Neuer Mutter Teresa-Film zeigt ihr Leben "zwischen Licht und Schatten"
06.12.202509:56
Österreich/Nordmazedonien/Film/Kultur/Religion
Regisseurin Mitevska im Wiener "Sonntag": Wollte innere Kämpfe und Zweifel der Heiligen sichtbar machen - Film spielt kurz vor Ordensgründung der Missionarinnen der Nächstenliebe
Wien, 06.12.2025 (KAP) Im neuen Film "Teresa - Ein Leben zwischen Licht und Schatten" wirft die nordmazedonische Regisseurin Teona Strugar Mitevska einen Blick auf die menschliche Seite der heiligen Teresa von Kalkutta. Der Spielfilm beruht auf wahren Gegebenheiten und begleitet die Protagonistin, gespielt von Noomi Rapace, sieben Tage lang durch ihren Alltag als Mitglied der Loretoschwestern, bis sie beschloss, das Kloster zu verlassen und den Orden Missionarinnen der Nächstenliebe im Dienst der Armen zu gründen. Im Film habe sie zeigen wollen, "dass auch eine Ikone wie sie fragil ist, Fehler macht, zweifelt", erklärte Mitevska im Interview mit dem Wiener "Sonntag" (aktuelle Ausgabe).
"Wenn ich jemals eine Heilige werde, dann eine Heilige der Dunkelheit", schrieb Mutter Teresa in ihrem Tagebuch, erzählte Mitevska. Der Eintrag zeige ihre Zweifel, ihre Zerbrechlichkeit und Menschlichkeit und sollte das große Thema des Films sein. Das mache sie nahbar und menschlich und biete die Möglichkeit, sich mit ihr zu identifizieren. "Wir alle sind Menschen, die lieben und hassen, die gut und manchmal schlecht sind." Der Film enthält auch viele Träume und Visionen, die sich auf Mutter Teresas Tagebuch stützen - "ihre Zweifel, dunklen Jahre, Fragen an Gott, Ambitionen und auch Gedanken über Mutterschaft", so die Regisseurin.
Dem Film "Teresa - Ein Leben zwischen Licht und Schatten" gehen intensive Recherchen voran. Zuvor arbeitete Mitevska, die den Film gemeinsam mit ihrer Schwester und Produzentin Labina Mitevska umsetzte, mit dieser an der Mini-Serie "Teresa and I", die die Grundlage für den Spielfilm bildete. Dazu führte die Regisseurin, die nur einen Kilometer vom Geburtsort der Heiligen entfernt zu Hause ist, Interviews mit den letzten fünf Schwestern, die bei der Gründung der Missionarinnen der Nächstenliebe dabei waren, mit Madame Kumar, einer persönlichen Freundin von Mutter Teresa, sowie mit entfernten Familienmitgliedern, die noch in Skopje leben.
"Ich habe auch viel Zeit in den Häusern der Schwestern und sogar in einer Leprakolonie verbracht. Es war mir wichtig, in ihre Schuhe zu schlüpfen und ihre Hingabe zu verstehen", erzählte die 51-Jährige, die sich nicht nur geografisch, sondern auch kulturell mit der Heiligen verbunden fühlt. "Mutter Teresa war eine Frau vom Balkan, geprägt von einer Region, die für ihre Widersprüche bekannt ist: Wärme und Härte, Tradition und Umbruch. Diese Mentalität kenne ich gut. Ich fühlte mich fast DNA-mäßig verbunden mit ihr." Bei der Recherche habe sie festgestellt, ähnliche Werte mit Teresa zu teilen, etwa "die Fähigkeit, in schwierigen Umständen Stärke zu finden und die Bereitschaft, für etwas Größeres als uns selbst zu kämpfen".
Der Augenblick kurz vor der Ordensgründung, in dem sich Mutter Teresa entschieden habe, ins Ungewisse zu gehen und ihre Sicherheit hinter sich zu lassen, sei bedeutend für sie gewesen, so die Regisseurin. "Wie viele Frauen würden heute mit 40 alles aufgeben und einen völlig neuen Weg einschlagen?" Mit ihrer Haltung gegenüber der materiellen Welt und ihrem Verzicht auf Komfort sei die Heilige bis heute ein Vorbild. "Wir leben in einer Zeit, in der Besitz und Konsum fast wie Religion behandelt werden. Mutter Teresa stellt dem eine radikale Einfachheit entgegen", so Mitevska. Diese Botschaft sei aktueller denn je. "Wir sind süchtig danach, Dinge anzuhäufen, uns abzusichern, immer mehr zu wollen. Mutter Teresa zeigt, dass wahre Erfüllung nicht im Haben liegt, sondern im Geben."
Der Film feierte am 27. August im Rahmen der 82. Internationalen Filmfestspiele von Venedig Premiere. Seit 4. Dezember läuft er in den österreichischen Kinos.