Libanon: Patriarch Bechara Rai warnt vor Machtkämpfen und Spaltungen
07.09.202517:06
Libanon/Waffen/Konflikte/Christentum/Kirche
Schwelender Konflikt mit Israel - Frage der Entwaffnung der Hisbollah-Miliz
Beirut, 07.09.2025 (KAP/KNA) Angesichts der wachsenden Kontroverse im Libanon über eine Entwaffnung der schiitischen Hisbollah-Miliz hat der maronitische Patriarch Bechara Rai seine Landsleute zur Überwindung von Spaltungen und Machtkämpfen aufgerufen. Es gehe darum, "einen Staat aufzubauen, der auf Recht und Gerechtigkeit basiert, das Land und die Identität der Bürger zu bewahren, das allgemeine Interesse über die Partikularinteressen zu stellen und auf eine nationale Einheit hinzuarbeiten", sagte er in seiner Sonntagspredigt laut libanesischen Medien. Das maronitische Kirchenoberhaupt, das im Libanon hohen politischen Einfluss besitzt, forderte die politischen Führer auf, die Interessen des Heimatlandes und des Volkes über alle anderen Erwägungen zu stellen.
Am vergangenen Freitag hatte der Ministerrat den Plan der libanesischen Armee begrüßt, die verschiedenen Milizenarsenale zu zerschlagen, beginnend mit dem der Hisbollah - ohne jedoch einen Zeitplan zu nennen. Fünf Minister, die der schiitischen Glaubensrichtung angehören, hatten daraufhin die Sitzung verlassen.
Seit Monaten drängen die USA und auch Israel auf eine Entwaffnung. Die Armee habe den Auftrag erhalten, bis zum Jahresende einen Zeitplan zur Durchsetzung eines staatlichen Waffenmonopols auszuarbeiten, meldeten Medien. Die Hisbollah weist die Forderung nach einer Entwaffnung zurück, und die schiitischen Parteien haben wiederholt mit einer internen Konfrontation gedroht.
Unterdessen verschärfte Israel in den vergangenen Tagen seine Angriffe auf Ziele im Südlibanon. Man wolle den Wiederaufbau einer Infrastruktur der Hisbollah verhindern, hieß es in israelischen Medien.
Nachdem die Hisbollah seit Beginn des Gaza-Krieges am 7. Oktober 2023 vom Südlibanon aus den Beschuss Nordisraels intensiviert hatte, war Israel im Oktober 2024 in das Land einmarschiert und hatte der Schiiten-Miliz und ihrer Führung schwerste Verluste zugefügt.
Ein mit Unterstützung der USA erzieltes Waffenstillstandsabkommen forderte die Entwaffnung der Hisbollah, beginnend in einem Grenzstreifen südlich des Litani-Flusses. Die libanesische Armee soll demnach in das Gebiet vorrücken, aus dem Israel sich zurückziehen soll. Unterdessen hält Israel weiterhin einige Hügel im Südlibanon besetzt und fliegt verstärkt Angriffe auf Hisbollah-Kämpfer und Waffenlager.