Studie: Zwei von zehn Priestern zeigen depressive Symptome, zwei Prozent sind vom Burnout betroffen - Französische Bischöfe fordern verstärkte Prävention und mehr Aufmerksamkeit für das seelische Wohlbefinden von Priestern
Paris, 15.07.2025 (KAP) Eine Studie zur Gesundheit von Priestern in Frankreich zeigt besorgniserregende Zahlen: Zwei von zehn Priestern zeigen demnach depressive Symptome, zwei Prozent sind vom Burnout betroffen. Zudem leiden viele an Übergewicht oder weisen Anzeichen von Abhängigkeiten auf. Auch die berufliche Zufriedenheit ist laut dem Online-Portal "Vatican News" begrenzt: So gaben 40 Prozent der Priester ihre persönliche Erfüllung im Amt als "relativ niedrig" an. "All dies hat die Bischöfe alarmiert", sagte dazu der französische Bischof Benoît Bertrand. Angesichts hoher Belastungen ruft er zu besserer Unterstützung von Priestern auf. Konkret nannte der Bischof von Pontoise etwa ärztliche Betreuung, geistliche Begleitung und einfache Gesten der Aufmerksamkeit, wie gemeinsames Essen und Austausch.
Hintergrund ist eine im Jahr 2020 im Auftrag der Bischofskonferenz durchgeführte Studie, in deren Rahmen 6.300 aktive Diözesanpriester zu Themen wie psychische Belastung sowie körperliches und seelisches Wohlbefinden befragt wurden. Als Belastung für die Priester nannte Bertrand, der an der Untersuchung mitwirkte, folgende Faktoren: "Wir haben (mit Covid) eine schwere Gesundheitskrise durchlebt; dazu kommt die schwierige internationale Lage, die Herausforderungen, denen sich die Kirche gegenübersieht, und manchmal auch Skandale, die natürlich sehr traurig und unangenehm sind." Auch vom kürzlichen Suizid des 35-jährigen Jesuiten Don Matteo Balzano in der italienischen Diözese Novara zeigte sich der Bischof erschüttert.
Ein Priester, "dem es in seinem persönlichen Leben, in seinem spirituellen Leben, in seinem physischen oder psychischen Leben nicht gut geht", könne auch in seinem Amt nicht sehr glücklich sein. Was schließlich auch Auswirkungen auf die christlichen Gemeinschaften haben könne, merkte Bertrand an. Zwar gaben laut dem Bischof "mehr als 90 Prozent" der befragten Priester an, "in guter körperlicher Verfassung zu sein", doch die psychische Belastung und physischen Alarmsignale waren trotzdem hoch.
Als erste Konsequenz nannte Bertrand die Veröffentlichung der Studienergebnisse, um das Bewusstsein für das Thema zu stärken. Wichtig seien zudem regelmäßige Arztbesuche und Erholungszeiten - alles Bereiche, die viele Priester "schleifen lassen". Zudem seien zwischenmenschliche Beziehungen entscheidend, einerseits vonseiten des Bischofs und des Generalvikars, andererseits vonseiten der Gläubigen, die ebenfalls sensibilisiert werden müssten.
Aktuell sei man gewohnt, dass Priester ununterbrochen verfügbar seien und geduldig zuhören. Jedoch seien auch Priester "oft sehr zurückhaltende Menschen, denen es schwerfällt, ihre Schwächen, Leiden oder Schwierigkeiten zum Ausdruck zu bringen". Als Unterstützung nannte Bertrand gemeinsame Abendessen, zu denen Laien in Pfarren und Seelsorgeeinrichtungen die Priester einladen könnten. Viele Christen seien sehr aufmerksam, aber: "Die Priester selbst müssen sich auch darauf einlassen und bereit sein, sich mitzuteilen, wenn sie Schwierigkeiten haben."
"Wir sind keine Helden"
Auch Bischöfe seien nicht vor Erschöpfung gefeit, betont Bertrand: "Natürlich! Wir sind keine Helden." Die Französische Bischofskonferenz habe daher Besuche bei Bischöfen durch Mitbrüder und Laien angeregt, "um den Bischof zu treffen, ihm und seinen Mitarbeitern zuzuhören - als eine Hilfestellung für seine bischöfliche Sendung".
Sein einfaches Rezept gegen Überforderung: klare Grenzen. "Manchmal muss man den Mut haben, zu sagen: Hören Sie, es tut mir leid, aber das ist im Moment nicht möglich. Wir sehen uns in zwei Wochen, in einem Monat, in zwei Monaten wieder."