So wie der Papst als Nachfolger des Apostels Petrus gilt, beruft sich der Patriarch von Konstantinopel auf den älteren Bruder des Petrus, Andreas
Istanbul/Amalfi, 25.11.2025 (KAP/KNA) Papst Leo XIV. wird bei seinem bevorstehenden Türkeibesuch auch an den orthodoxen Feiern zum Andreasfest rund um den 30. November im Phanar, dem Amtssitz des Ökumenischen Patriarchen in Istanbul, teilnehmen. Andreas, Fischer in Kapharnaum, und sein jüngerer Bruder Petrus gelten als die erstberufenen Apostel. Ihnen sagte Christus zu, sie zu Menschenfischern zu machen. Während seiner weiten Missionsreisen wurde Andreas der Überlieferung nach im griechischen Patras im Jahr 60 oder 62 an einem X-förmigen Kreuz (Andreaskreuz) als Märtyrer hingerichtet.
Der Apostel gründete nach kirchlicher Tradition den Bischofssitz von Byzantion, dem heutigen Istanbul. Während der Papst also in Rom als Nachfolger des Apostels Petrus gilt, beruft sich der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel auf den älteren Bruder des Petrus, Andreas. Die Reliquien des Andreas wurden im vierten Jahrhundert in die Reichshauptstadt und Bischofsstadt Konstantinopel überführt, doch im Zuge des Vierten Kreuzzugs 1203/04 von christlichen Kreuzfahrern geraubt und als Beute ins süditalienische Amalfi gebracht.
Eine hochrangige Vatikan-Delegation nimmt traditionell seit dem ökumenischen Tauwetter der 1960er Jahre an den orthodoxen Feierlichkeiten zum Andreasfest in Istanbul teil; diesmal ist es Papst Leo XIV. selbst. Ebenso besuchen Gesandte des Ökumenischen Patriarchats die katholischen Feiern zum Festtag Peter und Paul am 29. Juni im Vatikan.
Andreas-Haupt 1964 zurückgegeben
Eine Kopfreliquie des Andreas wurde im Zuge der osmanischen Eroberung Konstantinopels Papst Pius II. übergeben und seit 1462 im Petersdom aufbewahrt. Die Echtheit wird allerdings angezweifelt. Papst Paul VI. gab sie 1964 als Akt der konziliaren Ökumene an Patras zurück. 2007 überreichte die Gemeinde von Amalfi zudem eine kleine Andreas-Reliquie an den Ökumenishen Patriarchen Bartholomaios I.
Angebliche Andreas-Reliquien aus Griechenland waren 2003 zur 300-Jahr-Feier von St. Petersburg auch in mehreren russischen Städten ausgestellt. Eine Armreliquie kam von Amalfi über Rees am Niederrhein 1997 in die Kirche St. Aposteln in Köln. Auch in der oberösterreichischen Pfarre Kopfing gibt eine Reliquie des Apostels.
Andreas ist der Schutzpatron Schottlands und Russlands, Spaniens, Griechenlands, Siziliens, Niederösterreichs und des ehemaligen Burgund. Stadtpatron ist er in Neapel, Amalfi, Ravenna, Mailand, Nola und Brescia, Mantua und Manila, Brügge, Bordeaux und Patras. Im schottischen Wappen und auch im britischen Union Jack ist das Andreaskreuz enthalten. Andreas gilt als Beschützer der Fischer und Fischhändler, der Seilmacher und Wasserträger, der Fleischhauer und alten Jungfern. Er wird angerufen bei Halsweh und Heirat sowie bei Kinderlosigkeit, Kriegen und Gicht.