Profilierter Kirchenmann stand von 2005 bis 2017 an der Spitze der Erzdiözese Paris
Paris, 18.07.2025 (KAP/KNA) Der frühere Pariser Erzbischof, Kardinal André Vingt-Trois, ist tot. Er starb am Freitagnachmittag im Alter von 82 Jahren in Paris, wie sein amtierender Nachfolger Laurent Ulrich mitteilte. Vingt-Trois sei zuletzt gesundheitlich angeschlagen gewesen und nun friedlich eingeschlafen. Vingt-Trois leitete die französische Hauptstadtdiözese von 2005 bis 2017.
Vingt-Trois gehörte zu den profiliertesten Kirchenvertretern in Frankreich, galt als Ziehsohn seines Vorgängers Kardinal Jean-Marie Lustiger (1926-2007) und leitete von 2007 bis 2013 die Französische Bischofskonferenz. Fast seine gesamte Laufbahn absolvierte er in der Hauptstadt.
Am 7. November 1942 in Paris geboren, besuchte Vingt-Trois dort auch Schule und Priesterseminar. 1969 wurde er zum Priester geweiht, arbeitete in Pariser Pfarren und in der Banlieue, war Generalvikar und Weihbischof. Nach sechs Jahren als Erzbischof von Tours übertrug Papst Johannes Paul II. Vingt-Trois 2005 den Bischofsstuhl von Paris; einen der bedeutendsten in der katholischen Weltkirche. 2007 wurde er Kardinal.
Nicht abseits bleiben
Vingt-Trois zeigte sich überzeugt, dass die Kirche in der von Laizität und zunehmender Säkularisierung geprägten Gesellschaft Frankreichs nicht abseits bleiben dürfe; sie müsse versuchen, in einem Dialog Nichtglaubende und Zweifelnde zu überzeugen.
Immer wieder nahm Vingt-Trois zu politischen Fragen Stellung: etwa zu Embryonenforschung, Abtreibung oder Asylpolitik. Ein Spezialgebiet war das Thema Familie. Er äußerte sich zu Abtreibung, Ehe, Leihmutterschaft und Sterbehilfe, verfasste mehrere Bücher. Nicht nur die Missbrauchsskandale in der französischen Kirche, auch die Pariser Terroranschläge vom 13. November 2015 fielen in seine Amtszeit. Vingt-Trois mahnte mehr soziale Integration an, um Radikalisierung zu vermeiden.
2017 erkrankt
2017 erkrankte er an einer langwierigen Nervenentzündung, dem Guillain-Barre-Syndrom; die Erholungsphase dauerte mehrere Monate. Ende 2017 nahm Papst Franziskus Vingt-Trois' altersbedingtes Rücktrittsgesuch an. Derzeit sind 131 der 249 Kardinäle der Weltkirche in einem möglichen Konklave stimmberechtigt.
Frankreichs Präsidialamt stolperte zu Beginn über den ungewöhnlichen Namen des Pariser Erzbischofs: André Armand Vingt-Trois, übersetzt "Andreas Hermann Dreiundzwanzig". Es schrieb den Namen in einem Videoclip in römischen Ziffern "Kardinal XXIII". Doch nach diesem ersten Fauxpas gab es fortan keine Probleme mehr; Vingt-Trois blieb stets Vingt-Trois.