Kardinal Zuppi: Kirche muss die Anliegen der Menschen wahrnehmen
12.07.202510:18
Kroatien/Italien/Kirche/Kirchenaustritt
Vorsitzender der Italienischen Bischofskonferenz: "Brauchen Kirche, die mitten in den Schwierigkeiten der Welt präsent ist und die Fähigkeit hat, Bündnisse zu schließen, um Lösungen anzubieten"
Rijeka , 12.07.2025 (KAP/KNA) Kardinal Matteo Zuppi hat zu mehr Verständnis für Menschen aufgerufen, die sich von der Kirche abgewandt haben. Oft seien diese vorschnell verurteilt worden, ohne ihre Beweggründe wirklich zu verstehen, sagte der Erzbischof von Bologna und Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit dem Magazin "Zvona". In diesem Zusammenhang appellierte er, die Fragen und Anliegen der Menschen wahrzunehmen.
Zugleich erklärte der Kardinal, die Kirche werde vielfach als "distanziert, abwesend und gleichgültig" erlebt - insbesondere, wenn es um Fragen von Ungleichheit und Ungerechtigkeit gehe. Dabei sei gerade der Einsatz gegen solche Missstände ureigene Aufgabe der Kirche. "Deshalb brauchen wir eine Kirche, die mitten in den Schwierigkeiten der Welt präsent ist und die Fähigkeit hat, Bündnisse zu schließen, um Lösungen anzubieten", so Zuppi.
Darüber hinaus betonte er, ein "stärkeres Zusammenleben" sei heute nötiger denn je. Unterschiede dürften dabei nicht nivelliert, sondern müssten in einem gemeinsamen Miteinander ausgehalten werden. Was die aktuellen Herausforderungen für die Demokratie und die Instrumentalisierung des Christentums für politische Zwecke angeht, so betonte Zuppi, dass die Kirche zwar keine Politik betreibe, aber daran erinnere, dass der Mensch im Mittelpunkt der Gesellschaft stehen müsse. Deshalb brauche es mehr "Respekt für jeden Menschen, ebenso den Schutz des Lebens - von seinem Anfang bis zu seinem Ende und in allem, was dazwischen liegt. Es geht nicht nur um den Anfang und das Ende des Lebens", erklärte der Bischofskonferenz-Vorsitzende.