Leo XIV. spricht Sozialaktivisten und Internet-Apostel heilig
07.09.202514:11
Vatikan/Kirche/Religion/Papst/Religiöses Ereignis
Zwei moderne Heilige hat Papst Leo XIV. bei seiner ersten Heiligsprechungsfeier geschaffen - Mit Carlo Acutis, dem "Influencer Gottes", und Pier Giorgio Frassati gibt es neue Vorbilder für katholische Jugend - Hintergrundbericht von Kathpress-Korrespondent Ludwig Ring-Eifel
Vatikanstadt, 07.09.2025 (KAP) Papst Leo XIV. hat den "Freund der Armen" Pier Giorgio Frassati (1901-1925) und den als "Influencer Gottes" bezeichneten Carlo Acutis (1991-2006) heiliggesprochen. Der feierliche Akt erfolgte am Sonntagmorgen im Rahmen eines Gottesdienstes auf dem Petersplatz mit einer lateinischen Formel, die der Papst verkündete. An der Feier nahmen etwa 100.000 Menschen teil, darunter viele Jüngere, die meisten von ihnen aus Italien.
Die jung gestorbenen Italiener Frassati und Acutis haben in ihrer Heimat und in anderen Ländern zahlreiche Bewunderer. Zu der Messfeier waren mehr als 300 Bischöfe und Kardinäle sowie 1.700 Priester gekommen. Auch Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella war anwesend.
Papst Leo XIV. nutzte die erste Heiligsprechungsfeier seit seiner Wahl, um junge Menschen dazu aufzurufen, ihr Leben nicht zu vergeuden, sondern es auf Gott hin auszurichten. Wie die beiden neuen Heiligen sollten sie Gott und die aktive Nächstenliebe ins Zentrum ihres Lebens stellen.
Neue Heilige mit alten Tugenden
Der Papst betonte, dass für die beiden neuen Heiligen der häufige Empfang der Eucharistie und des Bußsakraments besonders wichtig gewesen seien. Von beiden könne man eine alltägliche Form der Heiligkeit lernen, die Papst Franziskus als die "Heiligkeit von nebenan" bezeichnet hatte.
Frassati und Acutis pflegten nach den Worten von Leo XIV. "ihre Liebe zu Gott und zu ihren Brüdern und Schwestern mit einfachen Mitteln, die allen zugänglich sind: die tägliche Heilige Messe, das Gebet und insbesondere die Eucharistische Anbetung".
Kein Wort zur Internet-Mission
Leo XIV. ging in seiner Predigt mit keinem Wort auf die Acutis zugeschriebenen und von manchen kritisierten Missions-Aktivitäten im Internet ein. Sie hatten ihm in Medien den Beinamen "Influencer Gottes" eingebracht. Stattdessen sagte er: "Er verband als Kind und Jugendlicher ganz natürlich Gebet, Sport, Lernen und Nächstenliebe miteinander."
Der Papst stellte die beiden modernen Heiligen in eine Reihe mit bedeutenden Gestalten der Kirchengeschichte. Er erinnerte unter anderem an den Heiligen Augustinus (354-430). Ihn habe Gott durch eine "Stimme tief in seinem Innern" angesprochen und ihm "eine neue Richtung, einen neuen Weg, eine neue Denkweise gegeben." Dies gelte auch für die neuen Heiligen.
An der Feier nahmen auch Familienangehörige der beiden Heiliggesprochenen teil. Im Fall des 2006 verstorbenen Carlo Acutis waren dies unter anderem die Eltern und die Geschwister - ein Novum in der Kirchengeschichte.
Langer Vorlauf
Die "Kanonisation" von Frassati und Acutis war die erste im Pontifikat von Papst Leo XIV. Beide Heiligsprechungen waren bereits unter Papst Franziskus beschlossen und geplant worden, mussten aber wegen dessen Erkrankung und Tod um mehrere Monate verschoben werden. Sein Nachfolger entschied, die beiden Zeremonien zu einer einzigen Feier zusammenzulegen.
Die Heiligsprechung ist eine feierliche Erklärung des Papstes über das vorbildlich christliche Leben eines Menschen und über dessen endgültige Aufnahme bei Gott. Danach darf die Person von den Gläubigen weltweit verehrt und um übernatürliche Hilfe angerufen werden. Voraussetzung für die Heiligsprechung ist in der Regel die Anerkennung eines auf Fürsprache des künftigen Heiligen bewirkten Wunders. Meist handelt es sich um eine medizinisch nicht erklärbare Heilung.
Der Heiligsprechung geht ein kirchlicher Prozess über mehrere Instanzen voraus. An der Heiligsprechung von Acutis hatte es vereinzelt Kritik gegeben. Unter anderem war bemängelt worden, dass er bereits weniger als 20 Jahre nach seinem Tod heiliggesprochen wurde, ohne die sonst üblichen Zeitspannen abzuwarten. Ferner wurde Kritik daran geübt, dass Acutis eine Zusammenstellung von Wundern aus der Kirchengeschichte, die von Historikern mit Judenverfolgungen durch Christen in Zusammenhang gebracht werden, im Internet in unkritischer Weise verbreitet haben soll.