Katholische Bischöfe: Geistliche Leiter mit vielfacher Verantwortung
17.10.202513:00
Österreich/Kirche/Berufung/Beruf/Religion
"Aufseher" in der Nachfolge der Apostel sind allein dem Papst unterstellt, garantieren Einhaltung der Kirchenlehre, treffen Entscheidungen und haben liturgische Aufgaben
Wien, 17.10.2025 (KAP) In der katholischen Kirche ist der Bischof der oberste geistliche Leiter einer Diözese und trägt umfassende Verantwortung für Glaubensleben, Organisation und Verwaltung in seinem kirchlichen Gebiet. Seine Aufgaben reichen von liturgischen Feiern über die Personalführung bis hin zur Mitwirkung an der weltweiten Lehre der Kirche.
Der Begriff "Bischof" leitet sich vom griechischen Wort episkopos ("Aufseher") ab. Bischöfe stehen in der apostolischen Sukzession, also in der Nachfolge der Apostel, und üben gemeinsam mit dem Papst und den übrigen Bischöfen das sogenannte ordentliche Lehramt aus. In dieser Funktion vertreten sie ihre Ortskirche im weltweiten Bischofskollegium und sind allein dem Papst unterstellt.
Weihespender, Richter und Lehrer
Als oberster Verantwortlicher leitet ein Bischof die Seelsorge seiner Diözese, steht der Eucharistiefeier vor, spendet das Weihesakrament und spendet die Firmung - wobei er letzteres oft delegiert. In der Karwoche weiht er die heiligen Öle, die in der Sakramentenspendung im gesamten Kirchenjahr verwendet werden. An Sonntagen ist er verpflichtet, die Messe in den Anliegen der gesamten Diözese zu feiern.
Juristisch ist der Bischof oberster Richter in seiner Diözese, wobei er durch den Diözesanrichter vertreten wird. Er ist zuständig für Lehrerlaubnisse, überwacht die kirchliche Lehre und trifft Personalentscheidungen. Im Rahmen regelmäßiger Pfarrbesuche hält er Kontakt zu den Gemeinden. Alle fünf Jahre legt er dem Papst im sogenannten "Ad-limina"-Besuch Bericht über den Zustand seiner Diözese vor.
Sichtbar gemacht wird das Amt des Bischofs durch bestimmte liturgische Insignien: Die Mitra (Bischofsmütze) symbolisiert die Autorität des Amtes, der Bischofsstab (Pastorale) das Hirtenamt. Der Bischofsring steht für Treue und Verbundenheit mit der Kirche, während das Brustkreuz (Pektorale) die Nachfolge Christi zum Ausdruck bringt. Der Pileolus, ein kleines violettes Scheitelkäppchen, wird während liturgischer Handlungen getragen und in Gegenwart der Eucharistie abgenommen.
Zehn Diözesen in Österreich
Von Bischöfen geleitete Diözesen gibt es in Österreich derzeit zehn, darunter die ältesten in Salzburg (gegründet 739), Gurk (1072), Graz-Seckau (1218) und Wien (1469). Im späten 18. Jahrhundert wurden durch Reformen von Kaiser Joseph II. die Diözesen Linz (1784) und St. Pölten (1785) errichtet. Im 20. Jahrhundert folgten Eisenstadt (1960), Innsbruck (1964) und Feldkirch (1968).
Ein Sonderfall ist die Militärdiözese (gegründet 1986) mit Sitz in der St. Georgs-Kathedrale in Wiener Neustadt, zuständig für die seelsorgliche Betreuung des Bundesheeres. Daneben gibt es die rechtlich gleichgestellte Territorialabtei Wettingen-Mehrerau in Bregenz. Für die katholischen Ostkirchen wurde 2018 ein eigenes Ordinariat eingerichtet, geleitet vom Wiener Erzbischof.
Schönborn und König unter Rekordhaltern
In Wien gab es seit der Gründung der Diözese 32 Bischöfe, von denen einige das Amt über besonders lange Zeiträume hinweg ausgeübt haben. Der am längsten dienende war Kardinal Christoph Anton Migazzi (1757-1803) mit fast 46 Amtsjahren. Es folgten die Kardinäle Sigismund Kollonitz (1716-1751), Melchior Khlesl (1598-1630) und Erzbischof Philipp Breuner (1639-1669), dahinter bereits aus der jüngsten Vergangenheit Kardinal Franz König (1956-1985) und Kardinal Christoph Schönborn, der der Erzdiözese Wien von 1995 bis 2025 vorstand.
Die Bischöfe eines Landes sind in der Bischofskonferenz zusammengeschlossen, zur Koordination kirchlicher Aufgaben, Förderung gemeinsamer pastoraler Ziele und zum Erlass verbindlicher Entscheidungen. Mit Zustimmung des Apostolischen Stuhls eingerichtet, versammeln sie sich regulär dreimal jährlich, bei Bedarf auch außerordentlich. Ihr Vorsitzender Bischof leitet die Sitzungen, bestimmt die Tagesordnung, informiert die Öffentlichkeit und vertritt die Konferenz nach außen. Österreichs Bischofskonferenz wurde 1849 gegründet und gehört damit zu den ältesten weltweit.