Ernannter Wiener Erzbischof in ORF-Silvesteransprache aus dem Wiener Stephansdom: "Es kommt auf uns alle an, denn jeder von uns kann in seinem Gestaltungs- und Einflussbereich etwas beitragen, dass die große Vision des Miteinanders Wirklichkeit wird"
Wien, 31.12.2025 (KAP) Mit einem Aufruf zu einem neuen Miteinander im Jahr 2026 hat der designierte Wiener Erzbischof Josef Grünwidl in seiner ersten ORF-Silvesteransprache aufhorchen lassen. "Die Vision für 2026 soll für uns alle heißen: miteinander, nicht gegeneinander. Nicht Junge gegen Alte, Österreicher gegen Ausländer und auch nicht Christen gegen Andersgläubige, sondern nur gemeinsam und miteinander werden wir Krisenzeiten bewältigen und Probleme gut lösen können", sagte Grünwidl in seiner am Silvesterabend in ORF 2 ausgestrahlten Ansprache aus dem Wiener Stephansdom. Jeder könne etwas zu diesem neuen Miteinander beitragen: "Es kommt auf uns alle an" - sei es in der Familie, am Arbeitsplatz, im Verein oder im Ehrenamt. "Das neue Jahr soll ein Jahr des Miteinanders werden."
Grünwidl nutzte seine Ansprache für einen Rück- und Ausblick aus kirchlicher Perspektive. So bleibe auch im neuen Jahr das Motto des ausklingenden Heiligen Jahres - "Pilger der Hoffnung" - aktuell: Schließe besage es, dass man im Leben mit Vertrauen und Hoffnung unterwegs sei; gerade angesichts jüngster Umfragen, denen zufolge nur jeder Fünfte in Österreich glaube, dass 2026 ein gutes Jahr werde, seien Botschaften der Hoffnung wichtig. Der Advent und Weihnachten, mit denen das Kirchenjahr beginnt, seien solche Botschaften der Hoffnung, die dem Leben ein "positives Vorzeichen" geben könnten. "Ich wünsche uns allen, dass es gelingt, das neue Jahr als ein Jahr der Güte, der Menschenfreundlichkeit und der Hoffnung zu gestalten".
Zuversicht schenke ihm auch der Blick zurück in die Geschichte. So traurig etwa der Brand des Stephansdomes vor 80 Jahren gewesen sei, so sehr zeuge der "gemeinsame Kraftakt" aller Österreicherinnen und Österreicher zum Wiederaufbau davon, was alles möglich ist, wenn man gemeinsam anpacke. Grünwidl: "Für mich ist der wiederaufgebaute Stephansdom ein Stein gewordenes Hoffnungszeichen für das Miteinander und auch für den Glauben der Menschen in Österreich. Und dieser wiederaufgebaute Dom zeigt mir, was möglich ist, wenn viele sich von einer gemeinsamen Vision leiten lassen und dazu auch einen Beitrag leisten wollen."
So sei er überzeugt, dass 2026 allen Unkenrufen zum Trotz ein gutes Jahr werde, "wenn wir nicht als Unheilspropheten und Schwarzseher unterwegs sind, sondern als Menschen Menschenfreundlichkeit, Güte und Hoffnung ausstrahlen; wenn wir nicht Beobachter oder Zuschauer bleiben, sondern Beteiligte werden und uns einbringen - jeder und jede am je eigenen Platz und nach den Möglichkeiten."
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