Sr. Gudrun Schellner im Ordenspodcast über Selbstbegegnung, Stille und gelebte Nächstenliebe
Wien, 18.12.2025 (KAP) Die Geschichte von Maria und Josef, die von Tür zu Tür ziehen und schließlich im Stall Zuflucht finden, gehört zum Kern der Weihnachtsgeschichte: Diese Herbergssuche entspricht laut Sr. Gudrun Schellner SSM, Franziskanerin von der Schmerzhaften Mutter, einer äußeren Erfahrung als auch einer inneren Bewegung. "Ich glaube, alle Menschen suchen Herberge", sagt Schellner in der aktuellen Folge des Podcasts "Orden on air". Konkrete Umsetzung erfährt Herbergssuche bei den Schwestern in Wien-Simmering, wo seit 2022 eine ukrainische Familie mit der Ordensgemeinschaft lebt. Außerdem engagieren sie sich entlang der Balkanroute, unterstützen SOS Balkanroute und helfen Menschen, die versuchen, die EU-Außengrenze zu überwinden.
In Österreich sei die Stimmung gekippt, so die Franziskanerin. Angst und Abschottung nähmen zu. Das werde sich nur ändern, wenn es eine Umkehr gibt, also eine Bewegung weg von einem rein nationalistischen und individualistischen Denken. "Wenn du keine andere Dimension mehr hast als deine eigene, wird deine Welt sehr eng", kannte man betont Sr. Schellner, die u.a. auch Religion auf Englisch am Gymnasium Sacré-Coeur Wien unterrichtet und dort in der Schulseelsorge aktiv ist.
Eng verbunden damit ist auch das Engagement der Schwestern entlang der Balkanroute. So unterstützen die Ordensfrauen die Organisation SOS Balkanroute, die Menschen hilft, die EU-Außengrenze zu überwinden. Viele von ihnen seien wochen- oder monatelang unterwegs. "Wer nimmt sie auf?", fragt Sr. Gudrun Schellner. Oft seien es Menschen, die selbst wissen, was Armut heißt.
Gerade in der Weihnachtszeit werde vielen die innere Form der Herbergssuche bewusst, also der Versuch, bei sich selbst anzukommen, sich selbst zu begegnen und zu wissen, was einem wichtig ist, erklärt die Ordensfrau. Angekommen und sich zu Hause zu fühlen "kann auch heißen: Ich möchte bei mir selbst zuhause sein. Mich bei mir antreffen."
Ein wichtiger Aspekt der Herbergssuche sei auch das Aushalten von Stille. Erwartungen, etwa an die Familie, ließen sich zu Weihnachten nicht erzwingen. Herberge beginne bei sich selbst, sagt Schellner. Schon ein paar Minuten Stille am Tag könnten helfen, bei sich zu sein. Besonders junge Menschen stünden unter Druck, immer produktiv zu sein, beobachtet sie in Gesprächen mit Schülerinnen und Schülern. "Es geht nicht um große spirituelle Programme, sondern darum, wahrzunehmen: da sein, atmen, sich selbst nicht ausweichen."
Seit 2022 bietet der Podcast "Orden on air" der heimischen Ordensgemeinschaften Einblicke in die Welt der österreichischen Ordensgemeinschaften. Dazu holt der Podcast Ordensfrauen und -männer vor den Vorhang und vor das Mikrofon. Ziel ist es, interessante Persönlichkeiten und besondere Talente vorzustellen sowie das Engagement von Ordensleuten in den vielfältigen Bereichen des Lebens zu zeigen. (Infos: www.ordensgemeinschaften.at/portal/mediathek/podcastordenonair)