Experte: Papst setzt auf Theologie der "entwaffnenden Sprache"
06.12.202512:32
Österreich/Vatikan/Papst/Sprache/Kirche/Medien
Synoden-Kommunikationschef Bonaventura: Leo XIV. liefert ganzheitliche Antwort auf sprachliche Aggression, Polarisierung und digitale Gewalt
Wien, 06.12.2025 (KAP) Papst Leo XIV. stellt seit Beginn seines Pontifikats den Einsatz für Frieden ins Zentrum seines Wirkens und verknüpft dieses Anliegen nach Einschätzung des Synoden-Kommunikationsverantwortlichen Thierry Bonaventura konsequent mit einer neuen "Theologie der entwaffnenden Sprache". In einem aktuellen Beitrag im Blog "Healing of Wounded Memories" der Stiftung "Pro Oriente" beschreibt Bonaventura den Ansatz des Papstes als ganzheitliche Antwort auf sprachliche Aggression, Polarisierung und digitale Gewalt.
Bereits kurz nach seiner Wahl im Mai 2025 habe Leo XIV. einen ersten Schwerpunkt gesetzt, als er angesichts eines "Krieges der Worte" zu einem "unbewaffneten und entwaffnenden Frieden" aufrief. Gegenüber Medienvertretern formulierte er später den Leitgedanken seines Ansatzes: "Lasst uns die Worte entwaffnen - und wir helfen damit, die Welt zu entwaffnen." Worte könnten verletzen und töten, betonte der Papst, nicht nur Waffen.
Wie Bonaventura darlegt, entwickelte Leo XIV. sein Konzept in drei Phasen: einer anfänglichen theologischen Grundlegung im Frühjahr, einer anschließenden Fokussierung auf Herausforderungen und Gefahren der digitalen Kommunikation sowie einer systematischen Ausarbeitung im Apostolischen Schreiben "Neue Landkarten der Hoffnung entwerfen", das am 31. Oktober veröffentlicht wurde. Darin ordne der Papst seine "entwaffnende Sprache" in einen umfassenden bildungstheoretischen Rahmen ein.
Zugleich gehe es Leo XIV. laut Bonaventura ausdrücklich nicht um theoretische Abhandlungen. Der Papst fordere Bildungseinrichtungen, Medien und digitale Plattformen dazu auf, Sprachmuster und Kommunikationsstile kritisch zu prüfen. Dem aggressiven Tonfall sozialer Medien stelle er eine Haltung "fügsamer Sanftmut" entgegen. Wahre Stärke liege nicht in verbaler Dominanz, sondern in "der Verletzbarkeit des Zuhörens und dem Mut, die Wahrheit auszusprechen".
Leo XIV. setze bewusst auf eine pragmatische und verständliche Sprache, die ohne komplizierten theologischen Jargon auskomme, so Bonaventura. Die von ihm propagierte "Entwaffnung der Sprache" könne so zu einem breiteren gesellschaftlichen Kulturwandel beitragen. Friedvolle Kommunikation entspringe einem friedvollen Herzen, schreibt Bonaventura, und authentische Worte einem authentischen Leben; eine Veränderung der Sprache gehe stets mit einer Veränderung des Sprechenden einher.
Bonaventura gehörte zu den Referenten der jüngsten Pro-Oriente-Konferenz "Healing Wounded Memories: The Responsibility of Churches to Heal", die Mitte November in Wien mit 70 Teilnehmenden aus 25 Ländern stattfand. Er sprach dort im Rahmen einer Session zum Thema "Hate Speech and the Need to Disarm the Language".