Libanon-Projektdirektor der Friedrich-Naumann-Stiftung: Eskalation zwischen Israel und der Hisbollah "kann jederzeit aufflammen"
Wien/Beirut, 25.11.2025 (KAP) Der am Sonntag beginnende Besuch von Papst Leo XIV. im Libanon wird laut einem Experten den wieder eskalierenden Konflikt zwischen Israel und der militanten Hisbollah nur vorübergehend eindämmen können. "Während des Papstbesuchs dürfte Israel Zurückhaltung üben - doch das wird nur eine kurze Atempause sein", sagte Kristof Kleemann, Projektdirektor Libanon und Syrien der deutschen Friedrich-Naumann-Stiftung in Beirut, der Wiener Tageszeitung "Die Presse" (Dienstag).
Vergangenen Sonntag hatte Israel erstmals seit Juni wieder einen Luftschlag direkt in Beirut ausgeführt und dabei unter anderem den ranghöchsten Befehlshaber der Hisbollah-Miliz getötet. Schon zuvor gab es verstärkte israelische Luftangriffe im Süden des Libanon und im Bekaa-Tal. Die seit einem Jahr geltende Vereinbarung zu einer Waffenruhe ist brüchig. Israel wirft der Hisbollah vor, wieder aufrüsten und sich an der Nordgrenze von Israel festsetzen zu wollen. Die Schiiten-Miliz lehnt eine Entwaffnung ab. "Eine Eskalation kann jederzeit aufflammen", sagte Experte Kleemann zur "Presse".
Die katholische Kirche warnt seit Jahren vor einer wachsenden Abwanderung von Christen aus dem Libanon. Der Papstbesuch soll den Christen vor Ort auch neuen Mut machen. Die Botschaft aus dem Vatikan sei eindeutig, so Kleemann. "Christen sollen in ihrem Staat bleiben und Verantwortung übernehmen." Mehr als ein Zeichen der Hoffnung könne die Visite von Leo XIV. jedoch nicht bringen. Der Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah dürfte weiter eskalieren, sobald der Papst wieder abgereist ist.
Salzburger Theologe Winkler zu Erwartungen an Türkei- und Libanonbesuch des Papstes - Reise im Zeichen von Ökumene und mit starker diplomatischer, interreligiöser Dimension
In einer Woche wird Leo XIV. im Libanon erwartet, ein von Krisen geschütteltes Land. Die Menschen freuen sich sehr auf ihn, sagt der Erzbischof von Beirut. Doch die Strahlkraft des Besuchs hängt von anderen ab.
Projektpartner von österreichischem Hilfswerk ICO: Hoffen auf Impulse für christliche Präsenz, Dialog und gesellschaftliche Stabilität - Schwierige Lebensrealität der Christen vor Ort