Gedenkfeier in Albuquerque mit Nobelpreisträgerin, Opfervertretern und Erzbischof warnt vor Sprengkraft moderner Waffen - Glockengeläut zum Zeitpunkt der "Trinity"-Tests
Washington, 15.07.2025 (KAP) Vertreterinnen und Vertreter unterschiedlicher religiöser und zivilgesellschaftlicher Gruppen haben am Montag (Ortszeit) bei einem interreligiösen Gedenken in Albuquerque im US-Bundesstaat New Mexico zur weltweiten Abschaffung von Atomwaffen aufgerufen. Anlass war der 80. Jahrestag des ersten Atombombentests der Geschichte, der am 16. Juli 1945 im Rahmen des sogenannten "Trinity"-Projekts in der Wüste von New Mexico durchgeführt wurde.
Die Veranstaltung unter dem Titel "80 Jahre und noch immer am Warten - Eine Welt ohne Atomwaffen" wurde von der Erzdiözese Santa Fe organisiert. Teilnehmende erinnerten an die weitreichenden gesundheitlichen und ökologischen Folgen des Tests in White Sands. In einem Umkreis von über 250 Kilometern waren die Auswirkungen spürbar - betroffen war insbesondere die lokale Bevölkerung, darunter viele Angehörige lateinamerikanischer und indigener Gemeinschaften.
Tina Cordova von der Initiative "Tularosa Basin Downwinders Consortium" kritisierte erneut die jahrzehntelange fehlende Anerkennung der Gesundheitsfolgen durch den Staat. Die Aktivistin, selbst Krebspatientin, begrüßte, dass New Mexico jüngst in das Entschädigungsprogramm "Radiation Exposure Compensation Act" (RECA) aufgenommen wurde. Die Zahlungen - in Höhe von 100.000 US-Dollar pro Anspruch - bezeichnete sie jedoch als unzureichend angesichts der persönlichen Verluste.
Kritik an Aufrüstung
Ira Helfand von der Internationalen Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN), Trägerin des Friedensnobelpreises 2017, warnte vor den heutigen nuklearen Bedrohungsszenarien. Die Sprengkraft moderner Waffen sei ein Vielfaches jener, die 1945 über Hiroshima und Nagasaki abgeworfen wurden. Ein großflächiger Einsatz könne innerhalb von Minuten Hunderttausende Menschenleben kosten.
Melissa Parke, Geschäftsführerin von ICAN und Friedensnobelpreisträgerin des Jahres 2017, forderte mehr Transparenz und eine ehrliche Aufarbeitung der Auswirkungen früherer Tests. Der Vertrag der Vereinten Nationen zum Verbot von Atomwaffen (TPNW), der bisher von 94 Staaten unterzeichnet wurde, sei ein Schritt hin zu echter globaler Sicherheit. Die USA gehören bislang nicht zu den Unterzeichnern.
Zu den weiteren Rednern gehörten Vertreterinnen und Vertreter der buddhistischen Friedensbewegung Soka Gakkai International, der Studierendeninitiative "Students for Nuclear Disarmament" sowie von "Nuclear Watch New Mexico". Kritik wurde auch an der fast zwei Billionen US-Dollar schweren Modernisierung des US-amerikanischen Atomwaffenarsenals geäußert.
Verpflichtung zur Wahrheit
Auch kirchliche Stimmen kamen zu Wort. Der Erzbischof von Santa Fe, John C. Wester, betonte die moralische Verpflichtung der Kirche zur Abrüstung - auch wenn dies mit Spannungen innerhalb der Gemeinden verbunden sei. "Bahnbrechend" sei dabei die Aussage des verstorbenen Papstes Franziskus gewesen, dass Atomwaffen unmoralisch seien. Der Vatikan unterstütze das Verbot von Atomwaffen ausdrücklich.
Auf Ebene der Pfarren stelle eine solche Haltung jedoch eine komplexe Frage dar, da manche Gläubige diese als politische Stellungnahme auffassen könnten. Wester verwies auf die schwierige Balance zwischen pastoraler Verantwortung und politischer Zurückhaltung, erklärte jedoch: "Wir sind aufgerufen, die Wahrheit zu sagen - und dürfen uns nicht davon abhalten lassen."
Die Veranstaltung endete mit einem gemeinsamen Gebet für Frieden und Gerechtigkeit. Erzbischof Wester erinnerte dabei an die Menschen, "die an den Rändern leben und täglich leiden", insbesondere jene, die zu Opfern atomarer Tests geworden seien. Er schloss mit der Hoffnung, dass die Gedenkveranstaltung "einen Funken entzündet, der den Frieden in unseren Herzen und in der Welt weiterträgt".
Beginn des Nuklarzeitalters
Der sogenannte Trinity-Test am 16. Juli 1945 war der erste erfolgreiche Atomwaffentest der Geschichte und markierte den Beginn des nuklearen Zeitalters. Durchgeführt wurde er im Rahmen des US-amerikanischen Manhattan-Projekts in der Wüste von New Mexico, nahe dem heutigen White Sands Missile Range. Die Explosion einer Plutoniumbombe entfaltete eine enorme Zerstörungskraft, die noch in über 250 Kilometern Entfernung spürbar war.
Bis heute dauern die Debatten um seine Folgen an. Obwohl rund eine halbe Million Menschen in der Umgebung lebten, wurden sie nicht vor möglichen Gesundheitsrisiken gewarnt. Der Test bereitete den Weg für den Abwurf der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki wenige Wochen später.
Zum 80. Jahrestag der ersten Atombombenzündung in der Wüste von New Mexico haben die Bischöfe des US-Bundesstaates für Mittwoch um 5:29 Uhr ein landesweites Läuten der Kirchenglocken angeordnet und zu einem Gebetsgottesdienst eingeladen. Der Tag - an dem in der Kirche auch das Marienfest "Unserer Lieben Frau von Karmel" gefeiert wird - möge mit Gebeten für Frieden und atomare Abrüstung begangen werden, hieß es.