IEF-Fachgespräch bezeichnet "Selbstverständlichkeit" Leichter Sprache als gesamtgesellschaftliche Aufgabe - Bischof Glettler: Sprache finden, die Menschen entgegenkommt
Wien, 06.12.2025 (KAP) Das Institut für Ehe und Familie (IEF) hat bei einem Fachgespräch in Wien zahlreiche Organisationen und Fachleute zusammengebracht, um Initiativen zur Förderung von Leichter Sprache stärker zu vernetzen. Im Mittelpunkt standen der Austausch über bestehende Hürden, gute Praxis und der gemeinsame Anspruch, verständliche Informationen für Menschen mit Behinderungen breiter verfügbar zu machen. Wie die Veranstalter betonten, sei eine bessere Zusammenarbeit der Akteure wesentlich, um verlässliche Standards zu entwickeln und Barrieren abzubauen. Leichte Sprache sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und müsse selbstverständlich werden.
In einer Video-Grußbotschaft hob Familienbischof Hermann Glettler hervor, dass verständliche Sprache Voraussetzung für wertschätzende und inklusive Kommunikation sei. Vor allem behördliche Informationen müssten so formuliert sein, dass sie tatsächlich verstanden werden. Das Fachgespräch sende ein wichtiges Signal für eine Sprache, die Menschen entgegenkommt und niemanden ausschließt, so der Innsbrucker Bischof.
Initiiert hatte das Fachgespräch das beim IEF beheimatete Team FiLO, das im Rahmen der geförderten Familienberatung juristische Beratung speziell für Familien anbietet, deren Kinder mit einer Behinderung leben. Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Verwaltung, Medien und Gesundheitswesen berichteten unter anderem darüber, wie Behörden, Medien und Einrichtungen ihre Kommunikation an die Bedürfnisse der Betroffenen anpassen können.
Recht auf verständliche Information
So wies etwa die Behindertenanwältin Christine Steger darauf hin, dass das Fehlen leicht verständlicher Sprache eine "Kulturbarriere" darstellen könne. Zwar gebe es kein Recht auf Leichte Sprache, doch könne deren Fehlen durchaus den Tatbestand der Diskriminierung erfüllen, habe doch jeder Mensch "Recht auf verständliche Information". In Tirol und Oberösterreich würden Bescheide bereits in Leichte Sprache übersetzt, weitere Akzeptanz insbesondere bei rechtlichen Unterlagen soll ein bald erscheinender "Werkzeugkoffer" schaffen.
Der ORF-Beauftragte für Barrierefreiheit, Robert Ziegler, erinnerte an den gesetzlichen Auftrag des ORF, täglich Nachrichten in einfacher Sprache anzubieten. Dieses Angebot sei angesichts sinkender Lesekompetenz in der Bevölkerung zunehmend wichtig. Er verwies zugleich auf die Notwendigkeit, breitere Akzeptanz für einfache Sprache zu schaffen.
Weniger Stress, bessere Versorgung und mehr Teilhabe
Vertreterinnen der Stadt Wien wiesen darauf hin, dass komplexe Formulierungen in behördlichen Texten oft dazu führten, dass Betroffene - allein der Fonds Soziales Wien betreut 15.200 Kundinnen und Kunden mit Behinderungen - ihre Rechte nicht wahrnehmen könnten. Leicht verständliche Sprache erleichtere nicht nur den Zugang zu Leistungen, sondern reduziere ebenso Missverständnisse, Rückfragen und Stress, wobei auch Bilder und Grafiken sehr hilfreich sein könnten.
Aus dem Gesundheitsbereich stellte Bernadette Dornigg die MedInklusions-Ambulanz ("MIA") im Landesklinikum Melk vor, die Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung eine barrierefreie medizinische Versorgung auf verschiedensten Fachgebieten ermöglicht. Die Einrichtung ist österreichweit einzigartig und zeigt auf, wie klare Kommunikation den Zugang zur Gesundheitsversorgung erleichtern kann.
Judith Platter vom Zentrum für Translationswissenschaft der Universität Wien betonte, dass Menschen mit Behinderungen Möglichkeit zu gleichberechtigter Teilhabe erhalten sollten statt bevormundet zu werden. Erfolge geben es durchaus, Platter führte als Beispiele Expertenschulungen "in eigener Sache" und die damit verbundene Möglichkeit der Übernahme eigenverantwortlichen Handelns an.