Leo XIV.: Kirche muss mehr auf Missbrauchsbetroffene hören
16.09.202508:40
Vatikan/Kirche/Papst/Gesellschaft/Missbrauch
Im Rahmen der Sondertreffen im Heiligen Jahr der katholischen Kirche versammelten sich Menschen in Trauer und Leid im Petersdom
Vatikanstadt, 16.09.2025 (KAP) Papst Leo XIV. hat zu mehr Einsatz gegen sexuellen Missbrauch durch Geistliche aufgerufen. Die Kirche müsse lernen, "die Kleinsten und Schwächsten mit Behutsamkeit zu schützen", sagte er am Montagabend im Petersdom im Vatikan. "Mögen wir lernen, auf eure Verletzungen zu hören und gemeinsam mit euch zu gehen", richtete er sich an Menschen, die "Ungerechtigkeit und Gewalt durch Missbrauch erfahren" haben.
Niemand könne ihnen das persönliche Geschenk wegnehmen, ein Kind Gottes zu sein. "Und die Kirche, deren einige Glieder euch leider verletzt haben, kniet heute gemeinsam mit euch vor der Mutter (Maria) nieder", sagte der Papst beim Heilig-Jahr-Treffen für Menschen, die Leid und Trauer erfahren haben.
"Frieden ist möglich"
Ebenso erinnerte der Papst an den "kollektiven Schmerz ganzer Völker, die unter der Last von Gewalt, Hunger und Krieg um Frieden flehen". Dieser "gewaltige Schrei" verpflichte die Menschen, für ein Ende aller Gewalt zu beten und zu handeln. "Der wahre Trost, den wir vermitteln können müssen, besteht darin, zu zeigen, dass Frieden möglich ist und er in jedem von uns gedeihen kann, wenn wir ihn nicht unterdrücken", unterstrich Leo. "Mögen insbesondere die Verantwortlichen der Nationen auf den Schrei so vieler unschuldiger Kinder hören, um ihnen eine Zukunft zu gewährleisten, die ihnen Schutz und Trost bietet", so der Papst.
"In Momenten der Dunkelheit lässt Gott uns, auch wenn es anders aussehen mag, nicht allein. Gerade in diesen Momenten sind wir mehr denn je aufgerufen, auf die Nähe des Erlösers zu hoffen, der uns nie verlässt." In der Kirche seien Menschen auf der Suche nach Trost nie allein. "Den Kopf an eine Schulter zu legen, die dich tröstet, die mit dir weint und dir Kraft gibt, ist eine Medizin, auf die niemand verzichten kann, denn sie ist Zeichen der Liebe. Wo der Schmerz tief ist, muss die Hoffnung, die aus der Gemeinschaft entsteht, noch stärker sein. Und diese Hoffnung enttäuscht nicht."
Berichte vom Umgang mit Schicksalsschlägen
Bei der Andacht berichteten zwei Frauen von ihrem Umgang mit Schicksalsschlägen: Diane Foley aus den USA, deren Sohn Jim, ein Journalist, 2014 in Syrien von Dschihadisten getötet wurde, erzählte von Versöhnung und Vergebung durch die Kraft des Glaubens. Lucia Di Mauro Montanino aus Neapel berichtete, wie sie den Schmerz über die Ermordung ihres Mannes überwand, indem sie einen der jungen Täter traf und begleitete.
Leo XIV. ermutigte im Rahmen der Feier auch, Weinen nicht als Zeichen von Schwäche zu sehen. Tränen könnten "tiefe Gefühle des verwundeten Herzens" ausdrücken oder auch "ein stummer Schrei nach Mitgefühl und Trost" sein, sagte er. "Aber vor allem sind sie Befreiung und Reinigung der Augen, der Gefühle und des Denkens", betonte der Papst.
"Wir sollten uns nicht schämen zu weinen; es ist ein Weg, unsere Traurigkeit und unser Verlangen nach einer neuen Welt auszudrücken; es ist eine Sprache, die von unserem schwachen und geprüften, aber zur Freude berufenen Menschsein spricht", sagte das Kirchenoberhaupt.
"Heilig-Jahr-Treffen des Trostes"
Zum "Heilig-Jahr-Treffen des Trostes" hatten sich laut Vatikanangaben mehr als 8.500 Personen aus aller Welt angemeldet, besonders viele von ihnen aus Italien, Deutschland, Polen, Spanien, den USA, Kanada und Lateinamerika. Das Treffen der Freiwilligen war eines von mehr als 30 "Mini-Jubiläen" für unterschiedliche Zielgruppen, die über das Heilige Jahr 2025 verteilt in Rom stattfinden.
In den vergangenen Monaten gab es u. a. bereits eigene Jubiläen für Kranke und Menschen mit Behinderung, für Senioren, Priester, Medienleute, Jugendliche, Familien, Arbeiter, Unternehmer oder etwa auch Musikkapellen. In den kommenden Wochen stehen u. a. die "Giubileo"-Treffen von Migranten, Laien- und Ordensmissionaren und des Bildungsbereichs auf dem Programm.