Israel und Hamas einigen sich auf Waffenstillstand
09.10.202507:07
Israel/Palästina/Ägypten/USA/Krieg/Diplomatie
Ende des Kriegs im Gazastreifen ist greifbar - Bereits am Montag könnten israelische Geiseln freigelassen werden - Von Andrea Krogmann
Kairo/Jerusalem, 09.10.2025 (KAP/KNA) Aufatmen in Kairo und vielerorts auf der Welt: Zwei Jahre nach dem Angriff der Terrororganisation Hamas auf Südisrael haben sich Israel und die Hamas auf ein Waffenstillstandsabkommen geeinigt. Dazu gehören auch die Rückführung aller israelischen Geiseln sowie die Freilassung palästinensischer Gefangener. Das israelische Kabinett werde am Donnerstag zusammenkommen, um das Abkommen formell zu genehmigen, teilte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in der Nacht zu Donnerstag mit. Er sprach von einem "diplomatischen Erfolg und einem nationalen und moralischen Sieg für den Staat Israel".
Die Hamas bestätigte in der Nacht zu Donnerstag die Einigung auf eine Vereinbarung, "die ein Ende des Krieges gegen Gaza, den Rückzug der Besatzungsmacht aus Gaza, die Einfuhr von Hilfsgütern und einen Gefangenenaustausch vorsieht". Sie forderte US-Präsident Donald Trump, die vermittelnden Parteien und weitere internationale Kräfte auf, Israel zu einer vollständigen und sofortigen Umsetzung der Vereinbarung zu zwingen.
Geiselfreilassung möglicherweise schon am Montag
Trump sagte dem Sender "Fox News", die Geiseln würden voraussichtlich am Montag nach Israel zurückgebracht, einschließlich der Leichen der getöteten Geiseln. Es befinden sich noch 48 Verschleppte im Gazastreifen. 26 wurden von Israel für tot erklärt.
Israels Präsident Isaac Herzog sprach von "historischen und bedeutsamen Nachrichten". Das Abkommen biete "die Chance, Wunden zu heilen und einen neuen Horizont der Hoffnung für unsere Region zu eröffnen", schrieb er Donnerstagfrüh auf der Plattform X. Es bestehe kein Zweifel daran, dass US-Präsident Trump für "seine herausragende Führungsrolle" bei der Vermittlung den Friedensnobelpreis verdiene.
Forderung nach schneller Umsetzung
Erleichterung äußerten die im "Forum der Geisel- und Vermisstenfamilien" zusammengeschlossenen Angehörigen. Der Kampf sei aber erst vorbei, "wenn die letzte Geisel zurückgekehrt ist", hieß es am frühen Donnerstagmorgen. Die Familien forderten die israelische Regierung auf, das verhandelte Abkommen unverzüglich zu genehmigen. Jede Verzögerung könne "schwerwiegende Folgen für die Geiseln und Soldaten" haben.
Zustimmung zum Abkommen äußerte auch die israelische Armee. Der Generalstabschef habe die Truppen angewiesen, Verteidigungsmaßnahmen vorzubereiten und "auf jedes Szenario vorbereitet zu sein". Gleichzeitig sollen Vorbereitungen für die Geiselübergabe getroffen werden. Der arabischsprachige Armeesprecher Avichai Adraee warnte laut Bericht der Zeitung "Times of Israel" Bewohner des Gazastreifens bis zu anderslautenden Anweisungen davor, in den nördlichen Teil des Gazastreifens zurückzukehren. Das Gebiet sei weiterhin Kampfzone und eine Rückkehr "extrem gefährlich".
Caritas: Hoffen auf weitere Klärungen
Das Abkommen zum Ende des Krieges und der Geisel- und Gefangenenfreilassung seien "erfreuliche Nachrichten", erklärte der Generalsekretär des Hilfswerks Caritas Jerusalem, Anton Asfar. Man erwarte mit Spannung die Klärungen über humanitäre Korridore nach Gaza sowie darauf, "mit dem Aufbau menschlicher Seelen im Heiligen Land" zu beginnen.
Am 7. Oktober 2023 griffen Kämpfer der Terrororganisation Hamas zahlreiche israelische Orte, Kibbuze und Armeestützpunkte entlang der Grenze zum Gazastreifen an. Dabei wurden nach offiziellen israelischen Angaben mehr als 800 Zivilisten und rund 370 Soldaten getötet und 250 Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Seit Kriegsbeginn veröffentlichte Israel zudem die Zahl von 466 gefallenen Soldaten. Im seit dem Angriff anhaltenden Krieg im Gazastreifen wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums in Gaza mehr als 64.000 Palästinenser getötet.