Freikirchen in Österreich erinnern an ihre historischen Wurzel im 16. und 17. Jahrhundert - Festgottesdienst am 13. September und internationales Symposion am 24. Oktober - "Freikirchen in Österreich" seit 2013 staatlich anerkannt
Wien, 05.09.2025 (KAP) Die Freikirchen in Österreich begehen in den kommenden Wochen das Jubiläum "500 Jahre Täuferbewegung". Am Samstag, 13. September, findet dazu in Wien ein Festgottesdienst statt, (17 Uhr, "Vienna Christian Center", Baumgasse 72, 1030 Wien), am Freitag, 24. Oktober, laden die Freikirchen zu einem internationalen Symposion (14 Uhr, Curhaus, Stephansplatz 3, 1010 Wien). Die Täuferbewegung des 16. Jahrhunderts bildet die historische Wurzel für die heutigen Freikirchen. Beide charakterisieren laut Angaben der Freikirchen eine bibelorientierte Lebensweise, die Glaubenstaufe, Religions- und Gewissensfreiheit, das Priestertum aller Gläubigen, Friedenswille, gerechte Gesellschaftsformen sowie die Trennung von Kirche und Staat.
Die seit 2013 staatlich anerkannten "Freikirchen in Österreich" umfassen alle Kirchengemeinden, die dem Bund der Baptistengemeinden in Österreich, dem Bund Evangelikaler Gemeinden in Österreich, den Elaia Christengemeinden, der Freien Christengemeinde-Pfingstgemeinde in Österreich oder der Mennonitischen Freikirche Österreich angehören. Insgesamt wird die Zahl der Mitglieder der Freikirchen auf mehr als 40.000 geschätzt. Offizieller Ansprechpartner des Bündnisses ist der "Rat der Freikirchen in Österreich", in dem die fünf Leitungspersonen der Freikirchen vertreten sind. Laut Statut wechselt der Vorsitz alle zwei Jahre.
Mit 1. September hat Pastor Peter Zalud den Vorsitz des Rates übernommen. Er gehört der "Freien Christengemeinde - Pfingstgemeinde in Österreich" an und folgt auf Pastor Franz Gollatz vom "Bund der Baptistengemeinden in Österreich". Erich Röhrer vom "Bund Evangelikaler Gemeinden in Österreich" hat die Funktion des Stellvertreters übernommen. Die offizielle Feier des Vorsitzwechsels findet am Freitag, 12. September, um 16.30 Uhr im "Novum Wien-Hauptbahnhof" (Karl-Popper-Straße 16, 1100 Wien) statt. Im Rahmen des Festgottesdienstes am Samstag, 13. September, werden der neue Ratsvorsitzende Peter Zalud sowie Generalsekretärin Claudia Krupensky feierlich gesegnet.
Das Symposion am 24. Oktober im Wiener Curhaus steht unter dem Generalthema "Gegen den Strom: 500 Jahre reformatorische Täuferbewegungen". Veranstalter sind die Freikirchen in Österreich in Kooperation mit dem Forum "Geschichtsaufarbeitung" im "Weg der Versöhnung". Beim Symposion werden nationale und internationale Expertinnen und Experten verschiedene historische und aktuelle Aspekte der Täuferbewegung und der Freikirchen beleuchten. U.a. wird Reinhold Eichinger vom Bund Evangelikaler Gemeinden im Blick auf das 500- Jahr-Gedenken über die heimische Erinnerungskultur in den Freikirchen sprechen. Er hat in einer neuen Folge des Religionspodcasts "Wer glaubt, wird selig" die Geschichte der Täuferbewegung im 16. und 17. Jahrhundert in Österreich und Mähren nachgezeichnet und die Verbindungen zu den Freikirchen der Gegenwart erläutert.
Dritter Flügel der Reformation
Die Täufer waren im 16. Jahrhundert Teil des reformatorischen Aufbruchs. Sie bildeten neben den Lutheraner und Reformierten den dritten Flügel der Reformation. Die Täufer vertraten die Auffassung, dass nur die von mündigen Christen begehrte und an ihnen vollzogene Taufe dem Neuen Testament entsprechen würde. Die Taufe unmündiger Kinder lehnten sie ab. Von ihren Gegnern wurden sie bald negativ als "Wiedertäufer" bezeichnet. In Zürich vollzogen im Jänner 1525 u.a. Konrad Grebel, der einige Jahre zuvor in Wien studiert hatte, und Felix Mantz die erste Glaubenstaufe.
Die Täufer wollten sich nicht nur durch die Erwachsenentaufe, sondern ganz generell durch eine noch stärkere Ausrichtung allein an der Bibel von anderen Reformatoren absetzen. Aber allein schon die Erwachsenentaufe setzte Glaubensfreiheit voraus, die jedoch weder die Regierenden noch die anderen Kirchen gewähren wollten. So wurden die Täufer von Anfang an fast in allen Ländern schwer verfolgt, in die Flucht getrieben und zu Tausenden hingerichtet.
Ausgehend von der Schweiz verbreitete sich die Bewegung trotzdem über ganz Europa, schon nach kurzer Zeit auch in Österreich und in Mähren. Einer der ersten Protagonisten in Wien war Balthasar Hubmaier, einst römisch-katholischer Priester und einer der bedeutendsten Theologen der Täuferbewegung. Er wurde 1528 in Wien hingerichtet. Eine Gedenktafel am Stubentor erinnert daran.
Die südmährische Grafschaft Nikolsburg war eines der wenigen Refugien für viele tausend Täufer, die aus ganz Österreich dorthin flohen und täuferische Gütergemeinschaften, die Hutterischen Bruderhöfe, gründeten. Die Täufer wurden hier nach Jakob Hutter, der 1536 in Innsbruck hingerichtet wurde, Hutterer genannt. In Mähren lebten schließlich rund 20.000 Täufer, Bruderhöfe der Hutter gab es aber auch im Weinviertel, das auch "Ketzerwinkel" genannt wurde. Die Täufer wurden im 16. Jahrhundert immer wieder unterschiedlich lang und intensiv verfolgt, unter Kaiser Ferdinand II. mussten sie schließlich 1625 entweder zur katholischen Kirche konvertieren oder auswandern. Viele wählten die zweite Option.
Die Hutterer zogen weiter bis nach Russland, viele emigrierten später in die U.S.A., nach Kanada oder Paraguay. Die Täuferbewegung (Mennoniten, Hutterer, u.a.) ist der Vorläufer der heutigen Freikirchen. Diese umfassen nach eigenen Angaben weltweit ca. 680 Millionen Christen. Heute leben beispielsweise noch etwa 50.000 Hutterer in den USA und in Kanada auf großen Höfen mit bis zu 100 Bewohnern.