Drusen im Südwesten berichten über Gräueltaten radikaler sunnitischer Milizen - Israel droht mit Konsequenzen - Berichte von Anschlägen auf griechisch-orthodoxe Kirche in Suweida
Damaskus/Jerusalem, 16.07.2025 (KAP/KNA) In Syrien gibt es womöglich neue Gräueltaten radikaler sunnitischer Milizen gegen eine religiöse Minderheit. Drusen in Israel und Syrien behaupten, die aktuelle Eskalation in den drusischen Bergen nahe der südwestlichen Stadt Suweida sei ein kalkulierter und orchestrierter Schachzug der neuen Regierung in Damaskus, wie die israelische Zeitung "Haaretz" (Mittwoch) berichtet.
Zu Wochenbeginn startete Israels Armee Raketenangriffe auf Panzer der syrischen Armee, als diese sich südlich von Damaskus in Richtung Suweida bewegten, eine überwiegend drusische Stadt mit rund 65.000 Einwohnern. Dutzende Fahrzeuge der syrischen Armee seien zerstört worden, hieß es. Die Regierung in Damaskus machte geltend, die syrische Armee habe in Suweida eingegriffen, um die Ordnung wiederherzustellen.
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Israel Katz drohten mit harten Konsequenzen, falls drusische Zivilisten zu Schaden kämen oder syrische Streitkräfte weiter in die Region vorrückten. Netanjahu telefonierte laut Bericht auch mit dem Führer der drusischen Gemeinschaft in Israel, Scheich Muwafak Tarif. Israels Armee teilte am Mittwoch mit, man beobachte die Entwicklung in der Region sehr genau.
Christliche Quellen berichteten zudem, die sunnitischen Kämpfer hätten auch die griechisch-orthodoxe Michaels-Kirche in Suweida getroffen und in Brand gesetzt. Bilder im Internet zeigen schwere Brandschäden. Diese Angaben waren jedoch zunächst nicht unabhägig zu überprüfen.
Die aktuelle Welle der Gewalt begann nach drusischer Darstellung am Sonntag. Am Dienstag gab es Berichte, dass fast 100 Drusen von sunnitischen Milizen erschossen und erstochen worden seien. Im Internet kursierten drastische Videos von verstümmelten Leichen, von Schlägen und Demütigungen angeblicher drusischer Gefangener. Die Bilder lösten Demonstrationen unter den Drusen in Israel aus.
Die Drusen sind eine aus dem ismailitisch-schiitischen Islam hervorgegangene Glaubensrichtung mit mystisch-esoterischen Elementen. Auch eine eigenwillige Deutung des Koran trennt sie von Muslimen. Sunnitische Extremisten betrachten die Drusen als Ketzer und werfen ihnen vor, mit dem früheren Assad-Regime kollaboriert zu haben.
Nach dem Sturz Assads durch die Rebellen im Dezember wurde im März die alawitische Gemeinschaft, der Assads Familie angehörte, Opfer von Massakern in ihrer Heimatregion im Nordwesten Syriens nahe der türkischen Grenze. Etwa 1.700 Alawiten wurden damals getötet.
Nach dem Sturz Assads übernahm Israel Gebiete auf der syrischen Seite der Grenze und stationierte dort Truppen. Israelische Luftangriffe richteten sich gegen Raketen und Waffenlager, damit diese nicht in die Hände der neuen Führung fielen. Allerdings stellt die Präsenz Israels auf syrischem Boden nach internationalem Recht einen Verstoß gegen die Souveränität des Landes dar.