Neuer Erzbischof: Freude bei kirchlichen Organisationen
17.10.202513:04
(zuletzt bearbeitet am 17.10.2025 um 17:31 Uhr)
Österreich/Kirche/Personal/Grünwidl/Reaktionen
Katholische Aktion: Grünwidl "nahe und institutionserfahren" sowie "Verbündeter" - Reformbewegungen: Kirchenvolk hätte ihn gewählt - Ordensgemeinschaften würdigen "reflektierten und spirituellen Zugang", Caritas-Spitzen die Empathie und Nähe
Wien, 17.10.2025 (KAP) Mit großer Freude ist die Nachricht der Ernennung Josef Grünwidls zum neuen Wiener Erzbischof in vielen Bereichen der katholischen Kirche in Österreich aufgenommen worden. Persönlichkeit, Lebens- und Seelsorgeerfahrung sowie das bisherige Wirken in Pfarren und als Übergangsleiter der Erzdiözese Wien prädestinierten den 62-Jährigen für die ihm von Papst Leo XIV. übertragene Aufgabe, hieß es in Aussendungen katholischer Laienorganisationen und Ordensgemeinschaften. Man freue sich auf die künftige Zusammenarbeit für die Kirche in Wien und Österreich, so der Tenor.
Die Katholische Aktion Österreich (KAÖ) fand im neuen Erzbischof viele "Tugenden, die es für einen Bischof braucht": Nähe zu den Menschen, offenes Ohr, Einfühlungsvermögen sowie Kenntnis der komplexen Strukturen einer großen Diözese. Grünwidl stehe durch seine offene Art für eine "neue Körpersprache der Kirche", wecke Hoffnung auf neue Ansätze im Umgang mit aktuellen Herausforderungen und zeige Interesse an jenen Menschen, "die wir als Kirche oft nicht am Radar haben", darunter besonders Jugendliche und Arme.
Auch die KA Wien gratulierte: Positiv hob Präsident Reinhard Bödenauer hervor, Grünwidl habe schon in den vergangenen Monaten "die richtigen Worte zu gesellschaftlichen Themen gefunden". Er habe sich für Schöpfungsverantwortung, Klimaschutz und "ökologische Umkehr" eingesetzt sowie die Bedeutung des interkulturellen und interreligiösen Dialogs betont. Vieles deute darauf hin, dass er die Kirche in Wien "als glaubwürdige und offene Institution weiterentwickeln" werde. Die KA sehe in ihm einen Verbündeten im Einsatz für eine "menschlichere, gerechtere und friedlichere Welt".
KA-Vizepräsidentin Valentina Steigerwald wünschte Grünwidl "Mut und Klarheit" und erinnerte an dessen Ansprache bei der 80-Jahr-Feier der Katholischen Frauenbewegung im September, in der er die "unzureichende Präsenz von Frauen in kirchlichen Entscheidungsgremien" benannt habe. Wichtig sei nun, dass er "die Chance nutzt, echte Reformen voranzutreiben".
Erzbischof als Motivationshilfe
In der Aussendung wurde auch auf die "unterschiedlichen Herausforderungen" hingewiesen, vor denen die Erzdiözese Wien in ihren Regionen Wien und Niederösterreich stehe. "Es braucht verschiedene Ansätze, um Glauben und Kirche für Menschen als positiven Teil ihres Lebens erfahrbar zu machen", so Bödenauer und Steigerwald. Wichtig sei dabei die stärkere Einbindung der Laien im synodalen Prozess - insbesondere von Frauen und Jugendlichen.
Angesichts der Herkunft und Erfahrung Grünwidls betonten die KA-Vertreter, Pfarren sollten "Zentren lebendiger Nachbarschaft" sein - "offene Orte, an denen Menschen unabhängig vom Glauben willkommen sind". Kindern und Jugendlichen müsse Raum für ihre Anliegen geboten werden. "Wir sind überzeugt, dass Josef Grünwidl hier die richtigen Maßnahmen setzen und besonders Menschen in den Pfarren motivieren und aktivieren kann", so Bödenauer und Steigerwald.
Stimme für Menschen an Rändern
Große Zuversicht äußerte die Caritas der Erzdiözese Wien. Grünwidl werde eine "wichtige Stimme für Menschen an den Rändern der Gesellschaft" sein, ihm sei "Nähe, Empathie und die Sprache der Menschen" eigen, erklärten die Direktoren Alexander Bodmann und Klaus Schwertner. Sie hoben seinen "pastoralen Stil, seine Offenheit und seine Bereitschaft zuzuhören" hervor - Eigenschaften, die ihn zu einem "Brückenbauer in orientierungsloser Zeit" machten.
Besonders betonten sie die pfarrliche Arbeit der Caritas, in der sich in der Erzdiözese Wien tausende Freiwillige engagieren - in Lebensmittelausgabestellen, "Wärmestuben" im Winter oder "Klimaoasen" im Sommer. Diese gelebte Nächstenliebe entspreche Grünwidls Überzeugung, dass sich Glaube im Alltag bewähren müsse. Die Caritas freue sich auf eine "vertrauensvolle Zusammenarbeit" und die gemeinsame Weiterentwicklung des kirchlichen Auftrags, der eine "besondere Option für die Armen" einschließe.
Freude bei Reformbewegungen
Als "erfreuliches Signal an das Kirchenvolk" bezeichneten die Reformbewegungen "Wir sind Kirche", "Pfarrer-Initiative", "Laien-Initiative" und "Priester ohne Amt" die Ernennung Grünwidls. "Hätte man das Kirchenvolk in die Findung guter Kandidaten einbezogen, wäre er sehr wahrscheinlich genannt worden", hieß es im Glückwunschschreiben. Man erhoffe sich "mutige Schritte zur Erneuerung der Kirche" und ein Einbringen seiner Erfahrung in Seelsorge und Leitung.
Seit seiner Zeit in der Pfarrseelsorge und als Bischofsvikar sei es Grünwidl "vor allem um die Zukunft der Gemeinden an der Basis" gegangen. Nun möge es ihm gelingen, "zusammen mit gleichgesinnten Bischöfen mutige Vorschläge in die Weltkirche einzubringen - wie es Papst Franziskus immer wieder gefordert hat". Dafür gebe es in der Kirche neue Spielräume. Die Bewegungen wünschten "Segen für ein beherztes Gehen neuer Wege und ein mutiges Auftreten, wo es um Würde und Grundrechte aller Menschen und um Verantwortung für die Schöpfung geht".
Orden: "Menschenfreund und Gottesfreund"
Als "Menschenfreund und Gottesfreund" wurde Grünwidl von der Ordenskonferenz bezeichnet. Generalsekretärin Sr. Christine Rod, mit dem neuen Erzbischof seit Studienzeiten bekannt, sprach auch von einem "Kirchenfreund", der sich durch "Klugheit, Realitätssinn, Gestaltungskraft und Fähigkeit zu kommunizieren" besonders auszeichne. "Er kann Menschen beteiligen und inspirieren. Wir können uns wirklich freuen", so die Ordensfrau.
Ruhig, menschennah und "tatkräftig aus geistlicher Mitte heraus" nannte der Ordenskonferenz-Vorsitzende Korbinian Birnbacher den neuen Erzbischof. Der emeritierte Erzabt des Salzburger Stifts St. Peter wie auch seine Stellvertreterin bei den Orden, Sr. Franziska Madl, dankten dem bisherigen Apostolischen Administrator dafür, dem Ruf des Papstes Folge geleistet zu haben und bekundeten ihre Freude darüber sowie auch die Gewissheit, dass Grünwidl mit seinem reflektierten und spirituellen Zugang "die Kirche Österreichs sicher prägen und in eine gute Zukunft" werde.
Als "Seelsorger durch und durch, der Freude hat, mit anderen zu arbeiten", beschrieb Anton Höslinger, Propst des Stiftes Klosterneuburg, den designierten Erzbischof. "Mit seiner Menschenliebe und Freude will er Kirche leben, Kirche bauen - ein guter Ansatz, eine Diözese zu leiten", so Höslinger. Das Stift freue sich auf eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Zur Erzdiözese Wien gehören über 600 Pfarren mit mehr als einer Million Katholiken; 23 der 24 vom Stift Klosterneuburg betreuten Pfarren liegen in der Erzdiözese Wien.
P. Wallner: Gut für Österreichs Kirche
Auch P. Karl Wallner, Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke, gratulierte: "Erzbischof Josef Grünwidl ist der erste Bischof, den Papst Leo XIV. Österreich geschenkt hat - er wird der Erzdiözese Wien und der Kirche in Österreich sehr guttun." Schätzen gelernt habe er ihn als Leiter des Priesterrates und später als Apostolischen Administrator - als "geerdeten und empathischen Seelsorger". "Es gibt wohl keinen Zweiten, der die Erzdiözese Wien mit ihren Herausforderungen so gut kennt", so Wallner.
Freund der Erwachsenenbildung
Das Forum Katholischer Erwachsenenbildung in Österreich hob Grünwidls enge Kontakte als Bischofsvikar ab 2022 mit dem Bildungszentrum St. Bernhard hervor. Er habe in der Erwachsenenbildung stets "mehr als Wissensvermittlung" gesehen und auf deren Ausrichtung an Lebens- und Glaubensfragen, Werten, Spiritualität und ganzheitlicher Erfahrung verwiesen, so Forums-Vorsitzender Hubert Petrasch. Geduld, Demut und Verinnerlichung habe Grünwidl als Voraussetzungen "echter Bildung" bezeichnet.
Katholische Verbände gratulieren Grünwidl
Positive Worte kamen auch von der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände (AKV), die den ernannten Erzbischof von Wien als "erfahrenen Seelsorger" sowie "allseits geschätzten und beliebten langjährigen Pfarrer, der die Erzdiözese Wien sehr gut kennt" bezeichnete. "Er kann zuhören und weiß um den Stellenwert der engagierten Laien für die Kirche. Das ist gerade aus der Sicht der katholischen Verbände sehr wichtig", so AKV-Präsident Matthias Tschirf.
Ähnlich der Österreichische Cartellverband (ÖCV), der dem neuen Wiener Erzbischof eine konstruktive Zusammenarbeit zusicherte. "Wir freuen uns auf den Dialog und wollen gemeinsam Impulse für Jugend, Bildung, soziales Engagement und gesellschaftlichen Zusammenhalt setzen", so ÖCV-Präsident Andre Stecher. "Als katholischer Studenten- und Akademikerverband stehen wir bereit, Brücken zu bauen - in Kirche, Wissenschaft und Zivilgesellschaft", betonte Stecher.