Medienhaus EWTN gilt als Speerspitze des konservativen US-Katholizismus - Zuletzt Spannungen zwischen Sender und Papst Franziskus
Vatikanstadt, 06.09.2025 (KAP) Papst Leo XIV. hat am Samstag die Präsidentin der US-amerikanischen Mediengruppe EWTN Montse Alvarado, in Audienz empfangen. Wie das vatikanische Presseamt mitteilte, kam die aus Mexiko stammende amerikanische Journalistin gemeinsam mit dem Erzbischof von Philadelphia, Nelson Jesus Perez, zum Papst.
Über den Inhalt des Gespräches machte der Vatikan keine Angaben. Erzbischof Perez hatte bereits Mitte August in sozialen Medien mitgeteilt, dass EWTN am 21. November eine digitale Begegnung zwischen mehr als 10.000 katholischen Jugendlichen und dem Papst im "Lucas Oil Stadium" in Indianapolis als "exklusiver Medienpartner" live übertragen werde. Perez ist bischöflicher Beirat der katholischen Jugendseelsorge-Vereinigung NFCYM (National Federation for Catholic Youth Ministry), die das Treffen organisiert.
EWTN bezeichnet sich selbst als weltgrößten religiösen Sender, finanziert wird das Netzwerk vor allem durch Spenden. Zur EWTN-Gruppe gehören außer zahlreichen Fenseh- und Radiosendern auch die mehrsprachige Nachrichtenagentur CNA und die Zeitung "National Catholic Register". Zwischen Vertretern des konservativen Medienkonsortiums und Papst Franziskus (2013 -2025) hatte es wiederholt Konflikte gegeben.
Der Sender ließ oft Kritiker des damaligen Papstes wie die Kardinäle Raymond Leo Burke und Gerhard Ludwig Müller zu Wort kommen. Im Jahr 2021 warf Papst Franziskus bei einem Treffen mit Jesuiten in der Slowakei einem "großen katholischen Sender" - gemeint war offenbar EWTN - vor, üble Nachrede über ihn zu verbreiten, dies sei ein "Werk des Teufels."
Die Begegnung mit der EWTN-Chefin ist eines von mehreren Gesprächen, die Papst Leo XIV. seit seiner Wahl am 8. Mai mit Exponenten des konservativen Flügels der katholischen Kirche in den USA geführt hat. Zuletzt empfing er am 22. August Kardinal Burke (77), der als ein Wortführer der traditionalistischen Katholiken gilt. Burke war unter Franziskus wegen seiner Kritik an päpstlichen Reform-Entscheidungen in Ungnade gefallen.
Gleichzeitig führt Papst Leo XIV. den Dialog mit Wortführern des liberalen Katholizismus in den USA fort. So empfing er am 1. September den Jesuitenpater James Martin in Audienz. Martin ist einer der profiliertesten Befürworter einer offenen Seelsorge, die auch Angehörige sexueller Minderheiten wie Schwule und Lesben einbezieht.