Ungarische Märtyrin Maria Magdolna Bodi seliggesprochen
06.09.202516:53
Ungarn/Kirche/Papst/Geschichte/Religion
Laienapostelin und Märtyrin Maria Magdolna Bodi (1921-1945) in Veszprem seliggesprochen - Junge Katholikin wurde am Ende des Zweiten Weltkriegs von sowjetischem Soldaten erschossen, als sie sich Vergewaltigung widersetzte - Kardinal Erdö leitete Seligsprechungsfeier
Budapest, 06.09.2025 (KAP) Vor rund 10.000 Gläubigen ist am Samstag die ungarische Laienapostelin und Märtyrin Maria Magdolna Bodi (1921-1945) seliggesprochen worden. In Vertretung von Papst Leo XIV. leitete der ungarische Kardinal Peter Erdö, Erzbischof von Esztergom-Budapest und Primas von Ungarn, die Feier in Veszprem. Zahlreiche Bischöfe, Priester, Ordensleute und Gläubige aus Ungarn und den Nachbarländern nahmen teil. Papst Franziskus hatte im Mai 2024 das Martyrium von Bodi offiziell anerkannt.
Die Seligsprechung sollte eigentlich am 26. April 2025 stattfinden, wurde aber wegen des Todes von Papst Franziskus an Ostermontag verschoben. Papst Leo XIV. legte den neuen Termin mit dem 6. September fest. Unter den Mitfeiernden waren u.a. Bischof Aurelio García Macías vom römischen Gottesdienst-Dikasterium, Erzbischof Gergely Kovacs von Alba Iulia sowie Cristiana Marinelli, die Postulatorin im Verfahren. Den ungarischen Staat vertraten Vizepremierminister Zsolt Semjen und Staatssekretär Miklos Soltesz.
In seiner Predigt bezeichnete Erdö die neue Selige als "Märtyrin der Reinheit". "Heute über Reinheit zu sprechen erfordert Mut - es ist keine außergewöhnliche Leistung, sondern eine große Entscheidung, die aus der persönlichen Liebe zu Christus erwächst", so der Kardinal. Jeder habe in seinem Lebensstand eine Berufung zur Reinheit: Ehepaare zur Treue, junge Menschen zur disziplinierten Vorbereitung auf große Lebensentscheidungen und jene, die Zölibat oder Jungfräulichkeit gewählt haben, zur völligen Hingabe an Christus und den Dienst an den Menschen. Auch wenn es heute schwer sei, dieses Ideal zu leben, könne "die göttliche Gnade das Leben des Menschen in Wunderbares verwandeln", so Erdö.
Mit Maria Magdolna Bodi wird nach Anna Kolesarova (1928-1944), einer slowakischen Märtyrerin, die 2018 seliggesprochen wurde, erneut eine junge Frau aus Ostmitteleuropa geehrt, die im Zweiten Weltkrieg wegen ihres Glaubens und zum Schutz ihrer Würde getötet wurde.
Bodi war Fabrikarbeiterin und engagierte sich aufgrund ihrer Glaubensüberzeugung für Kinder, ältere Mitbürger und Bedürftige. Zum Christkönigsfest 1941 legte sie ein privates Versprechen ewiger Keuschheit ab, da sie wegen ihrer unehelichen Geburt nicht in einen Orden eintreten konnte. Als die Front am Ende des Zweiten Weltkriegs ihr Heimatdorf Liter erreichte, suchte die damals 23-Jährige mit anderen Frauen und Kindern Schutz in einem Bunker. Am 23. März 1945 kamen sowjetische Soldaten in das Dorf und griffen die Frauen an, die sich am Eingang des Schutzraums aufhielten. Magdolna Bodi wehrte sich, warnte ihre Gefährtinnen und versuchte zu fliehen, wurde aber von einem Soldaten eingeholt und mit sechs Schüssen getötet.
Der damalige Bischof von Veszprém, Kardinal Jozsef Mindszenty, leitete noch 1945 erste Schritte für eine Seligsprechung ein. Unter dem kommunistischen Regime kam der Prozess zum Erliegen und wurde erst 2011 von Erzbischof Gyula Marfi neu aufgenommen. 2024 unterzeichnete Papst Franziskus das Dekret zur Anerkennung ihres Martyriums.
Gewalt durch Soldaten der Roten Armee
Die Anerkennung des Martyriums von Mária Magdolna Bódi lenkt die Aufmerksamkeit auf das Leid vieler ungarischer Frauen, die 1945 Opfer sexueller Gewalt durch Soldaten der Roten Armee wurden. Berichte von Zeugen, Statistiken und Veränderungen in der Geburtenrate zeigen, wie das Ausmaß des Phänomens: Schätzungen zufolge gab es 80.000 bis 250.000 Vergewaltigungen.
In Ungarn gingen die sowjetischen Soldaten besonders grausam vor. Jugoslawien, die Tschechoslowakei und Bulgarien galten als befreundete Staaten, weshalb die Soldaten dort weniger gewalttätig auftraten. Zudem erleichterte die gemeinsame slawische Sprache der Bevölkerung die Kommunikation mit den Besatzern. Die Opfer sexueller Gewalt sprachen nicht über das, was ihnen passiert war; jahrzehntelang durfte nur positiv über die Sowjetarmee gesprochen werden.
Junge Katholikin wurde am Ende des Zweiten Weltkriegs von sowjetischem Soldaten erschossen, als sie sich Vergewaltigung widersetzte - Kardinal Erdö leitet Seligsprechungsfeier in Veszprem