Trauerbeflaggung in Jordanien, Zurückhaltung in Israel, in Sozialen Netzwerken gar offene Ablehnung - Korrespondentenbericht von Andrea Krogmann
Jerusalem, 22.04.2025 (KAP/KNA) Die Welt reagiert seit Montag mit Trauer und Anteilnahme auf den Tod von Papst Franziskus. Das Heilige Land, das er zum Ziel einer seiner ersten offiziellen Reisen machte, reagiert indes gespalten. Jordanien hat eine dreitägige Trauerbeflaggung angeordnet, Palästinenserpräsident Mahmud Abbas beklagte den Verlust eines "treuen Freundes des palästinensischen Volkes". Doch in Israel herrscht weitgehend Zurückhaltung.
Öffentliches Bedauern äußerte zwar Präsident Isaac Herzog, der Franziskus als Mann des Friedens und des interreligiösen Dialogs würdigte. Innenminister Mosche Arbel rief derweil den Lateinischen Patriarchen von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa an, wie dieser am Dienstag bestätigte. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und der Rest der Regierung blieben jedoch auffällig still - ebenso das israelische Oberrabbinat.
Immerhin die für die Verwaltung der heiligsten jüdischen Stätte Jerusalems zuständige "Western Wall Foundation" erinnerte zum Tod des Papstes an dessen "historischen Gebetsmoment". Gemeint ist sein Auftritt vom Mai 2014 an der Klagemauer.
Auch in den meisten israelischen Medien fand der Tod des katholischen Kirchenoberhaupts Beachtung. Berichterstattung und Kommentare waren geprägt von dem als schwierig wahrgenommenen Verhältnis zu Israel. Mit Blick auf den jüdischen Staat sei "der moralische Kompass des Papstes immer wieder ins Wanken" gekommen, schrieb etwa die "Jerusalem Post".
Schon die Nahost-Reise des Papstes 2014 hatte in bestimmten israelischen Kreisen für Kritik gesorgt, weil Franziskus von Jordanien aus mit dem Hubschrauber nach Bethlehem und von dort aus weiter nach Israel reiste. Für Irritationen sorgten zudem seine Gesten auf palästinensischer Seite der israelischen Sperranlage zu den besetzten Gebieten. Für die "Jerusalem Post" war diese Reise "gespickt mit symbolischen Gesten, die ein Gleichgewicht suggerieren sollten, wo es keines gab".
Vor allem aber die Äußerungen des Papstes zum anhaltenden Gaza-Krieg stießen in Israel auf viel Unverständnis. Einer der beiden Oberrabbiner Israels, David Yosef, hatte Franziskus zuletzt im November dafür kritisiert, Israel unter den Verdacht eines Völkermords zu stellen. Während der Papst eine Untersuchung des israelischen Vorgehens in Gaza gefordert habe, fehle eine vergleichbare Aufforderung zum Hamas-Terrorangriff auf Israel vom 7. Oktober 2023. Damit stelle sich der Pontifex auf die Seite der Gewalttäter anstelle der Opfer.
Auch die Zeitung "Israel HaYom" geht auf die Differenzen zwischen Papst und jüdischem Staat ein. "In Israel wird er vor allem für seine entschiedenen Aussagen gegen den Krieg im Gazastreifen in Erinnerung bleiben", so das Fazit des Blattes. Als "Israels schärfster Kritiker" geht der verstorbene Papst in die Archive von Kanal 14 ein. Schon seit 2013 sei Franziskus dafür bekannt gewesen, so der regierungstreue Sender.
Ein Blick in die Beiträge israelischer User in den Sozialen Netzwerken zeigt überdies ein mehrheitlich ablehnendes Bild. Dort reichen die Kommentare zum Tod des Kirchenoberhaupts von verächtlichen Bemerkungen wie "Endlich gute Nachrichten" bis zu handfesten Beleidigungen. Unter anderem wird der Tote als "psychotisch", als "Judenhasser", als Antisemitismus-Unterstützer sowie als pädophil geschmäht.