Pilgergästehaus startet mit 10. Juli Nächtigungsbetrieb - Interim-Rektor Maier: ""Es ist schwer, Außenstehenden zu vermitteln, dass hier zwei Tage nach einem Raketenangriff wieder völlige Normalität herrschen kann"
Jerusalem/Wien, 04.07.2025 (KAP) Das wegen der Kampfhandlungen zwischen Israel und dem Iran seit Mitte Juni vorübergehend geschlossene Österreichische Pilger-Hospiz in der Jerusalemer Altstadt nimmt seinen Betrieb wieder auf. Schon seit einer Woche ist das hauseigene Kaffeehaus "Café Triest" wieder geöffnet. Mit 10. Juli soll auch der Nächtigungsbetrieb wieder aufgenommen werden, teilte der interimistische Rektor Lucas Maier auf der Facebook-Seite des Pilgerhauses an der Via Dolorosa sowie gegenüber der Zeitung "Kurier" (Freitag) mit.
"Strandurlaub kann man überall machen. Wer biblische Stätten sehen will, muss nach Israel und Jerusalem", zeigte sich Maier zuversichtlich, dass Pilgerinnen und Pilger ins Heilige Land zurückkehren werden, auch wenn es dafür Zeit brauche. Ein Problem sei, dass nach wie vor in vielen Ländern, auch in Österreich, eine Reisewarnung für Israel gilt, so der Pilgerhaus-Leiter im "Kurier"-Gespräch. Dabei habe Israel nach dem Waffenstillstand alle Einschränkungen rasch aufgehoben: "Es ist schwer, Außenstehenden zu vermitteln, dass hier zwei Tage nach einem Raketenangriff wieder völlige Normalität herrschen kann."
Das 1854 gegründete "Österreichische Pilger-Hospiz zur Heiligen Familie in Jerusalem" mit 124 Betten ist das älteste nationale Pilgerhaus im Heiligen Land. Schon Pandemie und zuletzt der Gaza-Krieg nach dem Terror-Angriff der Hamas auf Israel im Oktober 2023 hatten das kirchliche Gästehaus wegen der Folgen für den Pilger-Tourismus in den vergangenen Jahren vor riesige finanzielle Herausforderungen gestellt. Der Weiterbetrieb wurde durch Rücklagen und Spenden gedeckt.
Mitte Juni hatte das Pilger-Hospiz dann erneut vorübergehend den gesamten Betrieb eingestellt - auch weil Checkpoints Richtung Westjordanland geschlossen wurden und die Altstadt von der Polizei abgeriegelt wurde. "Nur Anrainer durften hinein, deswegen war kein Betrieb möglich", so Maier im "Kurier". Für das im muslimischen Viertel der Altstadt liegende Haus seien die zwölf Tage Kampfhandlungen mit dem Iran die herausforderndste Zeit seit vielen Jahren gewesen, "sogar schlimmer als Corona".
Das Österreich-Hospiz in Jerusalem geht in seinem Wirken deutlich über die Funktion als reine Pilgerherberge hinaus. Es ist in Jerusalem auch als Kulturträger, Bildungseinrichtung und Ort des Dialogs unter Kulturen und Religionen positioniert. Das verdeutlichten auch die Wochen nach dem Hamas-Terror vom 7. Oktober 2023, wie Rektor Maier schilderte: "Auch in den dunkelsten Wochen danach im Oktober und November saßen hier in unserem Kaffeehaus jüdische und arabische Studierende Tisch an Tisch. Das ist eine Seltenheit in Jerusalem."