Vor dem 7. Oktober 2023 zählte die christliche Gemeinde in Gaza 1.017 Mitglieder
Vatikanstadt, 12.07.2025 (KAP) Die christliche Gemeinde in Gaza befindet sich in einer akuten humanitären Krise. Rund 500 Männer, Frauen und Kinder leben derzeit im Gelände der einzigen katholischen Kirche der Heiligen Familie, wie das Online-Portal "Vatican News" am Samstag berichtete. Laut Pfarrer Gabriel Romanelli, Mitglied des Institutes vom Wort des Fleisches und Argentinier, beläuft sich der Preis für ein Kilo Mehl "etwa 18 Euro, Tomaten 23, eine einzelne Zwiebel bis zu 15 Euro. Für ein Kilo Zucker braucht man mindestens 100 Euro. Aber selbst wenn wir es wollten: Kaffee könnten wir nicht einmal bitter trinken - ein Kilo kostet nicht unter 250 Euro."
Seit dem 3. März seien sämtliche Hilfslieferungen gestoppt. Vorräte, die während einer früheren Waffenruhe eingelagert wurden, müssten streng rationiert werden. Immer wieder seien Bombardements in unmittelbarer Nähe der Pfarre zu hören, teils nur wenige hundert Meter entfernt.
Vor dem 7. Oktober 2023 zählte die christliche Gemeinde in Gaza 1.017 Mitglieder. Heute sind es noch etwa 500, die in den Räumen der Pfarre untergebracht sind. Rund 300 Menschen konnten über den Grenzübergang Rafah nach Ägypten ausreisen, 54 Christen starben im Krieg, darunter 16 bei einem Luftangriff auf die orthodoxe Kirche St. Porphyrius. Auch in der katholischen Gemeinde forderte der Konflikt Opfer: Im November 2023 wurde die 84-jährige Musikerin Elham Farah getötet, einen Monat später starben Nahida und ihre Tochter Samar. Weitere Christen, so Romanelli, seien durch fehlende Medikamente ums Leben gekommen. "Herzkranke, Diabetiker - Menschen, die ohne Hilfe nicht überleben konnten."
Etwa 50 Menschen mit Behinderung oder schweren Erkrankungen werden derzeit von Schwestern der Mutter-Teresa-Gemeinschaft betreut. Die Erschöpfung in der Gemeinde sei jedoch groß. "Wir haben das Gefühl, fast allein geblieben zu sein in dieser Gegend", so Romanelli.
Trotz allem betont Romanelli die zentrale Rolle des Glaubens: "Das Gebet ist das Einzige, was uns noch zusammenhält. Ohne das Gebet wären wir nicht so weit gekommen." Die Verbindung zur Weltkirche, sagt er, gebe Kraft. Anrufe von Papst Franziskus in den Abendstunden hätten der Gemeinde viel bedeutet. Auch das Wissen, dass weltweit über eine Milliarde Christen für sie beten, sei ein starker Trost. Romanelli appelliert eindringlich: "Lebensmittel, Medikamente und Treibstoff sind für uns genauso wichtig wie das Gebet. Aber ohne das Gebet hätten wir nicht bis heute durchgehalten- unser Gebet und eures. Wir zählen auf euch."