Landeshauptmann Thomas Stelzer überreicht Große Ehrenzeichen des Landes Oberösterreich - Festpredigt und Festansprachen von Weihbischof Anton Leichtfried, KA-Oberösterreich-Präsidentin Gabriele Hofer-Stelzhammer und Superintendent Gerold Lehner
Linz, 07.09.2025 (KAP) Mit einer festlichen Vesper im Linzer Mariendom ist am Samstag das 70. Geburtstagsjubiläum von Diözesanbischof Manfred Scheuer begangen worden. Landeshauptmann Thomas Stelzer überreichte dem Jubilar dabei das Große Ehrenzeichen des Landes Oberösterreich. Die Predigt hielt der St. Pöltner Weihbischof Anton Leichtfried, ein langjähriger Wegbegleiter Scheuers, der den Geburtstag als "hilfreiche Unterbrechung" bezeichnete. Er würdigte Scheuer als Menschen "mit einem unglaublichen Wissen, einem großen Reflexionsvermögen, mit Wissen in Theologie und Philosophie", sowie Blick für die konkreten Lebenssituationen von Menschen. Scheuer sei "ein ehrlicher Beter" und ein Bischof, dem es ein Anliegen sei, "die Wir-Gestalt der Kirche im Blick zu haben und zu vertiefen".
Mehrere hundert Gäste aus Kirche, Politik, Wissenschaft, Kultur Ökumene nahmen an der Feier teil, darunter Landeshauptmann a. D. Josef Pühringer sowie der Linzer Bürgermeister Dietmar Prammer und der Generalsekretär der Österreichischen Bischofskonferenz Peter Schipka. Ferner feierten Vertreterinnen und Vertreter von Judentum und Islam, zahlreiche Obere und Mitglieder der oö. Frauen- und Männerorden, Generalvikar Severin Lederhilger und Mitglieder der diözesanen Leitungskonferenz, Bischofsvikare und Mitglieder des Domkapitels, diözesane Mitarbeitende aus Pfarren, kirchlichen Einrichtungen und den Diözesanen Diensten, die Geschwister von Manfred Scheuer und weitere Angehörige, langjährige Wegbegleitende und zahlreiche Gläubige die Vesper mit.
Der oberösterreichische Landeshauptmann Stelzer hob in seiner Ansprache die Bedeutung Scheuers für die Aufarbeitung der NS-Zeit und für den Seligsprechungsprozess von Franz Jägerstätter hervor. "Du bist unser Bischof, unser Hirte in einer Zeit voll Veränderungen. Und ich kann nur sagen: Du bist goldrichtig für uns", sagte der Landeshauptmann. Das Wirken Scheuers zeige, "dass Wirkung nicht mit Lautstärke verwechselt werden darf, sondern dass Wirkung aus Tiefgang und Weitblick kommt".
Der Landeshauptmann sprach zudem seinen Dank dafür aus, dass trotz aller personellen und strukturellen Herausforderungen die Kirche vor Ort bei den Menschen und in der Gesellschaft präsent ist. Scheuer bringe sich als Meinungsbildner ein und sei ein "Mahner mit klug gewählten Worten".
Superintendent Lehner: "Diener, der sich klar an Christus orientiert"
Gerold Lehner, Superintendent der Evangelischen Kirche A. B. in Oberösterreich, zollte dem Jubilar Respekt, dass er mit siebzig Jahren noch die gesamte Pflicht seines Bischofsamtes trage. "Wenn ich so alt sein werde wie du jetzt, werde ich mich seit fünf Jahren in Pension befinden und vom Amt entpflichtet sein." Lehner würdigte Scheuer als "Diener, der sich klar an der Mitte, an Christus orientiert". Bischof zu sein, bedeute Spannungen auszuhalten, so Lehner: "Tatsächlich aber kann man als Bischof nur alles falsch machen." Er schätze an Scheuer, dass er das Bischofsamt nicht als Machtausübung verstehe, sondern in ökumenischer Aufrichtigkeit lebe.
Positiv strich Lehner auch den "Austausch unter vier Augen, das Teilen der Sorgen und Nöte, die Stärkung, die darin liegt, dass man nicht alleine steht; die gemeinsamen Auftritte, die Exponiertheit christlichen Glaubens in einer weitgehend säkularen Welt; das ökumenische Miteinander in großer Aufrichtigkeit und Wertschätzung, das sich nicht in Sonnenschein-Ökumene erschöpft, sondern sich an den großen kontroversen Themen von Reformation und Bauernkrieg bewährt hat - all das ist mir wertvoll." Dieses gute Miteinander sei nicht nur persönliche Bereicherung, sondern mache auch für andere spürbar, dass die verschiedenen christlichen Kirchen füreinander eine Gabe seien und nicht Konkurrenz, so der Superintendent.
Die Präsidentin der Katholischen Aktion (KA) Oberösterreich, Gabriele Hofer-Stelzhammer, betonte die Verbundenheit der Ehrenamtlichen mit Scheuer: "Wir als Katholische Aktion sind dankbar, dass wir dich als Bischof haben, für dein Wohlwollen, dein Vertrauen und dein offenes Ohr für unsere Anliegen." Die KA-Präsidentin bat um weiterhin gute Zusammenarbeit, "um Gottes Segen für unser aller Tun und um Gesundheit, Kraft und Lebensfreude für dich persönlich". Die Katholische Aktion wolle Menschen dazu ermutigen, Verantwortung in der Kirche zu übernehmen. Dazu brauche es Vertrauen, Begleitung und Wertschätzung. "Wir danken dir, dass du dich um all das bemühst - dass du nicht müde wirst, zuzuhören, zu begleiten und zu bestärken", so Hofer-Stelzhammer wörtlich.
Scheuer selbst dankte in seinen Schlussworten "für das Leben, für alle, die mich von klein auf betreut, begleitet, gemocht, aufgebaut und gefördert haben". Er hob das Engagement vieler in Kirche, Gesellschaft und Politik hervor und erinnerte auch an die oft übersehenen Menschen: "Kinder oder alte Menschen - sie haben mir immer wieder Kostbares geschenkt." Mit Blick auf das biblische Buch Kohelet sagte er: "Ich wünsche uns, dass wir unsere Lebensgeschichte so anschauen können, dass Gott in alles sein Mögen, sein Lieben hineinlegt und dass er auch das Verlorene heimholt."
Anstelle von Geschenken bat der Jubilar um Spenden für die Caritas Obdachlosenhilfe und die Initiative Christlicher Orient (ICO). Die musikalische Gestaltung der Vesper übernahmen der Linzer Domchor sowie Domorganist Gerhard Raab und sein Vorgänger Wolfgang Kreuzhuber. Nach dem Gottesdienst wurde das Fest auf dem Domplatz fortgesetzt.