Madrid, 04.07.2025 (KAP/KNA) Die katholische Organisation Opus Dei ("Werk Gottes") bestreitet Vorwürfe, nach denen ihr stellvertretender Leiter an internationalem Frauenhandel beteiligt gewesen sein soll. Das spanische Internetportal "elDiario.es" hatte (Mittwoch) berichtet, der Priester Mariano Fazio sei Teil eines Systems gewesen, das mindestens vier Jahrzehnte lang in Argentinien arme Frauen als Arbeitskräfte ausgebeutet habe. Angeblich habe es mindestens 43 Opfer gegeben.
Das Internetportal beruft sich auf ein acht Seiten umfassendes Dokument vom 11. Juni, mit dem die argentinische Staatsanwaltschaft beantragte, Fazio zusammen mit vier weiteren Mitgliedern des Opus Dei zum Verhör vorzuladen. Bereits 2024 hätten die argentinische Staatsanwaltschaft gegen Menschenhandel (PROTEX) und die Nationale Staatsanwaltschaft für Bundesstraf- und Strafvollzugsangelegenheiten eine formelle Anklage gegen höchste Verantwortlichen des Opus Dei in Buenos Aires erhoben, so elDiario.es.
Das Portal zitiert eine Bolivianerin, die als Minderjährige rekrutiert worden sei und 31 Jahre in Rom und Buenos Aires als ständig verfügbares Dienstmädchen gearbeitet habe. Sie berichtet von psychologischer Unterwerfung und psychischen Problemen, die mit Antidepressiva und Schlaftabletten von dem Opus Dei nahestehenden Psychiatern behandelt wurden.
"Frei gewählte Berufung"
Wie "elDiario.es" am Donnerstag berichtete, weist das Opus Dei die Vorwürfe von Menschenhandel sowie Ausbeutung von Arbeitskräften zurück. Die Organisation schreibt, es sei überraschend, "dass die Klage in den Medien zunächst als Klage wegen Unstimmigkeiten bei den Sozialversicherungs- und Arbeitsbeiträgen begann". Dann sei sie "zu einer zivilrechtlichen Schadenersatzklage mutiert", und schließlich habe im August 2024 eine Person behauptet, Opfer von Menschenhandel gewesen zu sein.
Das Werk erklärt, für diese Anklage werde die "frei gewählte Berufung" dieser Frauen, die als "Auxiliar-Numerarierinnen" bezeichnet werden, "völlig aus dem Zusammenhang gerissen". Die Opus-Dei-Bezeichnung "Numerarier" leitet sich vom spanischen "Miembro numerario" (zählbares, ordentliches Mitglied) ab. Die Auxiliar-Numerarierinnen (Hilfskräfte der N.) widmen sich laut dem Statut des Opus Dei "hauptsächlich der Handarbeit oder häuslichen Aufgaben, die sie freiwillig als ihre eigene berufliche Tätigkeit übernehmen, am Sitz der Zentren des Werkes".
Ohne seinen Namen zu nennen, betont die Pressestelle des Opus Dei, es sei nötig und wichtig, dass Fazio und die anderen angeklagten Personen "ihr Recht auf Verteidigung wahrnehmen und zum ersten Mal ihre Version des Sachverhalts darlegen können, um die Situation endgültig zu klären".
Katholische Laienbewegung
Das Opus Dei wurde 1928 vom später heiliggesprochenen spanischen Priester Josemaria Escriva de Balaguer (1902-1975) als katholische Laienbewegung gegründet. Weltweit gehören dem Werk rund 90.000 Laien sowie etwa 2.000 Priester an. Die Mitglieder des Opus Dei sind gehalten, ihr Leben auch durch Askese und körperliche Kasteiung zu heiligen und die Gesellschaft durch ein konsequent christliches Leben zu prägen.
Die meisten Mitglieder gibt es in Spanien. Die Mitglieder, von denen es mehr Frauen als Männer gibt, sind zu 74 Prozent verheiratet; 26 Prozent leben zölibatär. Innerhalb und außerhalb der Kirche gab es wiederholt Kritik an Struktur und Menschenbild des Opus Dei. Eine 2022 von Franziskus beauftragte Neufassung ihrer Statuten hat die Personalprälatur Mitte Juni im Vatikan zur Prüfung eingereicht.