Dokuserie über Ordensgründer Marcial Maciel sorgt für Aufsehen - Ehemalige Mitglieder: Legion hat bis heute keine Mitverantwortung übernommen
Madrid, 05.09.2025 (KAP/KNA) Ehemalige Mitglieder der Legionäre Christi haben die offizielle Stellungnahme der katholischen Gemeinschaft zur HBO-Dokuserie über ihren Gründer Marcial Maciel (1920-2008) scharf kritisiert. In einer Erklärung heißt es laut dem spanischen Portal Religion Digital (Donnerstag), die Reaktion der Leitung verschweige jene Stimmen, die von Beginn an Transparenz, vollständige Aufklärung und Gerechtigkeit für die Opfer des Gründers gefordert hätten.
"Dass die Legion nicht besser reagiert hat, liegt daran, dass ihre Oberen nicht auf diejenigen gehört haben, die von innen her Transparenz verlangten, sondern dass sie sich vielmehr darauf konzentrierten, uns unter Druck zu setzen, uns an den Rand zu drängen und uns das Leben unmöglich zu machen. Nach und nach erkannten wir, dass wir in dieser Legion keinen Platz hatten", heißt es weiter.
Dokuserie auf HBO thematisiert Missbrauch
Die Kritik richtet sich vor allem gegen die Darstellung, das Problem habe allein bei Maciel gelegen. Die Legion habe bis heute keine Mitverantwortung anerkannt und die Leitung habe eine Linie der Kontinuität beibehalten, so die ehemaligen Mitglieder. Ebenso wiesen sie die Selbstdarstellung der Legionäre als "gesunde Gruppe, die so gut es ging reagiert habe", zurück.
Zugleich ermutigen sie die verbleibenden Mitglieder, sich nicht allein auf offizielle Verlautbarungen zu verlassen, sondern selbst nach der Wahrheit zu suchen. Besonderen Dank sprechen sie den Betroffenen aus, "die für Gerechtigkeit und Wahrheit gekämpft haben, ebenso wie jenen, die sie auf diesem Weg begleitet haben".
Nach eigenen Angaben zählen die Legionäre Christi derzeit rund 1.400 Mitglieder in 21 Ländern. Anfang der 2000er Jahre waren schwere Fälle sexuellen und geistlichen Missbrauchs durch Maciel bekannt geworden. Dies führte zu einer Krise des Ordens und zu einem mehrjährigen Erneuerungsprozess. Die Dokuserie mit dem Titel "Marcial Maciel: The Wolf of God" thematisiert mindestens 60 Missbrauchsfälle, die der Gründer der Gemeinschaft begangen hat. Seit dem 14. August ist die Serie in den USA und in Lateinamerika auf der Streamingplattform HBO-Max verfügbar.