USA: Charlie Kirk gewinnt posthum Millionen neue Follower
14.09.202513:56
USA/Kirche/Gesellschaft/Politik
Witwe des ermordeten ultrakonservativ-christlichen Influencers kündigt an, seine Arbeit fortzusetzen - Beobachter orten angesichts des riesigen Interesses den Beginn eines neuen religiösen Mythos - Von Tobias Käufer (KNA)
Washington, 14.09.2025 (KAP/KNA) Nur wenige Tage nach der weltweit beachteten Ermordung von Charlie Kirk ziehen die Sozialen Netzwerke des ultrakonservativ-christlichen Influencers Millionen neue Follower an. Das berichtet der Sender CNN unter Berufung auf eine Datenerhebung. Demnach hat sein zentraler Instagram-Account seit dem Attentat rund 3,5 Millionen Follower dazugewonnen; auf dem TikTok-Account seines Podcasts kamen 1,5 Millionen Follower dazu, und seine wichtigste Facebook-Seite zählt inzwischen mehr als 2,3 Millionen Follower (Stand Samstag Ortszeit). Die Clips mit Aussagen zu gesellschaftlichen Themen erreichen zusammengefasst mehrere hundert Millionen.
Den Bibelvers, den seine Frau wenige Stunden vor dem Mordanschlag postete, haben inzwischen rund 38 Millionen Menschen gelesen: Psalm 46,1: "Gott ist unsere Zuflucht und Stärke, ein bewährter Helfer in der Not". Ihre Follower-Zahlen haben sich seit dem Mord verdoppelt, obwohl sie seit dem Attentat keine neuen Statements mehr postete.
Ihre erste öffentliche Ansprache wurde auf dem Account ihres Mannes sieben Millionen Mal abgerufen, dürfte aber aufgrund der vielen Reproduktion auf unzähligen Konten weit mehr als 100 Millionen Abrufe haben. Das gleiche gilt für ein emotionales Video, das das Weiße Haus als Würdigung Kirks veröffentlichte und das sieben Millionen Abrufe im Original hatte.
"Du hast keine Ahnung ..."
"Ich werde 'Turning Point' zur größten Sache machen, die dieses Land je gesehen hat", sagte Erika Kirk bei ihrer Ansprache am Freitag unter Tränen. Die Rede wurde in jenem Studio in Phoenix (Arizona) aufgenommen, wo ihr Mann seinen Podcast moderierte. Direkt an den mutmaßlichen Täter gerichtet, den sie namentlich nicht erwähnte, sagt sie: "Du hast keine Ahnung, was du im ganzen Land und in dieser Welt ausgelöst hast!"
"Turning Point USA" ist eine von Kirk gegründete konservative christliche Jugendbewegung, die Präsident Donald Trump bei seinen Präsidentschaftswahlkämpfen unterstützte. Die Organisation fand in den vergangenen Jahren an Universitäten und High Schools immer mehr Zulauf. Charlie Kirk reiste zu den Universitäten, um dort mit der studentischen Linken seine bisweilen umstrittenen Standpunkte äußerst kontrovers zu diskutieren. Er zählte zu den wichtigsten Stimmensammlern für Trump.
Beginn eines religiösen Mythos
Viele sehen an dem riesigen Interesse nun den Beginn eines neuen religiösen Mythos - dessen weiterer Verlauf schwer vorherzusagen ist. Einige nennen ihn den ersten Bürgerrechtler seit Martin Luther King; andere werfen ihm vor, seine gezielten Provokationen mit umstrittenen Themen zu einem lukrativen Geschäftsmodell gemacht zu haben.
Die Bluttat war am Wochenende auch Thema beim Gespräch des Papstes mit dem neuen US-Botschafter beim Heiligen Stuhl, Brian Burch. Der Vatikan erklärte im Anschluss, Papst Leo XIV. habe betont, dass politische Meinungsverschiedenheiten nie mit Gewalt gelöst werden könnten. Er bete "für die Witwe und die Kinder von Herrn Kirk". Tatsächlich werden sich die katholische und andere christliche Kirchen etwas einfallen lassen müssen, um die jungen Leute in den USA bei der Stange zu halten.
In welcher Form sich die Jugendorganisation "Turning Point" künftig aufstellen wird, bleibt abzuwarten. Aber Kirks Tod fällt in eine Zeit, in der Künstliche Intelligenz ihren Siegeszug antritt und selbst Tote digital wieder auferstehen lässt. Sein weißes T-Shirt mit der Aufschrift "Freedom" (Freiheit) ist ein Verkaufsschlager.
Die Debatten in den Sozialen Netzwerken haben schon erste Konsequenzen. "Arbeitnehmer werden wegen Beiträgen zu Charlie Kirk entlassen oder beurlaubt", berichtet die "Washington Post". Kirk-Anhänger machen digital Jagd auf User, die sich über den Tod des Influencers lustig gemacht hätten, und sie versuchen, deren Identität zu entschlüsseln.
Trump: "Die Radikalen sind schrecklich"
Präsident Trump ließ derweil keinen Zweifel daran, wer nach seiner Ansicht für den Mord politisch verantwortlich ist: "Die Radikalen auf der linken Seite sind das Problem. Sie sind bösartig, sie sind schrecklich." Der verhaftete Tatverdächtige, Tyler R. (22), soll freilich laut Medienberichten aus einem republikanischen Elternhaus stammen und in Utah aufgewachsen sein. Er soll aktives Mitglied einer lokalen Mormonen-Kirche gewesen sein.
"Ich kann bestätigen, dass Robinson in jungen Jahren Mitglied der Kirche wurde - aber alle weiteren Fragen zu seiner kirchlichen Tätigkeit bitte ich Sie, an ihn oder seine Familie zu richten", sagte ein Kirchensprecher. Die Familie, die zur Festnahme beigetragen haben soll, wie auch der Täter selbst, äußerten sich bislang nicht zu den Motiven seiner Tat.