Bischof Razafitsimialona nach Machtwechsel: Kein Militärputsch, sondern Versuch einer Neuausrichtung des bitterarmen Landes
Aachen/Antananarivo, 18.10.2025 (KAP/KNA) Kirchenvertreter in Madagaskar werben für eine Unterstützung der neuen Regierung unter dem Armeeoberst Michael Randrianirina. Zugleich warnten sie vor einer Rückkehr der alten politischen Eliten, wie das katholische Hilfswerk missio Aachen am Samstag mitteilte. Von der neuen Führung erhofften sich die Menschen vor allem wirtschaftliche Verbesserungen. Der 51-jährige Randrianirina war am Freitag nach mehrwöchigen Demonstrationen gegen die alte Regierung und einem Putsch als neuer Staatschef vereidigt worden.
Die Zukunft bleibe ungewiss, da einige ehemalige Politiker ohne das Vertrauen der Bevölkerung versuchten, wieder an die Macht zu gelangen, zitierte missio Aachen den Bischof Luc Olivier Razafitsimialona aus der Diözese Tolagnaro. "Es handelt sich nicht um einen einfachen Militärputsch, sondern um eine Neuausrichtung des Landes, die die Bevölkerung mit Unterstützung der Armee trägt", erklärte er. Razafitsimialona warnte demnach vor direkten Interventionen oder Sanktionen dritter Staaten, die vor allem die Schwächsten treffen würden. Wichtig sei, dass in dem bitterarmen Land wichtige Infrastrukturprojekte fortgesetzt werden.
Madagaskar leidet laut missio unter schlechter Verkehrsinfrastruktur, ständigen Stromausfällen, prekärer Wasserversorgung, hoher Arbeitslosigkeit, Korruption und einer schwachen Wirtschaft. Bischof Razafitsimialonas Forderung erfolgt vor dem Hintergrund, dass die Afrikanische Union nach Militärputschen üblicherweise die Mitgliedschaft des betreffenden Landes aussetzt und mit Sanktionen droht. "Das gefährdet unter anderem die Finanzhilfe des Internationalen Währungsfonds, mit der auch staatliche Stromversorger saniert werden sollen", heißt es in der Erklärung des Hilfswerks. Die katholische Kirche in Madagaskar wolle alles tun, um Gewalt im aktuellen politischen Transformationsprozess zu verhindern.
Auch andere Projektpartner von missio Aachen hofften auf einen politischen Neuanfang. Rund 80 Prozent der Madagassen leben unter der Armutsgrenze. Fast zehn Millionen Menschen benötigen missio zufolge humanitäre Unterstützung. "Nach mehreren Dürren, Überschwemmungen und Zyklonen sind weite Teile des Südens von Hunger betroffen, über zwei Millionen Menschen haben nicht genug zu essen."