Propst Grasl in Sorge um Goldensteiner Ordensfrauen
06.09.202507:30
Österreich/Kirche/Orden/Goldenstein
Apostolischer Kommissar für das Kloster Goldenstein befürchtet, dass die drei ins Kloster zurückgekehrten betagten Schwestern "sich maßlos überschätzen und möglicherweise ein medizinischer Notfall eintritt"
Salzburg, 06.09.2025 (KAP) Seit Donnerstagnachmittag sind die drei verbliebenen betagten Ordensschwestern der Augustiner-Chorfrauen im Alter von 88, 86 und 81 Jahren zurück in ihrem früheren Kloster Goldenstein in Elsbethen. Sie haben die von der Caritas geführte Seniorenresidenz Schloss Kahlsperg in Oberalm, wo sie seit Ende 2022 leben, eigenmächtig verlassen und haben sich u.a. mithilfe einer ehemaligen Schülerin von Goldenstein zum Kloster aufgemacht und dort zu bleiben; obwohl die desolate Klausur weder Strom noch Wasser hat. Verantwortung trägt für die Schwestern seit Oktober 2022 Markus Grasl, Propst des Augustiner-Chorherrenstifts Reichersberg. Er zeigte sich im Gespräch mit den "Salzburger Nachrichten" (SN) in großer Sorge um die Schwestern.
Er sei ratlos und bestürzt über die "Überrumpelungsaktion", so Grasl: "Mich trifft das alles persönlich sehr." Er trage Verantwortung für die Schwestern, der er sich auch stelle. Grasl ist als Apostolischer Kommissar für das Kloster Goldenstein zuständig. Die Schwestern seien der Ansicht, dass sie sich selbst versorgen könnten und niemanden bräuchten. "Ich befürchte, dass die Schwestern sich maßlos überschätzen und dass möglicherweise ein medizinischer Notfall eintritt", so Grasl.
Menschlich könne er den Wunsch verstehen, wieder in Goldenstein zu leben. Doch Grasl appellierte an die Schwestern, Vernunft walten zu lassen und nach Kahlsperg zurückzukehren. Ihm seien in dieser Situation die Hände gebunden. "Ich kann die Schwestern nicht zwingen, nach Oberalm zurückzukehren, ich kann sie nirgendwo festhalten und ich kann sie nicht aus der Eigenverantwortung entlassen."
Die Schwestern hätten sich freiwillig dem Ordensleben und den Ordensregeln verpflichtet, so der Propst: "Wenn sie dem von sich aus keine Bedeutung mehr beimessen und anderen mehr vertrauen als dem Oberen, so liegt das außerhalb des Ordenslebens."
"Musste als Oberer eine Entscheidung treffen"
Der Propst sieht sich schweren Vorwürfen der Schwestern ausgesetzt. Eine Anwaltskanzlei aus Elsbethen, die die Nonnen vertritt, hatte eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft übermittelt. Sie prüfte und leitete kein Verfahren ein.
Die Schwestern werfen Grasl vor, er habe sie gegen ihren Willen nach Kahlsperg verfrachtet und enthalte ihnen finanzielle Mittel vor. Grasl wies das zurück. Er habe die Entscheidung für Kahlsperg auch aufgrund ärztlicher Empfehlung und in Abstimmung mit der Präsidentin der Augustiner Chorfrauen, Sr. Beate Brandt, getroffen. Selbstverständlich habe er den Schwestern vorher seine Pläne angekündigt. Der Gesundheitszustand der Schwestern habe sich damals massiv verschlechtert. Zwei Schwestern waren im Krankenhaus. "Ich musste als Oberer eine Entscheidung treffen."
Zuvor hätten die Schwestern den angebotenen Umbau im Kloster mehrfach abgelehnt. "Wir haben alles versucht, um eine Lösung zu finden, doch die Schwestern wollten sie nicht", betonte Grasl.
Die Nonnen haben die Liegenschaft und die Schule im August 2022 an die Erzdiözese und das Stift Reichersberg übergeben und pochen auf einen Passus im Vertrag. Demnach können sie ihren Lebensabend im Kloster verbringen, "solange dies gesundheitlich sowie geistlich vertretbar ist." Laut Grasl war das nicht mehr der Fall.
Vor dem Reichersberger Propst war von Herbst 2020 bis Ende September 2022 Bischofsvikar Gottfried Laireiter von der Erzdiözese Salzburg Apostolischer Kommissar der Nonnen. "Ich habe die Schwestern oft besucht, und ich habe ihnen mehrfach vorgeschlagen, im Kloster für sie auf Kosten der Erzdiözese einen Bereich adaptieren zu lassen, wo sie gemeinsam wohnen können und Pflege bekommen", sagte Laireiter den SN, "das haben die Schwestern aber abgelehnt". Alle Besuche seien dokumentiert. Auch das von den Nonnen angestrengte Verfahren gegen Laireiter wurde eingestellt. Es sei höchst unverantwortlich, die Schwestern nach Goldenstein zu bringen und für Medienzwecke zu instrumentalisieren, fügte Laireiter hinzu.
Finanzielle Absicherung der Schwestern
Propst Grasl verwehrte sich im SN-Interview auch gegen den Vorwurf, er enthalte den Schwestern Geld vor. Die Nonnen hätten ein Armutsgelübde abgelegt. Das bedeutet kirchenrechtlich, dass alles, was eine Nonne an Geld, Gehalt, Pension, Geschenken oder Erbschaften erhält, nicht ihr persönlich gehört, sondern der Ordensgemeinschaft. Privatkonten seien nicht erlaubt. Zwei Schwester Regina und Bernadette würden eine Pension als Lehrerinnen, beziehen, dazu kämen weitere Einkünfte. Es gebe die zwei Konten der Schwestern nach wie vor, sagte Grasl. "Ich verwalte das Geld im Sinne der Gemeinschaft." Es diene zur finanziellen Absicherung des Lebensabends der Schwestern und diene auch dazu, die Kosten in Kahlsperg zu decken. "Die Schwestern bekommen ein Taschengeld und können für alles, was sie brauchen, jederzeit Geld haben, sie müssen nur danach fragen." Reiche das Geld des Klosters nicht, so würden die Erzdiözese Salzburg und Reichersberg für die Schwestern aufkommen.
Der Bürgermeister von Elsbethen, Matthias Herbst, stellte gegenüber den SN klar, dass er nicht für die Nonnen zuständig sei. Sollte der Wunsch nach einem Verbleib der Schwestern in der Gemeinde bestehen, so sei er aber bereit, zu vermitteln, etwa wenn ein Platz im Seniorenheim in Elsbethen benötigt werde.