Spitzen der Bischofskonferenzen-Vertretungen CCEE und COMECE würdigen verstorbenen Papst als "großer Zeugen unserer Zeit" und Mahner an "prophetische Berufung Europas"
Brüssel, 22.04.2025 (KAP) Als einen "europäischen Papst", der trotz seiner argentinischen Herkunft dem Kontinent Europa entscheidende Inspiration für die Bewältigung heutiger Herausforderungen gegeben hat, ist der am Ostermontag verstorbene Franziskus von den beiden Vertretungen der Bischofskonferenzen der Region gewürdigt worden. Der Pontifex sei mit dem Heimatkontinent seiner Vorfahren tief verbunden gewesen, spürbar bei seinen Reisen in Europa und auch durch zahllose Appelle für ein Kriegsende in der Ukraine, würdigte ihn der Präsident des Rates der europäischen Bischofskonferenzen (CCEE), Gintaras Linas Grusas.
In seinen letzten Ansprachen habe Franziskus von einer prophetischen Berufung Europas gesprochen, das "Geschenk des Friedens" wiederzuerlangen, so der Erzbischof von Vilnius. "Wir wissen, dass der Papst sich auf die christliche Idee des Friedens bezog, auf die Ruhe, nach der wir alle streben, im Bewusstsein, dass Frieden nicht nur die Abwesenheit von Krieg ist und auch nicht sein kann."
Franziskus habe Europa zudem "aufgefordert, sich selbst neu zu entdecken, er hat vor dem demografischen Winter gewarnt, der unseren Kontinent heimsucht, er hat die Rolle der Familie betont, er hat die ,Kultur der Verschwendung' verurteilt, die in der modernen Kultur leider sehr präsent ist", so der CCEE-Vorsitzende über die zentralen Botschaften des Kirchenoberhaupts an den Kontinent. Der litauische Geistliche appellierte in diesem Sinne selbst: "Machen wir uns die prophetischen Worte von Papst Franziskus zu eigen und nehmen wir sie als ein Vermächtnis für die Kirche in Europa."
Weiters habe Franziskus auch vielfach an die Patrone und Heiligen Europas erinnert, die auch heute Vorbild sein könnten, unterstrich Grusas: "Sie begannen bei sich selbst, indem sie ihr Leben änderten, indem sie die Gnade Gottes annahmen. Sie machten sich keine Gedanken über dunkle Zeiten, Widrigkeiten und manche Spaltung, die es immer gibt. Sie verschwendeten keine Zeit mit Kritik und Schuldzuweisungen. Sie haben das Evangelium gelebt, ohne Rücksicht auf Relevanz und Politik".
EU-Bischöfe: Mutmacher für Dialog
Eine Würdigung für die Führungsrolle von Franziskus, der die Kirche "mit Mut und Kraft durch Jahre globaler Krisen" geführt habe, kam vom Präsidenten der Kommission der Bischofskonferenzen in der Europäischen Union (COMECE), Mariano Crociata. Der verstorbene Papst sei "einer der großen Zeugen unserer Zeit" gewesen, "geliebt und geachtet auch von Nichtgläubigen", wobei seine Stimme "mit Einfachheit und Tiefe durch konkrete Zeichen der Liebe, des Zuhörens und der Nähe zu den Herzen" gesprochen habe.
Der Pontifex aus Argentinien habe sich mit Vehemenz für den europäischen Dialog eingesetzt: "Der Papst hat uns ermutigt, mit Entschlossenheit unsere Mission des Dialogs mit den Institutionen der Europäischen Union weiterzuführen", so Crociata. Davon gezeugt hätten unter anderem regelmäßige Treffen zwischen COMECE und dem Vatikan unter Franziskus, persönliche Audienzen und die Teilnahme des Papstes an Schlüsselveranstaltungen wie dem Besuch im EU-Parlament 2014 oder der Konferenz "(Re)Thinking Europe" 2017.
Der italienische Bischof erinnerte an besonders einprägsame Momente des Pontifikats, wie etwa den einsamen Gebetsmoment des Papstes auf dem regennassen Petersplatz während der Corona-Pandemie, seine Reisen in die Amazonasregion und in den Irak sowie seine leidenschaftlichen Aufrufe für Ökologie, Frieden und Geschwisterlichkeit. Besondere Erwähnung fanden die Enzykliken Laudato Si' und Fratelli Tutti, in denen Franziskus neue Maßstäbe für Nachhaltigkeit und globale Solidarität gesetzt habe. Auch seinen Einsatz gegen sexuellen Missbrauch und für einen synodalen Stil in der Kirche hob Crociata hervor.
"Im Gedenken an Papst Franziskus und im Licht seines Beispiels werden wir unsere Arbeit für die Kirche und das Gemeinwohl Europas mit neuer Hingabe fortsetzen", betonte auch Crociata.