praktisch gelebten Synodalität.
Geplant sind etwas weniger Plenarsitzungen, das tägliche Gebet, theologische Impulse und das "Gespräch im Geist" bleiben Teil der Synodenmethodik. Am Ende wird anders als im Vorjahr kein zusammenfassender Synthesebericht stehen. Vielmehr stimmen die Synodenmitglieder am Ende, vorgesehen ist das am 26. Oktober, über ein Schlusspapier ab, das dem Papst übergeben wird. Am Ende wird der Papst über das weitere Vorgehen entscheiden - üblicherweise zusammengefasst in einem sogenannten Nachsynodalen Schreiben.
Deutsch ist zwar keine der fünf offiziellen Synodensprachen, aber eine der Übersetzersprachen, wie es im offiziellen Regelwerk der Versammlung, dem sogenannten Regolamento, heißt. Auf Deutsch verfasste Beiträge von Synodenmitgliedern müssen jedoch, ebenso wie Beiträge in anderen nicht zugelassenen Sprachen, zuvor in eine der offiziellen Synodensprachen übersetzt werden.
Theologisch-pastorale Foren
Neu werden im Rahmen der Synodenversammlung vier öffentliche "Theologisch-pastorale Foren" organisiert. An zwei Abenden (9. und 16. Oktober) im Augustinianum bzw. in der Jesuiten-Aula in unmittelbarer Nähe zum Vatikan sollen dabei Themen für ein tieferes theologisches, kirchenrechtliches und pastorales Verständnis von Synodalität vermittelt werden.
Die Foren tragen die Titel "Das Volk Gottes als Subjekt der Mission", "Die Rolle und Autorität des Bischofs in einer synodalen Kirche", "Die Beziehung Ortskirche-Universalkirche" und "Die Ausübung des Primats und die Bischofssynode". Sie sind auch eine Reaktion auf Kritik an einer zu geringen Einbindung von Fachtheologen und Kirchenrechtlern in die Arbeit der Synodenversammlung.
Weithin unter Siegel der Verschwiegenheit
Erneut tagt die Weltsynode über weite Strecken unter dem Siegel der Verschwiegenheit und unter Ausschluss der Medien. Die auch über das Ende der Versammlung hinaus geltende Verschwiegenheitspflicht für die 368 stimmberechtigten Synoden-Mitglieder ist Bestandteil des Regolamento der Synode. Die Teilnehmer dürfen zwar Interviews geben, dabei aber nur allgemein über die Versammlung sprechen, nicht aber darüber, was sie selbst oder andere inhaltlich gesagt haben. Anders als Synoden im Bereich der protestantischen Kirchen gelten Synoden im katholischen Kirchenrecht nicht als Kirchenparlament, sondern als ein Organ, um gemeinsam den Willen Gottes für die Kirche herauszufinden.
Wie Synoden-Generalsekretär Kardinal Grech ausführte, soll die Diskretion das freie Reden begünstigen und Entscheidungsprozesse erleichtern. Lediglich einige Teile der Synode, darunter die Gottesdienste sowie Sitzungseröffnungen, werden medienöffentlich sein. Zudem haben die Synoden-Organisatoren regelmäßige Briefings und Pressekonferenzen angekündigt.
(Diese Meldung ist Teil eines Kathpress-Themenpakets zur Weltsynode über Synodalität. Alle Meldungen des Schwerpunkts, der laufend aktualisiert wird, sind abrufbar unter www.kathpress.at/weltsynode)
"Instrumentum laboris" ist inhaltlicher Ausgangspunkt der Beratungen der Synoden-Mitglieder von 2. bis 27. Oktober im Vatikan - 112 Punkte mit Hinweisen und Vorschlägen, wie sich die Kirche stärker in eine synodal-missionarische Richtung mit Beteiligung aller Getauften entwickeln kann
Kardinäle und Bischöfe bilden zusammen rund drei Viertel der vierwöchigen Versammlung, die im Oktober im Vatikan beraten wird - Erstmals sind bei der zweiteiligen Synode über Synodalität auch Frauen stimmberechtigt
In der vom Papst ausgerufenen weltweiten "Synode über Synodalität" beschäftigt sich die katholische Kirche seit drei Jahren eingehend mit der Frage, wie sie ihre Entscheidungen finden und welche Formen von Mitbestimmung es dabei geben soll