Historiker: "Tag der unschuldigen Kinder" auch heute aktuell
25.12.202509:38
Österreich/Menschenrechte/Hilfsorganisation/Kind
Tötung von Kindern beim in äthiopischer Region verbreiteten "Mingi"-Ritual als Beispiel für extremes Kinderleid
Linz, 25.12.2025 (KAP) Der Sozial- und Wirtschaftshistoriker Roman Sandgruber sieht den kirchlichen Gedenktag der Unschuldigen Kinder als hochaktuell. Der Tag verweise nicht nur auf biblische Überlieferungen, sondern auf fortdauerndes Kinderleid weltweit, betont Sandgruber in einem Gastkommentar für die "Oberösterreichischen Nachrichten" (Mittwoch).
Sandgruber erinnert daran, dass die katholische Kirche selbst eine "schwere Hypothek" im Umgang mit Kindern trage. Er nennt neben den Missbrauchsfällen insbesondere die "jahrhundertelang währende Diskriminierung unehelicher Kinder und lediger Mütter", die in Österreich bis weit in das 20. Jahrhundert hinein gereicht habe.
Zwar sei diese Form der Ausgrenzung in Europa inzwischen weitgehend überwunden, anderswo bestehe sie jedoch fort. In der Omo-Valley-Region im Südwesten Äthiopiens würden Kinder im Rahmen des Rituals "Mingi" als verflucht betrachtet und getötet, etwa weil sie unehelich geboren wurden, Zwillinge seien oder ihre Zähne sich "in der falschen Reihenfolge" entwickelten. Dahinter stünden Angst und Aberglaube, schreibt Sandgruber.
Als beispielhaft hebt der Historiker das Engagement des oberösterreichischen Unternehmers Robert Ebner hervor. Dieser habe nach einer Äthiopien-Reise gesagt: "Das darf es nicht geben, dass Kinder getötet werden, nur weil ihre Zähne ,falsch' wachsen. Ich muss etwas tun." Gemeinsam mit seiner Frau Barbara gründete Ebner den Verein "OMO Kinder", um bedrohte Kinder zu retten und ihnen Bildung zu ermöglichen.
Ebners Ziel sei es, so Sandgruber, "dass bis 2030 keine Mingi-Kinder mehr getötet werden". Nur durch konkrete und gezielte Hilfe könne diese besonders extreme Form der Diskriminierung überwunden werden. Der Gedenktag der Unschuldigen Kinder erinnere deshalb auch heute daran, "dass es weltweit so viel Kinderleid gibt".