Staatliche Entwicklungsagentur ADA streicht Hilfen im Zuge der Budgetkürzungen - Entsendeorganisation hält an 2026 geplanten Freiwilligeneinsätzen im Ausland dennoch fest
Wien, 18.12.2025 (KAP) Der Verein "Volontariat bewegt" sieht sich durch einen überraschenden Förderstopp der Austrian Development Agency (ADA) in seiner Arbeit massiv unter Druck gesetzt. Wie die Organisation am Mittwoch mitteilte, hat die staatliche Entwicklungshilfeagentur Anfang Dezember darüber informiert, ab Jänner 2026 aufgrund der Budgetkürzungen keine Mittel mehr für internationale Freiwilligeneinsätze bereitzustellen. Die geplanten Einsätze für die Jahre 2025 und 2026 sollen dennoch stattfinden.
Geschäftsführerin Linda Proidl zeigte sich vor allem über den Zeitpunkt der Entscheidung irritiert. "Wir sind bestürzt über die Kurzfristigkeit dieser Nachricht", erklärte sie. Die Mitteilung sei nur wenige Wochen vor Weihnachten erfolgt und lasse kaum Raum für notwendige strukturelle Anpassungen. Eine Neuaufstellung von verantwortungsvoll organisierter Freiwilligeneinsätze im Globalen Süden sei binnen der kurzen Zeit nicht möglich. Die Absage komme nach rund 20 Jahren Zusammenarbeit mit der ADA unerwartet und gefährde die Zukunft des Vereins erheblich. Gerade bei langfristig angelegten Auslandsdiensten für junge Erwachsene sei Verlässlichkeit eine Grundvoraussetzung, so Proidl.
Laufende und geplante Einsätze finden statt
Derzeit befinden sich 27 Freiwillige über "Volontariat bewegt" in Afrika, Asien, Lateinamerika und Osteuropa im Einsatz, teils auch im Rahmen des Zivildienstes. Zudem hat ein neuer Vorbereitungskurs bereits im Oktober 2025 begonnen - im Vertrauen auf die Fortsetzung der bisherigen Förderpraxis und auf Basis der von der ADA eingeforderten Qualitätsstandards.
Trotz der angespannten Situation sollen laufende und geplante Einsätze nicht abgesagt werden. "Viele junge Menschen haben ihre Lebensplanung auf diese Einsätze abgestimmt oder sind bereits ausgereist", sagte Proidl. "Wir werden sie nicht im Stich lassen." Daher seien sowohl die Einsätze 2025/26 als auch der nächste Ausreisejahrgang 2026/27 abgesichert. Bewerbungen für den Frühjahrskurs 2026 seien bis Mitte Februar weiterhin möglich. "Dass dies gelingt, verdanken wir der Unterstützung durch Förderer, Spender, Partner und Ehrenamtliche", so Proidl.
Der Verein sieht sein Engagement als wichtigen Beitrag für die österreichische Zivilgesellschaft. Seit mehr als drei Jahrzehnten organisieren Volontariat bewegt und seine Trägerorganisationen, die Salesianer Don Boscos und Jugend Eine Welt, internationale Freiwilligendienste. Insgesamt wurden bislang rund 800 Einsätze durchgeführt, davon etwa 20 Jahre lang mit Unterstützung der ADA.
Ergänzung staatlicher EZA
Vorstands- und Gründungsmitglied P. Petrus Obermüller verwies in der Aussendung auf die nachhaltigen Wirkungen des Programms. "Unser Programm schärft nachweislich den Blick junger Menschen auf Integration und Migration im eigenen Land", erklärte er. Darüber hinaus würden die Freiwilligen im Ausland ein realistisches Bild Österreichs vermitteln. "Nach ihrer Rückkehr stärken sie das freiwillige Engagement im Inland dauerhaft", so Obermüller. Wer diese Förderung einstelle, verzichte auf belegbare gesellschaftliche und finanzielle Effekte, die weit über den Auslandsaufenthalt hinausgingen.
Auch im internationalen Kontext sei das Engagement nicht zu unterschätzen. Obermüller erinnerte daran, dass Österreich als OECD-Gründungsmitglied und Teil der internationalen Gemeinschaft eine besondere Verantwortung trage. Zivilgesellschaftliche Programme wie jene von "Volontariat bewegt" ergänzten staatliche Entwicklungszusammenarbeit wirkungsvoll und mit vergleichsweise geringem Mitteleinsatz.
Zusammenhalt, Solidarität und Entwicklung
Kritik an der Förderentscheidung kam auch von Jugend-Eine-Welt-Geschäftsführer Reinhard Heiserer. Er verwies darauf, dass die Vereinten Nationen das Jahr 2026 zum "International Year of Volunteers for Sustainable Development" erklärt haben. Gerade in diesem Zusammenhang sei es schwer nachvollziehbar, warum ausgerechnet dann die Unterstützung für internationale Freiwilligendienste eingestellt werde.
"Volontariat bewegt" betont, dass es dabei nicht um Zusatzleistungen gehe, sondern um gesellschaftliche Verantwortung. Freiwilliges Engagement sei kein Luxus, sondern ein zentraler Pfeiler für sozialen Zusammenhalt, internationale Solidarität und nachhaltige Entwicklung. (Infos: www.volontariat.at)