Österreichweite Schweigeminute und Informationsangebote für Suchterkrankte - Hilfsstellen fordern, bestehende Angebote finanziell abzusichern und flächendeckend auszubauen - "Sucht als Erkrankung und nicht als persönliche Schwäche sehen"
Wien, 16.07.2025 (KAP) Mit einer Schweigeminute erinnern Suchthilfeorganisationen in ganz Österreich am internationalen Gedenktag für verstorbene Drogengebrauchende (21. Juli, 16 Uhr) an ihre verstorbenen Klientinnen und Klienten. Gemeinsam wird auf ihr Schicksal aufmerksam gemacht, um "politisch und gesellschaftlich die Weichen für eine verbesserte Suchthilfe zu stellen", hieß es in einer Aussendung der Caritas der Diözese Graz-Seckau. Wesentlich für eine Vielzahl an Maßnahmen sei, Sucht als Erkrankung und nicht als persönliche Schwäche zu sehen, so die Organisationen. Sie fordern von Verantwortlichen in Bund und Ländern, bestehende Angebote abzusichern und auszubauen. Am 21. Juli können sich Interessierte an öffentlichen Orten über ihre Angebote informieren.
"Die derzeitige Finanzierung vieler Projekte mit jährlich erneuerten Verträgen schafft Unsicherheit", so die Kritik. Wichtig sei auch der weitere Ausbau von Angeboten, die an unterschiedlichen Stellen ansetzen. Dazu zählten etwa "Safer-Use-Angebote" zur Risikominimierung beim Konsum, die Möglichkeit von "Drug Checking", um Substanzen auf Inhaltsstoffe analysieren zu lassen, auf suchterkrankte Menschen spezialisierte Notschlafstellen, Beschäftigungsangebote und Strukturen zur beruflichen (Re-)Integration sowie ein niedrigschwelliger Zugang zu medizinischer und psychosozialer Versorgung. Wie wichtig die unkomplizierte Wohnversorgung von wohnungslosen Suchterkrankten ist, betonten Dominik Ziegler und Matthias Waldhart vom Leitungsteam der Caritas-Notschlafstelle Mentlvilla in Innsbruck.
Die hohe Zahl an Drogentoten mache "deutlich, dass weiterhin großer Handlungsbedarf besteht", belegten die Organisationen mit Zahlen: Die jüngste verfügbare Statistik für Österreich zeige für 2023 mit 256 direkt drogenbezogenen Todesfällen "einen neuen traurigen Höchstwert der vergangenen zehn Jahre". Um Prävention und Versorgung zu verbessern, müssten Angebote frei von Stigmatisierung und Diskriminierung suchterkrankter Menschen gestaltet sein.
Aktionen
Mit einem Infostand am Feldkircher Bahnhof von 14 bis 16.15 Uhr stellt die Suchtarbeit der Caritas Vorarlberg am 21. Juli ihre Angebote vor. Auf dem Dornbirner Marktplatz ist "Ex&Hopp", Kontakt- und Anlaufstelle für Drogenkonsumentinnen und -konsumenten, von 15 bis 17 Uhr präsent, um mit Passantinnen und Passanten ins Gespräch zu kommen. "Do it yourself" in Bludenz plant ab 10 Uhr ein kleines Straßenfest mit der Möglichkeit des Gedenkens an Verstorbene nach Drogenkonsum.
In Graz wird das Team des Caritas "Kontaktladens" am 21. Juli von 12 bis 16 Uhr am Hauptplatz der Verstorbenen gedenken. Mitarbeitende bieten für Angehörige sowie Interessierte einen Raum des Austauschs. Informationsmaterial, Gesprächspartner und Vertreterinnen der Suchthilfe stehen bereit, um aufzuklären und Bewusstsein zu schaffen, hieß es. Ähnliche Aktionen finden beispielsweise in Wien, Klagenfurt, Innsbruck oder Wels statt. Beteiligt sind unter anderem die Suchtberatung der Caritas der Diözese St. Pölten, das Anton Proksch Institut - API Treffpunkt 1050, die Suchthilfe Wien, die Drogenberatung VIVA & Drogenstreetwork der Stadt Klagenfurt, die Suchthilfe Salzburg sowie der Drogenarbeitskreis Tirol.