Grußwort des Bundespräsidenten an die Vollversammlung der Bischöfe der katholischen Ostkirchen Europas, die ab Montag in Wien tagt - Mehr als 100 Teilnehmer, darunter 65 Bischöfe erwartet - U.a. Begegnung mit EU-Kommissar Brunner und Kultusministerin Plakolm
Wien, 07.09.2025 (KAP) Die Bedeutung der katholischen Ostkirchen für Österreich und Europa hat Bundespräsident Alexander Van der Bellen gewürdigt. In einem Grußwort zur bevorstehenden Vollversammlung der Bischöfe der katholischen Ostkirchen Europas in Wien schreibt der Präsident, dass die Ostkirchen in ihrer Vielfalt eine Bereicherung seien und dankt ihnen für ihren Einsatz "für ein in Frieden und Vielfalt geeintes Europa".
Hintergrund ist die von Montag bis Donnerstag (8. bis 11. September) in Wien stattfindende diesjährige Vollversammlung der Bischöfe der katholischen Ostkirchen Europas unter der Schirmherrschaft des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE). Die Bischöfe tagen auf Einladung von Kardinal Christoph Schönborn in der Bundeshauptstadt. Das Bischofstreffen steht unter dem Generalthema "Einheit in Vielfalt" und hat sowohl innerkirchliche als auch gesellschaftspolitische Akzente. Mehr als 65 Bischöfe der verschiedenen katholischen Ostkirchen sowie zahlreiche weitere Führungskräfte haben ihr Kommen zugesagt. Insgesamt werden weit über 100 Repräsentanten der katholischen Ostkirchen erwartet.
Es freue ihn, so Van der Bellen in seinem Grußwort, dass bei der Tagung der Blick nicht nur in die Vergangenheit gerichtet wird, die für die katholischen Ostkirchen im 20. Jahrhundert vielfach auch ein Leidensweg war, sondern auch in die Zukunft. Er würdigt den Willen der Ostkirchen, einen konstruktiven Beitrag zur Gestaltung der Gesellschaft und zum Aufbau eines friedlichen, solidarischen und geeinten Europas zu leisten, in dem alle Religionen gut miteinander auskommen.
Van der Bellen wörtlich: "Ich begrüße, dass Sie sich so klar zur Idee der Europäischen Union bekennen." Diese gemeinsame Großtat Europas sei heute von neuen Gefahren - nicht zuletzt von einem engstirnigen Nationalismus - bedroht. Die katholischen Ostkirchen könnten hier ihre Erfahrung mit sprachlicher, spiritueller und liturgischer Vielfalt einbringen, "um in unserer Zeit neuerlich zu belegen, dass Vielfalt eine Bereicherung und ein Indiz gesellschaftlicher Freiheit ist". Die Europäische Union bekenne sich zur Einheit in Vielfalt und damit zu einer Offenheit, "die seit jeher ein Wesensmerkmal der katholischen Ostkirchen war".
Kirchenoberhäupter in Wien
Prominenteste Teilnehmer der Wiener Tagung sind Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk, Oberhaupt der Ukrainischen Griechisch-katholischen Kirche, Erzbischof Fülöp Kocsis, Oberhaupt der Griechisch-katholischen Kirche Ungarns, und Metropolit Jonas Jozef Maxim, Oberhaupt der Griechisch-katholischen Kirche in der Slowakei. An der Versammlung werden auch der Präfekt des Dikasteriums für die orientalischen Kirchen, Kardinal Claudio Gugerotti, sowie Erzbischof Gintaras Grusas, Präsident des Rates der Bischofskonferenzen Europas (CCEE), teilnehmen.
Bei dem Treffen geht es um "die Zukunft eines vereinten christlichen Europas und den Beitrag der Kirchen zur Förderung von Einheit, Frieden und Stabilität in Europa", wie Kardinal Schönborn im Vorfeld des Bischofstreffens festhielt. Wien wurde deshalb als Tagungsort gewählt, weil sich heuer zum 250. Mal die Gründung des Wiener Priesterseminars "Barbareum" für Priesteramtskandidaten der katholischen Ostkirchen durch Maria Theresia jährt.
Am Mittwoch, 10. September, treffen die Bischöfe am Nachmittag im Wiener Erzbischöflichen Palais mit EU-Kommissar Magnus Brunner und Bundesministerin Claudia Plakolm zusammen. Brunner ist in der EU-Kommission u.a. für den strukturierten Dialog mit den Kirchen und Religionen zuständig. Plakolm verantwortet als Kultusministerin die Beziehungen des Staates zu den Kirchen und Religionen in Österreich. Die gegenseitigen Erwartungen von Kirche und Politik im Blick auf die künftige Entwicklung Europas stehen im Mittelpunkt der Begegnung im Palais.
Im Rahmen des Bischofstreffens lädt zudem der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig zu einem Empfang ins Rathaus. Außerdem stehen eine Begegnung mit dem Apostolischen Nuntius in Österreich, Erzbischof Pedro López Quintana, sowie ein Besuch im Stift Klosterneuburg auf dem Programm. Liturgischer Höhepunkt der Vollversammlung ist am Mittwoch, 10. September, um 18 Uhr eine Göttliche Liturgie im Wiener Stephansdom. ORF III überträgt den Gottesdienst live.
Kirchenintern sollen sich die Beratungen vor allem um vertiefte Beziehungen unter den katholischen Ostkirchen und den orientalischen katholischen Kirchen und der römisch-katholischen Kirche in Europa drehen. Eine Aufgabe, die vorrangig in der Diaspora von großer Dringlichkeit ist. Zudem sollen Überlegungen zu einem möglichen "Rat der Hierarchen" angestellt werden, mit dem im Rahmen des weltkirchlichen Synodalen Prozesses die Einbindung der katholischen Ostkirchen in die Weltkirche nochmals an Qualität gewinnen könnte.
23 katholische Ostkirchen
Als katholische Ostkirchen werden eigenständige Kirchen ("Ecclesiae sui iuris"- Kirchen eigenen Rechts) bezeichnet, die aus Ortskirchen des östlichen Christentums entstanden sind, also aus orthodoxen oder orientalisch-orthodoxen Kirchen, und im Laufe der Zeit mit Rom eine Union eingegangen sind. Alle 23 katholischen Ostkirchen anerkennen den Papst als Oberhaupt, sie besitzen aber zugleich unterschiedlich ausgeprägte innerkirchliche autonome Rechte. Sie haben ihr eigenes Kirchenrecht, festgehalten im 1990 erschienenen Codex Canonum Ecclesiarum Orientalum (CCEO) und erweitert um jeweils spezifische eigene Regelungen.
Die katholischen Ostkirchen feiern ihre Gottesdienste nach ihrem eigenen Ritus. Dieser kann byzantinisch, westsyrisch, ostsyrisch, koptisch oder armenisch sein. In fast allen katholischen Ostkirchen gibt es verheiratete Priester, die Sakramentenpraxis unterscheidet sich in einigen Details von jener in der römisch-katholischen Kirche, teilweise gibt es auch unterschiedliche theologische Lehrinhalte.
Gerade durch die Migrationsbewegungen der letzten zehn Jahre - ausgelöst vor allem auch durch die dramatische Situation im Nahen Osten und in der Ukraine - sind viele Gläubige katholischer Ostkirchen in den Westen gekommen, was große Herausforderungen für diese Kirchen in der sogenannten Diaspora mit sich gebracht, zugleich aber auch ihre Bekanntheit gesteigert hat.
Ostkirchenordinariat in Österreich
Das Ostkirchenordinariat in Österreich zählt rund 20.000 Gläubige unterschiedlicher Kirchen. Die Ukrainische Griechisch-katholische Kirche ist die mit Abstand größte byzantinische katholische Ostkirche in Österreich. Es gibt zudem auch Gemeinden der Rumänischen, Slowakischen und Melkitischen Griechisch-katholischen Kirche sowie vereinzelt Gläubige der Griechisch-katholischen Kirche in Ungarn, der Griechisch-katholischen Kirche in Serbien (Eparchie Sankt Nikolaus Ruski Krstur) sowie der griechisch-katholischen Eparchie von Mukachevo (Ukraine).
Zu den byzantinischen katholischen Ostkirchen kommen in Österreich auch noch einige orientalische katholische Ostkirchen (Maronitische Kirche, Armenisch-Katholische Kirche, Chaldäische Kirche, Syro-Malankarische Kirche, Syro-Malabarische Kirche, und äthiopisch-katholische Kirche).
Dem Ordinariat gehören derzeit rund 85 Priester an. Es gibt die Zentralpfarre St. Barbara in Wien und rund 35 Seelsorgestellen, verteilt auf ganz Österreich. Der jeweilige Erzbischof von Wien - derzeit Kardinal Christoph Schönborn - steht den katholischen Ostkirchen als Ordinarius vor. Er trägt damit die bischöfliche Letztverantwortung. Generalvikar des Ordinariats ist Erzpriester Yuriy Kolasa, der der Ukrainischen Griechisch-katholischen Kirche angehört.
Im Vorfeld des Bischofstreffens hat die Erzdiözese Wien Informationen zur ukrainisch-katholischen Zentralpfarre St. Barbara in einem aktuellen Film gebündelt, der auf dem Youtube-Kanal der Erzdiözese abrufbar ist: https://www.youtube.com/watch?v=uI14AwhkOjM?