Vatikan-Journalist: Papst Leo setzt Kurs seines Vorgängers fort
18.07.202513:32
(zuletzt bearbeitet am 18.07.2025 um 13:33 Uhr)
Italien/Kirche/Papst/Leute
Insider Marco Politi: Neues Kirchenoberhaupt will Synodalitäts-Projekt von Franziskus zu seinem eigenen machen - Bisher positive Signale bei Vorgehen gegen Missbrauch
Rom, 18.07.2025 (KAP) Papst Leo XIV. hat sich bewusst für das Projekt Weltsynode entschieden, sagt der italienische Vatikanist Marco Politi. Im italienischen Internetportal ilfattoquotidiano.it kommentierte er diese Woche, der neue Papst hätte das Projekt Synodalität seines Vorgängers Papst Franziskus fallen lassen können. Stattdessen habe er aber beschlossen, "es zu seinem eigenen zu machen".
Die von Papst Franziskus angedachte kirchliche Versammlung im Jahr 2028 werde also stattfinden - nach Politi "eine Art Minikonzil". Der Journalist wertet das als "wichtigen Schritt im Prozess des Übergangs der katholischen Kirche von einer absolutistischen Monarchie zu einer partizipativen Gemeinschaft", die die ganze Vielfalt des Weltkatholizismus widerspiegele.
Einen weiteren Schwerpunkt setze Papst Leo im Kampf gegen Missbrauch, so Politi. Das zeige eine kürzlich getroffene Personalentscheidung: Der Papst habe den französischen Bischof Thibault Verny zum Präsidenten der Kommission für den Schutz von Minderjährigen gemacht. "Eine sehr bezeichnende Wahl", findet der Journalist. Denn der französische Episkopat sei einer der wenigen Episkopate der Welt, die eine unabhängige Kommission zur Untersuchung des sexuellen Missbrauchs in der Kirche zwischen 1950 und 2020 wollten.
Außerdem bringe der neue Präsident der vatikanischen Kommission Erfahrung aus der Leitung der französischen bischöflichen Kommission zur Bekämpfung des Missbrauchs mit. Mit der Wahl von Verny sende Papst Leo ein klares Signal im Hinblick auf die universellen Leitlinien, die die vatikanische Kommission ausarbeite, um die Bischöfe weltweit zu einem einheitlichen Verhalten zu führen.
Laut Politi versucht Leo XIV. auch, die Eröffnung des kanonischen Prozesses gegen den Mosaikpriester Marko Rupnik zu beschleunigen. Außerdem habe er angeordnet, dass alle Bilder von Rupniks Mosaiken von den Webseiten des Vatikans entfernt werden. "Ein klares Signal", so der Journalist. Gegen den früheren Jesuiten Rupnik hatten mehrere Ordensfrauen schwere Vorwürfe erhoben. Im Kern ging es um die Ausnutzung des geistlichen Amts für sexuelle Verführung.