Einen Tag brauchte Peking, um auf den Tod des Papstes zu reagieren - Die kommunistische Führung sieht Fortschritte in den Beziehungen zum Vatikan - Franziskus hatte das allerdings viel Kritik eingebracht - Hintergrundbericht von Andreas Landwehr
Peking, 22.04.2025 (KAP/KNA) China hat die Kooperation mit dem Vatikan und den Annäherungskurs von Papst Franziskus gewürdigt. In einer Reaktion zum Tod des Kirchenoberhauptes sagte Außenamtssprecher Go Jiakun am Dienstag in Peking: "In den vergangenen Jahren haben China und der Vatikan konstruktive Kontakte aufrechterhalten, einen nützlichen Austausch gepflegt und umfassende Kommunikation zu internationalen Themen geführt."
"China ist bereit, gemeinsam mit dem Vatikan an der kontinuierlichen Verbesserung der Beziehungen zwischen China und dem Vatikan zu arbeiten", sagte der Sprecher. Nach der Todesnachricht, die am Ostermontag zunächst von staatlicher Seite noch unkommentiert verbreitet worden war, hatten viele Katholiken in China innegehalten und für den verstorbenen Papst gebetet.
In Sozialen Medien hieß es "Er ist eine gute Person" oder "Die Welt nimmt Abschied von einem leidenschaftlichen religiösen Führer!". Der Papst habe die Grenzen des Glaubens "mit seiner Lehre der Liebe und Toleranz" überwunden, kommentierten Nutzer. Er habe an der Seite verletzlicher Gruppen gestanden und sich für den Frieden eingesetzt.
Kein Papst hat jemals China besucht. Aber 2014 durfte Franziskus als erstes katholisches Kirchenoberhaupt durch den chinesischen Luftraum fliegen, als er auf dem Weg nach Südkorea war. Er sandte aus der Luft eine Grußbotschaft und übermittelte Staats- und Parteichef Xi Jinping und allen Chinesen "meine besten Wünsche". Er rufe "den göttlichen Segen des Friedens und des Wohlergehens für die Nation herab". Zuletzt kam der Pontifex China schon ziemlich nahe, als er 2023 in der Mongolei war und viele chinesische Katholiken anreisten. Doch sein großer Wunsch, als erster Papst China besuchen zu können, blieb unerfüllt.
Umstrittene Annäherung
Franziskus verfolgte eine umstrittene Annäherung an die kommunistische Führung, die seit ihrer Machtübernahme 1949 die katholische Kirche verfolgt hat. Es gibt schätzungsweise zehn Millionen Katholiken in China. Die von der Kommunistischen Partei eingesetzte offizielle Staatskirche, die als "Patriotische Vereinigung" organisiert ist, erkennt den Papst nicht als Oberhaupt an. Parteichef Xi verfolgt eine "Sinisierung", mit der religiöse Lehren und Praktiken in Einklang mit seiner kommunistischen Ideologie gebracht werden.
Die Katholiken, die dem Papst treu bleiben und die Unabhängigkeit der Kirche verfolgen, gehören der Untergrundkirche an. Es dürften Millionen sein, auch wenn die Mehrheit in der Staatskirche ihrem Glauben nachgeht. Viele Gläubige, die in den offiziellen Kirchen zu finden sind, zeigen aber auch hinter vorgehaltener Hand religiöse Treue zum Papst, was offen nicht möglich ist.
Ein großer Streitpunkt zwischen Peking und dem Vatikan ist die Ernennung von Bischöfen in China - also die Ausübung der Autorität über die katholische Kirche, die sich weder der Vatikan noch Peking aus der Hand nehmen lassen wollen.
Fünf Jahre nach seiner Wahl zum Papst förderte Franziskus ein kontroverses Abkommen mit China, dessen Details geheim geblieben sind. Es dreht sich um die Kooperation bei der Ernennung von Bischöfen. Danach besitzt der Papst wohl die letzte Entscheidung, auch wenn die Bischöfe von der Staatskirche ausgewählt werden. Es hagelte scharfe Kritik, weil ein "Ausverkauf" der Untergrundkirche und eine "Unterwerfung" unter Pekings Herrschaft beklagt wurde.
Vereinbarung mit Peking verlängert
Obwohl selbst der Vatikan nicht ganz zufrieden mit der Umsetzung war, wurde die Vereinbarung im Oktober 2024 verlängert - nicht wie vorher um zwei, sondern um vier Jahre. Außenamtssprecher Guo unterstrich, dass das Abkommen aus chinesischer Sicht "reibungslos umgesetzt" worden sei.
Er bekräftigte auch die Forderung, dass der Vatikan seine diplomatische Anerkennung Taiwans aufgeben müsse. Peking betrachtet die demokratische Inselrepublik als Teil der Volksrepublik, obwohl sie nie dazu gehört hat und seit Jahrzehnten unabhängig regiert wird. Wegen des Drucks aus Chinas erkennt außer dem Vatikan nur eine Handvoll von Staaten Taiwan als unabhängigen Staat an.
Mit seinem Annäherungskurs will der Papst die katholische Kirche in China vereinen und die Spaltung aufheben. Aber Kritiker warnen, dass sich die Vertreter der Untergrundkirche damit der Staatskirche unterordnen und die Katholiken sich dem Diktat der Kommunistischen Partei unterwerfen müssten.