Anders als Juden und Muslime glauben Christen an Jesus als Sohn Gottes - Was das bedeutet, war anfangs lange umstritten, bis ein Kaiser die Kirchenführer zusammenrief: Das Ergebnis gilt bis heute
Wien, 21.11.2025 (KAP) Das Konzil von Nizäa (Nicäa) im Jahr 325 war die erste allgemeine Kirchenversammlung, die dogmatische und kirchenrechtliche Fragen verbindlich entschied. Es wurde vom römischen Kaiser Konstantin einberufen, um theologische Streitigkeiten in der christlichen Kirche zu beenden, die er zur Staatsreligion gemacht hatte. Mit dem Konzil von Nizäa (heute: Iznik/Türkei) wurden zentrale theologische Grundlagen für jenes Glaubensbekenntnis geschaffen, das bis heute die verbindliche Grundlage fast aller christlichen Kirchen und Konfessionen ist.
Im Kern geht es um den Glauben, dass Jesus Christus ganz Mensch und zugleich ganz Gott ist. Dies fassten die in Nizäa versammelten Bischöfe und Theologen in dem griechischen Wort "homoousios" (wesensgleich) zusammen. Die Lehre des Priesters Arius, wonach Jesus bloß ein Geschöpf Gottes gewesen sei, wiesen sie als Irrlehre zurück. Nach dem Konzil von Nizäa wurden alle von der Nizäa-Formel abweichenden Ideen allmählich zurückgedrängt. Die bis heute für die Christen gültige Lehre von der Dreifaltigkeit - ein Gott in den drei Personen Vater, Sohn und Geist - setzte sich durch.
Neben dieser dogmatischen Kernfrage beschloss das Konzil von Nizäa unter anderem Regeln zur Ehelosigkeit der Kleriker und für einen gemeinsamen Ostertermin aller Christen. Dieser Beschluss wirkte mehr als tausend Jahre lang einheitsstiftend. Er basierte auf dem damals noch in West und Ost akzeptierten Julianischen Kalender, der im Westen jedoch später durch den Gregorianischen ersetzt wurde. Seither fallen die Osterdaten in den Kirchen des Ostens und des Westens meist auseinander.
(Diese Meldung ist Teil eines Themenschwerpunkts zum Besuch von Papst Leo XIV. in der Türkei und im Libanon. Alle Meldungen sind abrufbar unter www.kathpress.at/papst-tuerkei-libanon)